Thilo Schneider / 08.11.2018 / 15:00 / Foto: Pixabay / 44 / Seite ausdrucken

Gebt Gas, die Spassbremsen sind hinter euch her!

Weia, FAZ, böser Fehler. Da hat die FAZ tatsächlich einen Fahrbericht über den neuen Fiat Abarth 124 nicht nur geschrieben, sondern sogar ins Netz und auf Facebook gestellt. Aber das allein wäre ja noch nicht einmal das Schlimme. Hätten sie bei der FAZ geschrieben, dass das Fahrzeug unnötig, teuer, sinnlos, ressourcenverschwendend und geradezu unverschämt laut und extrem klimaschädlich ist – die Leser der FAZ hätten ihr verziehen. Aber nein – die FAZ hat in einem Anflug konservativer Rebellion und motorenverdröhnten Umnachtung geschrieben:

„Es ist aber ein herrliches Vergnügen, den präzise spurenden und fein reagierenden Abarth durch deutsche Mittelgebirge zu scheuchen und der Suchtgefahr zu erliegen, immer wieder im Wechsel von Schalten, Einlenken, im Hintern die Spider-Reaktionen beim befreienden Pedaleinsatz zu fühlen.“   

Falls Sie jetzt noch nicht mit einem Herzinfarkt vom Jutesessel gefallen sind und sich ihre Hände erschrocken in die Lehnen krallen – ja. Da steht übertragen etwas von „Spaß“. Spahass! Da war die FAZ bei ihren U40-Lesern an der richtig falschen Adresse. Ohne dass nur irgendeine der Schneeflöckchen das Auto auch nur ansatzweise gesehen oder gehört oder sogar gefahren hat, hagelte es Kritik. Wer brauche solche lauten Autos? Leute, die solche Autos fahren, haben einen kleinen Pillermann, in der Stadt seien die viel zu laut und was die verbrauchen und bla und blub und wie schrecklich! Ein Auto, das Vergnügen bereitet, ohne 30 Minuten an der Elektrozapfsäule dumm herumzustehen und sich dann mit 100 km/h auf der rechten Spur an sein Ziel zu wispern? Sakrileg. Satan. Beelzebub. Wir haben die Erde schließlich nur von unseren Kindern geliehen und da sind Elektrobus und E-Bike die Mittel der Mobilitätswahl, und wer das anders sieht, der wählt wahrscheinlich auch AfD. Mindestens.

Offen gesagt, möchte ich gerne mit dem Kopf gegen die Wand schlagen ob der Dummheit, Naivität, Missgunst und Kleinkariertheit meiner schon-länger-hier-lebenden Mitbürgergendersterncheninnen. Was, bitteschön, ist nur mit diesem Volk los? Gibt es so etwas wie ein Gemeinschaftsgen zur Selbstvernichtung und Selbstkasteiung? Und weil der Hang zum Nationalsuizid in zwei Kriegen nicht funktioniert hat, wird ihm jetzt unlustvoll im Frieden nachgegangen? Sind wir alle bescheuert?

Bart, Babytrage, biovegan

Obwohl: Sehe ich mir die Umfrage- und Wahlergebnisse der Grünen an, komme ich mir langsam wie ein Geisterfahrer auf der linken Spur vor. Ein Lied wie „Gib Gas, ich will Spaß“ von Markus käme heute auf den musikalischen Index, da bepreist man doch lieber Leute, die „Deine Bitch auf dem Rücksitz vom Benz (Elektroantrieb oder Euro 6 Norm) ficken“ (Kollegah, das ist der mit den „Alphagenen“, Ihr Slamdunker). 

Bei Markus heißt es „…und kost’s Benzin auch drei Mark zehn“, was umgerechnet ca. 1,55 Euro sind, „scheissegal – es wird schon gehen“. Ja, es geht. Im wortwörtlichen Sinn. So viel legt man in der Ferienzeit gerne für den Liter Super hin – allerdings nicht für den im Lied besungenen Maserati, sondern den brunzlangweiligen Opel-Insignia. „Fahrspaß“ definiert sich heute über den kleinstmöglichen „ökologischen Fußabdruck“, vulgo: Den hat nur der, der läuft und dabei seinen Kaffee-„To-go“ aus der eigenen Kaffeetasse trinkt. Ich gratuliere.

Da passt der „Skandal“ um den britischen Moderator Pers Morgan, der sich über den babytragenden Babytragenträger Daniel Craig mit den Worten „Oh 007… nicht auch noch Du“ und den Hashtag #emasculatedBond lustig gemacht hat, gut ins Märchenbild. Der echte Mann von heute ist der Mann der drei B: Bart, Babytrage, Biovegan. 

