Thilo Schneider / 25.07.2018 / 16:00 / 13 / Seite ausdrucken

Gleiches Links vor Rechts für Alle!

Sie kennen das vielleicht: Sie lesen in der Zeitung, dass eine Person beim Überqueren einer Ampel überfahren wurde und denken sich dann: „Oh, verdammt. Da hat es sicher wieder einen LGBTQ-Menschen erwischt!“ Das müssen sie in Zukunft nicht mehr denken, zumindest nicht, wenn es sich um eine Regionalmeldung aus Frankfurt handelt. Da wurde nun die erste LGBTQ-Ampel aufgestellt.

Zumindest in Frankfurt sind also die Zeiten vorbei, in denen Schwule und Lesben ratlos vor Ampeln standen und sich überlegt haben, ob das lustige Lichtzeichen nun auch für sie gilt oder nicht. Die Achse berichtete ja bereits.

„Holla!“, werden Sie jetzt sagen, „das ist doch Schwachsinn. Also nicht das mit der Ampel. Was Sie da schreiben, ist Schwachsinn! Es geht doch nicht darum, dass Schwule und Lesben bisher zu doof waren, eine Fußgängerampel zu überqueren. Das hätte ja auch die Community ausgedünnt. Es geht doch um ein (Licht-)Zeichen für Toleranz und Vielfalt!“ Mir persönlich wäre jetzt zwar nicht klar, warum ein derartiges Ampel-Symbol „ein Zeichen für Toleranz und Vielfalt“ sein soll – zumal ich trotzdem bestraft werde, wenn ich statt der erlaubten 50 km/h 69 km/h fahre, um ebenfalls ein „Zeichen für Toleranz und Vielfalt“ zu setzen – aber ich bin wahrscheinlich auch nur ein alter konservativer Sack, der sich über behördlichen Blödsinn zu Lasten seiner Steuergelder aufregt. Aber bitte: In Mainz gibt es ja auch eine „Mainzelmännchenampel“, in Bremen eine „Stadtmusikantenampel“ und in Trier eine „Karl-Marx-Ampel“ (auf der Karl Marx ein bisschen wie Martin Schulz aussieht). Wenn diese drei Städte Ampeln mit Märchen- und märchenhaften Figuren aufstellen, dann kann das Frankfurt am Main aber schon sowas von lange! 

„Schau mal Schatz, eine Ampel nur für uns alleine“

Und seien wir doch mal ehrlich: Wer die glücklichen Gesichter von homosexuellen Paaren und das verliebte „Schau mal Schatz, eine Ampel nur für uns alleine“ hat wispern hören, der weiß, dass hier Recht getan wurde. Gut, ich habe jetzt noch niemanden glücklich gucken und wispern hören, aber ich kann das auch nicht ausschließen. Ich habe aber einen Vater zu seinem kleinen Sohn „wenn die beiden Schwuletten grün werden, darfst du gehen“ sagen hören, aber das fand ich irgendwie auch diskriminierend.

Nur: Speziell für solche Väter wurden und werden ja derartige Ampeln aufgestellt. Damit sie Toleranz und Vielfalt lernen. Von daher würde ich Ampeln mit Bildern von bekopftuchten Frauen (he Berlin: Übernehmen Sie!) auch begrüßen, befürchte aber, besonders unter den besonders männlichen Menschen mit Penis unter den Neu-Hinzugekommenen würde es mehr Todesopfer geben, weil die sich garantiert nichts von Frau befehlen lassen. Auch, wenn sie nur auf einer Ampel herumsteht und geht.  

Ich dachte ja früher auch einmal von mir, ich sei liberal und es sei mir egal, ob jemand homosexuell, heterosexuell, bisexuell, metrosexuell oder sexuellsexuell sei. Seit Bento, dem CSD und den Grünen weiß ich aber, dass mir das gar nicht egal sein darf! Es muss mir wichtig sein! Denn wenn mir egal ist, welche Sexualität ein Mensch hat, dann leiste ich bereits einen Beitrag zur Diskriminierung, schlicht schon durch Desinteresse. Wer wegschaut, der macht sich schuldig. An irgendetwas. Und deswegen brauche auch ich als alter konservativer Sack eine Homampel, schlicht, damit ich mir beim Überqueren der Straße Gedanken mache, warum Homosexuelle immer noch so irgendwie diskriminiert werden und beim Käsekuchen im Café Hauptwache keinen Sexualitätsnachlass bekommen, wenn sie sich schon unter älteren heterosexuellen Frauen tummeln müssen.

