Gerd Buurmann / 23.11.2017 / 16:55 / Foto: me_maya / 3 / Seite ausdrucken

Gipfeltreffen der Irren und Bekloppten

Von Gerd Buurman.

Am 14. Dezember 2017 sollte im Berliner Kino Babylon eine Preisverleihung stattfinden, bei der so ziemlich alle Typen geladen waren, die in der Szene der Verschwörungstheoretiker, Israelhasser und Antisemiten Rang und Namen haben. Nachdem Tapfer im Nirgendwo von dieser Preisverleihung berichtet hatte, sagte das Babylon die Preisverleihung ab, ohne jedoch auf Nachfragen zu antworten.

Am 22. November 2017 erklärten die Veranstalter der Preisverleihung jedoch öffentlich, dass die Veranstaltung doch im Babylon stattfinden würde. In einer Erklärung heißt es:

„Wir gehen davon aus: die Preisverleihung wird wie geplant im Babylon stattfinden. Eine starke Bewegung ist entstanden, die auf unterschiedlichste Weise in die Öffentlichkeit geht, und für die Verteidigung von Demokratie und Meinungsfreiheit eintritt. Auch in der Partei DIE LINKE gibt es energischen Widerspruch, der bis hinein in die Herrschaftsmedien wahrgenommen wird (…) Wir sind die Organisatoren. Wir ziehen das durch. Wir danken allen für den riesigen Support! Es geht nicht nur um den Karlspreis. Es geht um Demokratie und Meinungsfreiheit. Wir sehen uns am 14. Dezember im Babylon!“

Die Verfasser dieser Zeilen sind die Betreiber des konfusen Blogs NRhZ-Online, benannt in Anlehnung an die Neue Rheinische Zeitung, die von 1848 bis 1849 von Karl Marx am Heumarkt in Köln herausgegeben wurde. Sie heißen Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann. Im April 2012 flogen sie in das klerikal-faschistische Regime des Iran, um dort Mahmud Ahmanidedschad zu besuchen. In einem Reisebericht schrieben sie:

„Gibt es ein Land, in dem die 30 Stunden-Woche mit sechs Stunden an fünf Tagen eingeführt ist? Gibt es ein Land, in dem jeder Mensch, ob Mann oder Frau, ob Baby oder Greis, ein bedingungsloses Grundeinkommen erhält? Gibt es ein Land, in dem auch die Tätigkeit der Frau in der Familie als vollwertige Arbeit honoriert wird? Gibt es ein Land, in dem das Prinzip der Vergebung einen hohen Rang hat, in dem betroffene Angehörige eine Tat – selbst Mord – vergeben können, um damit die Haft- oder Todesstrafe in eine Geldstrafe umzuwandeln? Gibt es ein Land, in dem die höchstgestellten Politiker Atomwaffen verurteilen? Das Land heißt Islamische Republik Iran. Wir haben es mit einer Gruppe von kulturell und politisch Interessierten vom 19. bis 29. April bereist.“

Preis für einen verschwörungstheoretischen Druiden

Am 14. Dezember 2017 wollen diese Iranfetischisten einen selbst erfundenen und nach Karl Marx benannten Preis an Ken Jebsen vergeben. Ken Jebsen war bis 2011 als Fernseh- und Radiomoderator tätig, zuletzt beim Rundfunk Berlin-Brandenburg. Dort flog er jedoch raus, nachdem er im November 2011 erklärte hatte, er wisse, wer „den Holocaust als PR erfunden“ habe. Programmdirektorin Claudia Nothelle erklärte damals, er habe „in manchen Fällen die Grenze überschritten“ und vergessen, „journalistische Standards einzuhalten“.

Seitdem vertritt Ken Jebsen in seinem Blog unter anderem Verschwörungstheorien zum 11. September 2001. Er bezeichnet die Anschläge als „Terrorlüge“ und den Einsturz des World Trade Centers als „warmen Abriss und behauptet, die US-Regierung habe die Anschläge selbst herbeigeführt. Zudem behauptet er, die „Zionisten“  hätten die USA und die Massenmedien unterwandert und betont, diese „mediale Massenvernichtungswaffe“ helfe, „dass wir seit über vierzig Jahren die Fresse halten, wenn im Auftrage des Staates Israel Menschen in Massen vernichtet werden“. Er erklärt, Israel rotte systematisch die Palästinenser aus, um „Platz für das auserwählte Volk zu schaffen“ und spricht von einer „Endlösung“ für Palästina.

Ken Jebsen ist ein verschwörungstheoretischer Druide, der in seinem braunen Kessel eine übel riechende Brühe aus Holocaustrelativierung und Israel-Hass zusammenbraut. Am 14. Dezember 2017 soll er dafür im städtisch subventionierten Babylon Kino in Berlin von Ahmanidedschad-Apologeten ausgezeichnet werden. Bei der Preisverleihung soll ebenfalls die berüchtigte Tochter Evelyn Hecht-Galinski anwesend sein. Sie verfasst regelmäßig Artikel für die NRhZ-Online. Im Juli 2012 bezeichnete sie die israelische Regierung unter Netanjahu als „faschistisch-rassistische Regierung“ und schrieb von einem „zionistischen Apartheid-Regimes Israel“. Im August 2014 erklärte sie, Benjamin Netanjahu sei „genauso schlimm wie die IS Kommandeure, die morden und zerstören“.

Nachdem ein Terrorist in einen jüdischen Haushalt eingebrochen war und dort unter anderem einem 13-jährigem Mädchen im Schlaf die Kehle durchgeschnitten hatte, schrieb Evelyn Hecht-Galinski am 6. Juli 2016, der Terrorist, der das 13jährige US-Siedlermädchen im Bett erstach, sei „ein Verzweifelter“, der mit der Ermordung eines nahen Verwandten nicht fertig würde und „nur noch dafür lebte, um zu sterben“.  Sie schrieb weiter: „Für uns mag das unverständlich sein“, wer sich aber in den Terroristen hineinversetze, könne „es zumindest nachvollziehen, dass diese jungen, verzweifelten Menschen nichts mehr hält auf Erden.“

Damit die ganze Veranstaltung im Babylon noch die passende Begleitmusik erhält, soll die Band „Die Bandbreite“ die Verleihung musikalisch unterstützen. Über diese Band schrieb der Spiegel, sie sei „ein mehr als unappetitliches Gebräu aus Verschwörungstheorien, Anti-Amerikanismus, Sexismus und Frauenfeindlichkeit“. Im Jahr 2010 wurde die Band von der NPD als „eine volkssozialistische Musikgruppe“ gelobt.

Am 14. Dezember soll das alles im Babylon stattfinden. „Wir ziehen das durch“, sagen die Veranstalter.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf Gerd Buurmanns Blog "Tapfer im Nirgendwo" hier.

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Leserpost

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Steffen Huebner / 24.11.2017

Ich kann Ihnen bestätigen: Ihre Verschwörungstheorie ist weitgehend Müll - bitte schaffen Sie ihn persönlich wieder weg. Danke!

mike loewe / 23.11.2017

Babylonische Verwirrung als neue Realität: links=rechts. Wie passend, dass die sich im Babylon treffen.

Christian Böbber / 23.11.2017

Wow, ne Querfront von ganz rinks nach weit lechts mit islamistischer Grundierung. Da wächst etwas richtig Gruseliges heran, aber schon “schön” wie ein gemeinsamer Judenschaden über Völker- & Ideologiegrenzen hinweg verbindend wirkt.

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