Glaube und Geisteskrankheit: Das wäre ja alles halb so wild, wenn es sich nicht um eine kriminelle Vereinigung handelte. Beweis: Käme ein Prophet heute mit sowas daher, dann säße er spätestens nach dem ersten abgeschnittenen Hals im Gefängnis, wegen Mord, klar, aber ebend auch wegen § 129 StGB, “Bildung einer kriminellen Vereinigung”. Die bekämen dann keinen Fuß mehr auf die Erde.
“Der Glaube gibt einem Menschen das Gefühl, dass er in diesem Leben nicht allein ist und dass es jemanden gibt, der ihn sieht, versteht und ihm hilft”. Etwas anzunehmen , für das es keine Evidenz gibt , ist Selbstbetrug . Das hilft nicht wirklich , sondern verzögert die Erkenntnis . Siehe Energiezauberreligion im Nachbarartikel . Diese Endzeitjünger ” glauben ” auch an die wundersame Stromeinspeisung aus dem off ...
Ich finde es erstaunlich, wenn jemand denkt, dass dieses Phänomen des menschlichen Gehirns, dass all das kreativ hervorgebracht hat, was wir als Zivilisation im weitesten Sinne erkennen, nicht auch Wahn, Glaube, Götter und Krankheitsgefühle aller Art hervorbringen können soll. Aus sich selbst, aus dem innovativen Chaos assoziierter Neuronen. Unser Gehirn kann alles, was wir denken und fühlen, auch Gott. Warum nicht?
Also immer noch unter dem Einfluss des Gotteswahns, ya sayyidi?
Lieber Herr Hamed, die Rede vom “hormonellen Gleichgewicht” ist eine reine Metapher, die v.a. der Vermarktung von Antidepressiva dient. Deren Wirksamkeit immer mehr angezweifelt werden darf. Wie es beim Glauben aussieht, das überlass ich anderen.
Liebe ist kein Glaube, sondern gelebte, erreichbare Realität. Das unterscheidet sie von der Religion, deren Ergebnisse erst im Tod verfügbar sind. Sich einzubilden, ewig zu leben und von einer gütigen Göttin behütet zu sein, ist eine Geisteskrankheit, die andere Geisteskrankheiten unterdrückt. Kommt noch der Glaube dazu, die Welt dominieren zu müssen, schlägt diese Geisteskrankheit um sich, grenzt aus und bedroht andere, sie ist kriegerisch. Im Mix mit hormonellen Problemen kann eine solche Religion noch tödlicher sein für alles, für Kulturen und den nächsten, der im Garten steht und Blumen pflegt oder der knapp bekleidet im Schwimmbad liegt. Freiheit vom Glauben ist die eigentliche Menschwerdung, weil ich mich dann als selbstver-antwort-licher Mensch durch Mitgefühl und Hilfe auszeichnen kann, aber vor allem durch das Wissen um meine eigene Kraft, für mich selbst zunächst, und dann für andere. Die Limitierungen des eigenen Körpers zu kennen ist dazu eine notwendige Voraussetzung. Dass die göttliche Unsterblichkeit tot ist, heißt nicht, dass der Glaube daran weg ist. Im Gegenteil, erst jetzt machen wir uns so wirklich Gedanken darüber und lassen uns (z.B.) einfrieren. Es ist dies die Quelle allen zukünftigen Wachstums, das sich die grün-religiösen Weltuntergangspropheten nicht vorstellen können. Ihre Köpfe sind leider angstvoll geschrumpft, eine Vermeidungsstrategie als letzter Ausweg davon, nicht zu früh untergehen zu müssen. Sie sind christlich grundierte Apokalyptiker, die Gott noch um etwas Zeit bitten. Politiker der Angst und nicht des Mutes. Dabei denke ich immer an die Kranke des Geistes Petra Kelly und ihre Kinder, die für Insekten und Pflanzen einstehen, während sie Antisemitismus übersehen. Dieses Kelly-Gesicht und die Falten der Sibylle Berg stehen für unsere Zeit, deren Angst schlimmere Ausmaße angenommen hat als jene im Mittelalter, sie sind die neue Pest.
Der Begriff “Geisteskrankheit” ist kein medizinischer Ausdruck. Er wird eher zur Herabsetzung von Personen gebraucht. Der Begriff “Glaube” beschreibt eine Form der Einbildung des Menschen. Allein das gegenseitige Vorhalten, dass der jeweils andere zu den “Ungläubigen” zählt, offenbart das Dilemma des “Glaubens”. Glauben ist eben nicht wissen. Ich persönlich sehe neurophysiologisch keinen Unterschied zwischen Glauben und Ideologie. In beiden Fällen meint man, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben, ohne dass die jeweilige Überzeugung ausreichend mit der Realität abgeglichen wurde. Überwiegend, und zwar ganz überwiegend haben Religionen und Ideologien als Rechtfertigung für unbeschreibbares Unheil gedient, das die Menschen sich wechselseitig zufügten. - Es gibt genügend gut aufgebaute Studien, die beweisen sollten, dass Beten bei der Bekämpfung von Krankheiten helfe. Leider Fehlanzeige. Dagegen kann es überaus hilfreich sein, wenn erkrankte Personen eine positive Lebenseinstellung haben, die durch gute Kindheit oder Selbstreflexion zustande kam. Nur bei psychischen Störungen gibt es grade diese nicht.
Plot twist: Ein gewisser Glaube ist in den mir bekannten Anstalten deutlich überrepräsentiert. Die Frage nach dem Warum drängt sich auf.
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