Deswegen also auch her mit Frauen auf den „Vorsicht Baustelle“-Schildern und, ich bitte darum, her mit den „Männern mit Hut und Kind an der Hand“ auf dem Verkehrszeichen 239 nach STVO . Das sieht dann vielleicht etwas pädophil und ein bisschen krank aus – aber ich will jetzt auch endlich mein Verkehrssymbol haben! Das sollte dem Staat die 33 Euro wert sein! Gleiches Links vor Rechts für Alle! Es lebe die Vielfalt!

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Leserpost

netiquette:

Reinhard Aschenbrenner / 25.07.2018

Wie immer wunderbar witzig geschrieben. Sie lassen einen die alltäglichen Wahnsinn leichter ertragen.

Wilfried Cremer / 25.07.2018

Homosexuelle suchen (und bekommen mittlerweile) öffentlichen Dauerschleim serviert. Wer Stolz auf seine Fahne schreibt und Zweifel daran töten will, der ist so drauf.

peter luetgendorf / 25.07.2018

Sehr geehrter Herr Schneider, welche Herren kennen Sie, die einen Hut tragen? Die Ampelmännchen und Frauchen sind doch nur wieder ein Beweis für die lang andauernde Abwesenheit deutschen Humors. Gruß P.S. Einfach mal netflix gucken

Mike Loewe / 25.07.2018

Die Achse schätze ich dafür, dass sie relevante Themen oft intelligent behandelt, was nur wenige Medien tun. Relevant sind z.B. politische Entscheidungen, die das Land in kurzer Zeit irreversibel sehr stark verändern und/oder Unsummen an Geld verschwenden. Hin und wieder sind jedoch Artikel dabei, die überflüssige Energie zu verschwenden scheinen und der Achse eher schaden als nützen, indem sie sie in ein schlechtes Licht rücken. Oder anders ausgedrückt: was sind die vielleicht 50 Euro für ein Abdeckglas einer Verkehrsampel mit Comic-Motiv gegen die 78 Milliarden Euro, die in wenigen Jahren für Millionen Flüchtlinge ausgegeben wurden, die gar keine sind, aber das Land kulturell extrem verändern werden?

E. Albert / 25.07.2018

Es nervt nur noch, wie in diesem Land STÄNDIG auf alle möglichen Minderheiten und Randgruppen eingegangen wird und ALLEN soll es recht gemacht werden! Kümmert sich zur Abwechslung auch mal wieder jemand um die Belange des “normalen Durchschnittsbügers” und Steuerzahlers, der den ganzen Mist am Ende bezahlen muss?! Zu tun gäbe es da ja genug: Pflege, Rente, Infrastruktur, Digitalisierung und der sich dadurch verändernde Arbeitsmarkt, KITA Plätze etc.! Bleibt ALLES auf der Strecke! Wo ist die Agenda 2040 für dieses Land?! Oder haben wir bis dahin kein eigenes Land mehr??? Wahrscheinlich haben sich die meisten bis dahin sowieso einfach “zu Tode amüsiert”! Die Letzten machen dann bitte das Licht…pardon, die Energiesparlampe aus!

Sabine Schönfelder / 25.07.2018

Selbst für einen Aprilscherz ist diese Frankfurter Schwulen und Lesbenampel zu grotesk, um wahr sein zu können! Aber auf unsere irrwitzigen Realitätsverweigerer und grünen Geistesgrößen ist Verlaß. Gestern warb die hessische Umweltministerin im Fernsehen für Windkraftanlagen im Wald mit folgender Begründung : Man muß den Wald (mit Windindustrieanlagen) zerstören, um die Bäume zu retten! Noch Fragen? Ihre humorvolle Darstellung läßt einem das Elend leichter ertragen.

Klaus Klinner / 25.07.2018

Ich verstehe die Welt jetzt überhaupt nicht mehr. Einmal bekomme ich erzählt, dass es so etwas wie ein determiniertes Geschlecht gar nicht gäbe und dass ich Sexist bin, wenn ich nur von einer nackten Frau träume. Nun beginne ich mich gerade daran zu gewöhnen, dies jeden Tag neu auszuhandeln. Was übrigens eine hohe Vielfalt sichert. Und im nächsten Moment soll ich gnadenlos Rücksicht auf die jeweilige Sexualität der Anderen nehmen, um ... ja wozu eigentlich? Dann habe ich ja nur noch damit zu tun, um zu verstehen ob mein Gegenüber heute gerade hetero, homo, quer oder sonstwie ist. Das ist schlicht zu anstrengend! Also, selbst ist der Mann/die Frau! Das erspart Streß und Kopfschmerzen vom Grübeln.

Tobias Bot / 25.07.2018

Liebe Achse des Guten,werter Herr Schneider! Auch ihr müsst im Sommerloch nicht jeden Mumpiz aufgreifen….schätze Euch und Eure sonst sehr wertvollen und wichtigen Beiträge in der aktuellen Mainstreaminformationswüste sehr. Hab Euch lieb

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