Das grüne IPCC Ritual nahm auch gestern seinen gewohnten Lauf: Am Ende, nach tagelangen Verhandlungen, einigten sich Regierungsvertreter und Klimaexperten aus 130 Ländern auf die erwartungsmäß apokalyptisch ausgemalte Vorhersage globaler Klimakatastrophen. Die Menschheit hat demnach in den nächsten Jahrzehnten ein ganzes Heer von apokalyptischen Reitern zu erwarten: Hungerskatastrophen, Überflutungen, Kulturzerstörungen, Massenflucht, Genozid, Kriege, Bürgerkriege. Kurz gesagt: „Der Erde droht der Klima GAU. Milliarden Menschen sind vom Klimawandel bedroht….“
Willkommen im modernen Mittelalter! Prophezeiungen weltweiter Katastrophen, Hungersnöte, Klimakriege und tödlicher Krankheitserreger sind wieder auf der Tagesordnung von Regierungen in aller Welt. Nach 300-jähriger Unterbrechung sind endzeitliche Panikmache und moralischer Totalitarismus dabei, die letzen Reste aufklärerischer Skepsis zu beerdigen.
Die Apokalypse ist - wie so oft in den düster-manichäischen Epochen des Abendlandes - wieder einmal der allgemeine Konsensus politischer und akademischer Eliten. Diesmal allerdings ist die Androhung der bevorstehenden Weltkatastrophe nicht ein religiöses Unheilsverprechen, dem Sünder nur mit Ablasszahlungen an die Kirchenkiste entrinnen können . Heute sind es ranghohe Regierungsbeamte und Regierungswissenschaftler, die sich von der Prophezeiung weltweiter Katastrophen eine Stärkung der Staatsgewalt, eine Zurückdrängung der freien Marktwirtschaft und deutlich höhere Forschungsgelder versprechen.
Ob das grosse, international jetzt abgesegnte Angstmachen allerdings auf Dauer aufrechtzuerhalten sein wird, darf bezweifelt werden. Zwar beteuern jetzt alle Regierungen, man nehme den Klimawandel sehr, sehr ernst, usw, usf. Selbst China, Kanada und die USA haben längst die europäische Poker-Taktik übernommen, viel über den Klimawandel zu reden, aber nichts wirklich Effektives zu unternehmen. Internationalen Beobachtern ist ja nicht entgangen, daß selbst die EU keineswegs bereit ist, wegen spekulativer Wettervorhersagen ihre wirtschaftliche Konkurrenzfähigkeit und politische Stabilität aufs Spiel zu setzen.
Allerdings erweist sich der europäische Klima-Bluff (zitiere zehnmal am Tag das Kyoto Protokoll, schweige indes über die kontinuierlich steigenden CO2 Emissionen) jetzt als ein diplomatisches Handicap. Denn alle Regierungen der Welt haben das gleiche grüne Pokerface aufgesetzt und beteuern, es sei ihnen sehr ernst (diesmal wirklich, wirklich!). So bliebt es ungewiß, wer beim anstehenden G8 Klimagipfel den Sieg im PR Pokerspiel davontragen wird. Aller Voraussicht nach, wird sich jede Regierung als die grünste aller Regierungen und als eigntlicher Gewinner deklarieren. Das Bluffen gehört nunmal zu den Grundregeln heutiger Klimadiplomatie.