Ihr nervt mich, ihr Idioten

Ich will nicht mehr, ich mag nicht mehr. Ich bin ein alter weißer Mann, der aus den 80ern kommt. Bond fuhr Aston Martin DB5, trank Alkohol und, Obacht, er rauchte. In „Goldfinger“ legte er die bis dahin lesbische „Pussy Galore“ flach. Und der Aston Martin konnte eine umweltschädliche Rauchwolke erzeugen. Aus, ’rum, vorbei. Babytrage. Bond. Und dann lacht da einer, die faschistische Drecksau. „Hallo, mein Name ist Bond, aber meine Freunde nennen mich James. Schöne Yacht haben Sie da. Wie hoch ist der CO2-Ausstoß? Nein danke, keinen Martini, ich trinke keinen Alkohol, aber wenn Sie einen glutenfreien Ingwer-Gurke-Smoothie…? Nein? Dann bitte ein Stilles Wasser mit ohne Kohlensäure, das fände ich jetzt irgendwie gut, Sie Hater…“  

Selbst der Playboy, die letzte Bastion von „allem, was Männern Spaß macht“, wird langsam geschleift. Denn anscheinend haben die heutigen Bär-Tiger-Männer auch Spaß daran, etwas über „Rassismus in den USA“ und „die Benachteiligung von Frauen, nicht nur im Filmgeschäft“ zu erfahren. Da muss sich dann auch niemand mehr wundern, dass es Beschwerden beim Werberat hagelt, wenn auf dem Hintern von Volleyballerinnen das Wort „Prachtregion“ prangt. Was früher für einen Lacher oder ein Schmunzeln sorgte, macht heute „betroffen, wütend, traurig und empört“. So eine Frau ist ja schließlich auch ein Mann. 

Ihr nervt mich, Ihr Idioten. Ich schließe mit dem guten alten Herrenwitz: „Kommt eine Frau zum Arzt wegen eines Hustens. Er verschreibt Ihr ein Medikament und sie geht wieder.“ Und falls Sie hier eine Pointe suchen – die habe ich weggelassen. Ich will nicht zum Opfer eines Shitstorms werden. Und jetzt sehe ich mir einen feministischen Porno an. Die werden wenigstens demnächst von meinen Steuergeldern bezahlt. Ich verspreche auch, dabei Sudokus zu lösen. 

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Leserpost

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Christoph Schrief / 08.11.2018

Ein ganz harmloses Beispiel: Ich sehe gerade eine Tatort-Wiederholung. Münster Tatort. Der Vater (Altlinkier, Haschraucher) von Kommissar Thiel ist gerade unterwegs auf einer „Tour für den Frieden” mit einer jungen „Aktivistin“ Richtung Moldawien und erlaubt sich so manch’ lustige Peinlichkeit. Das ist der Running-Gag im Film. Sieben Jahre ist es her, dass sowas im Ersten lief (2011). Ging das heute noch?

Karl-Heinz Vonderstein / 08.11.2018

Was ist denn ein feministischer Porno? Porno ohne Sex? Oder Sado Maso und der Mann ist der Sklave?

B.Klingemann / 08.11.2018

Danke, Herr Schneider! Sie schreiben, was ich nur denken darf (zumindest einen kleinen Teil davon).

HaJo Wolf / 08.11.2018

Mann, Herr Schneider, dass ich mal einen Ihrer Artikel mit Beifall, heftigem, bedenken würde, hätt ich auch nicht gedacht. Chapeau!

Michael Scheffler / 08.11.2018

Herr Stricker, Sie scheinen nicht zu verstehen, dass Migrationspakt und Miesepeter in Deutschland zwei Seiten der selben Medaille sind. Die gleichen Leute, die sich und und frauenfeindliche Machos ins Land holen, vermiesen uns das Leben.

Constanze Rüttger / 08.11.2018

Zu diesem Beitrag kommt mir in den Sinn, dass ich neulich bemerkt habe, welch Vergnügen es mir bereitet, einen alten Film zu sehen oder ein altes Buch zu lesen, wo gequalmt und gesoffen wird und man einen Scheiß auf Umwelt oder political correctness gegeben hat. Zu einer Zeit, als die Helden zuerst geschossen haben und hinterher die Fragen gestellt haben. Und der Held dann heißen Sex mit der Heldin hatte. Yeehaw. Das waren noch Zeiten.

O. Prantl / 08.11.2018

Lohnt die Diskussion eigentlich noch ? Und wohin wandert man vernünftigerweise aus, ist die neue Diskussion ? Mit Diesel, mein T-Model nehme ich mit, ein Land ohne Gender, Matriarchat, und all die linken Schönheiten, welche eigentlich Männer sein wollen, Verehrte Soziologistinnen, Literatur- und Politikistinnen, lebt von euren eigenen Steuern !

Mike Loewe / 08.11.2018

Die Raser mit aufgemotzten Karren sind leider keine Seltenheit mehr in den Großstädten. Mit brüllenden Motoren an den Ampeln anfahren, mit stark überhöhter Geschwindigkeit illegale Rennen fahren oder Radfahrer gefährden, es ist armselig und nervtötend. Hinterm Steuer solcher Autos, meist weiße oder schwarze Luxusschlitten, sieht man fast immer arabisch aussehende Machos mit Brikett-Haarschnitt. Ist der Artikel für diese Typen geschrieben?

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