Was ist denn heute auf der Achse los? Schon der zweite Artikel, der sich mit Magie und Wundern beschäftigt, mit Religion, Kirche und sonstigem Mirakelhaften. Ich habe schon so oft etwas zu Religion und Gottesglaube auf der Achse geschrieben mit Herzblut sogar und Engagement und geworben für Vernunft und Verstand, Logik und intellektuelle Redlichkeit. Ich bin ein Fan von Wissenschaft! Wissenschaft kann irren. Das gehört dazu. Aber sie entwickelt sich über den Irrtum empor, hinterfragt und überprüft sich ständig. Feststehende Dogmen, starre Glaubenssätze wie im Christentum gibt es nicht, sollte es nicht geben. Ich bin so froh über jeden Menschen von klarem Verstand, der sich nicht von vermeintlich Übersinnlichem den Kopf vernebeln lässt. Magisches Denken, irrationale Vorstellungen gibt es zuhauf, leider! Und Klugheit, Wissen, kritisch-rationales Denken zu wenig! Gefühle, Phantasie, Träume, Staunen, Demut, alles wunderschön und in keinem Gegensatz zur Wissenschaft. Im Gegenteil! Es ist eine Lust, den Geheimnissen des Lebens, den Naturgesetzen auf die Spur zu kommen, immer mehr zu lernen. Für mich gibt es kaum etwas Schöneres als einen klaren Sternenhimmel und ich danke der Astronomie für die vielen Entdeckungen, die uns kluge Geister ermöglichen. All unsere heutigen Errungenschaften, vom Fernseher bis zur Kopfschmerztablette, von der Wasserleitung bis zum Auto, haben wir dem Verstand zu verdanken. Demokratie und Rechtsstaat den klugen Kämpfern und Denkern. Mit Hokuspokus ist noch gar nichts erreicht worden, höchstens Täuschung und Betrug! Ein Wunder, das die Naturgesetze außer Kraft gesetzt hätte, ist nirgends belegt. Köstlich, das würde ja die ganze Physik über den Haufen werfen und wäre wahrlich DIE Sensation. Dass der Mensch so eine Sehnsucht nach übernatürlichen Wundern hat, hängt sicher mit einem Rest von Infantilität und dem übergroßen Wunsch, zusammen, von größeren Mächten als er es ist, in dieser unsicheren Welt gehalten und beschützt zu werden.
Bei zwei Punkten habe ich starke Zweifel, dass sie für “an Wunder glauben” stehen: “Oft habe ich unerwartete Geistesblitze, wenn ich mich entspanne.” Kommt darauf an, was man unter Geistesblitzen versteht. Mir geht es jedenfalls oft so, dass mir Abends im Bett Dinge auffallen, die mir tagsüber im Stress nicht aufgefallen sind, oder mir Lösungen für Problem einfallen, auf die ich tagsüber nicht gekommen bin. Das hat aber nichts mit Wundern zu tun, sondern mit Stress, unter dem das Gehirn nicht so gut funktioniert, als im entspannten Zustand. “Wenn ich mich auf etwas konzentriere, vergesse ich oft die Zeit.”
Der Naturwissenschaftsbetrieb widerlegt ja nicht Gott, sondern sich selbst immerzu. Einstein zerstörte mit der geometrischen Interpretation der Schwerkraft das mechanistische Weltbild mit Newtons Gravitationsgesetz. Newton hatte zuvor die Gültigkeit der mathematisch formulierten Naturgesetzmäßigkeit des freien Falls durch Galilei auf den Sonderfall einer Erde als Scheibe reduziert. Galilei wiederum hatte zuvor Aristoteles widerlegt, der naturgesetzlich annahm, dass die Geschwindigkeit eines fallenden Körpers mit seinem Gewicht zu tun habe. Die Wissenschaft hält ihre Verehrer und Liebhaber nämlich zum Narren und betrügt sie bei jeder Gelegenheit. Am übelsten fiel die katholische Kirche auf sie herein. Man glaubte nicht auf der Höhe des wissenschaftlichen Fortschritts der damaligen Epoche, als man Claudius Ptolomaeus, den Dr. Drosten der Astronomie in jener Zeit zur Autorität erhob. Er war der neuste Schrei gewesen. Sein Werk galt als Triumph der Erkenntnis. Oder die Rassenlehre! Wer ihr vor bald zweihundert Jahren folgte, wähnte sich gesalbt mit den edelsten Einsichten zur menschlichen Entwicklung. Oder Marx mit seiner Naturgesetzlichkeit der Geschichte! Jeder Sozialist, der sich auf ihn berief, durfte sich zur Avantgarde der Menschheit zählen lassen. Betrogene und Belogene allesamt. Die Wissenschaft widerlegt Gott nicht, sie nähert sich seinem Beweis, indem sie den Raum, in dem er sich versteckt hält, ständig verkleinert. “Aus dem Denken gibt es keinen ehrlichen Rückweg in einen naiven Glauben. Nach einem alten Satz trennt uns der erste Schluck aus dem Becher der Erkenntnis von Gott, aber auf dem Grunde des Bechers wartet Gott auf den, der ihn sucht” - Carl Friedrich v. Weizsäcker. Bis dahin ist er Tröster aller, die der Hybris der Menschheit zum Opfer fallen. Gott ist lieber Geistes-, Gesellschafts- und Rechts- als Naturwissenschaftler, weil dort seine Wunder als nicht so anarchistisch betrachtet werden.
@Karola Sunck: ” Blaues Wunder” .—————-Sie fragen nach der Herkunft des Wortes.—Nun, damit ist nicht die Elbbrücke in Dresden gemeint, sondern es stammt aus der Zeit in der Eigenschaften bestimmten Farben zugeordnet wurden, bzw. umgekehrt. Gängig und bekannt sein dürfte “Rot vor Zorn”, obwohl Rot auch für die Liebe steht (politisch wohl eher nicht) ” Grün vor Neid werden” (passt eher) usw. ————Die Farbe Blau stand für Blendung, Täuschung.—Wer sein blaues Wunder erlebt, derjenige kann sich oft auf eine eher ungewollte Überraschung (Wunder) einstellen, welche sich noch verbirgt.—Die Herkunft des geflügelten Wortes ist nicht ganz eindeutig, es wurde aber bereits im Mittelalter verwendet. Wahrscheinlich geht es auf die Färberzunft zurück. Gefärbte Stoffe hatten - durch natürliche Chemikalien und deren Zusammenspiel mit dem beeinflussenden Sauerstoff - manchmal überraschende Farbergebnisse. So auch Farben/Farbtöne die gerade so nicht gewollt waren. Besonders Blau war da anfällig. - Färbesubstanzen waren hierfür : Färberwaid, Indigo und Blauholz in der Verbindung mit Alaun. - Blauholz (Campechebaum) kam mit Cortez ( so um 1520 herum war das) aus Mittelamerika nach Europa. Stoffe die mit seinen Spänen und zusammen Alaun (ein Kalium-Aluminium-Salz) gekocht wurden, verfärbten sich in der Richtung Purpur. (Purpur/Violett stand übrigens für die Arroganz) - Erst die Verbindung mit dem Luftsauersteoff erzeugte die Blaufärbung, die allerdings schwer vorhersehbar war. Eben das “Blaue Wunder”.
@Karola Sunck: Kabbalistisch gesehen steht blau für Gottes Gnade. Seit der Aufklärung aber für die gnadenlose La République ...
Eines der schönsten jüdischen Sprichwörter: Wer nicht an Wunder glaubt ist kein Realist.
Von den erwähnten 4400 “papers” täglich sind schätzungsweise 4390 wertloser Schrott
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.