Diesen nuschelnden alten Knaben kann ich schon lange nicht mehr ernst nehmen. Der Tod rückt näher, und einmal, wenistens ein einziges Mal, will auch Udo zu den ganz Guten gehören. Solange jemand ihm zuhört, wird er weiterplappern. Schwamm drüber.
Wenn Helene öffentlich sagen würde, dass ihr die Zuwanderung auch große Sorgen bereitet und sie jeden AD-Wähler verstehen kann, würde ich mir sofort eine CD von ihr kaufen.
Öffentliche Aufmerksamkeit genießt als Künstler, wer die Meinung des politischen Mainstreams vertritt. Mit anderen Worten: bestimmte Berufsgruppen (z.B. Sänger, Autoren, Fußballer) transportieren die gewünschte politische Meinung und werden dafür von der Regierung, von regierungsnahen Organisationen und anderen, die sich andienen wollen, belohnt. Chancenlos bleibt in dieser Diktatur, die sich Demokratie nennt, derjenige, der einfach eine andere politische Meinung vertritt. Die Gemeinschaft der Opportunisten, die Kritiker mundtot machen, arbeiten auf allen Ebenen.
Ach herrjeh! Das erinnert mich an meine DDR-Schulzeit, muß irgendwie 1983/84 gewesen sein. Das Schuljahr begann wie immer am 1. September mit einer Stunde rund um den Weltfriedenstag. In diesem Jahr war es üblich, daß die Lehrer uns mit Udo Lindenberg “Wozu sind Kriege da” überraschten, wo der doch bis dahin einer vom BBKF (BitterBöser KlassenFeind) war. Nun stand er auf der Seite des Sozialismus - zumindest so halb. Irgendwie muss der Udo sich davon nicht erholt haben oder Honnis Schalmei “sang” ihm ein wunderlich Lied.
Lindenberg wird damit wohl nicht erfolgreich sein. Die Leute hören Lindenberg nicht weil sie erzogen werden wollen, sie flüchten mittels der Künstler für kurze Momente aus der Realität. Auf einem Konzert wollen die Leute einfach ein paar Stunden in einer rosaroten Blase verbringen, den ganzen Mist mal eine Zeit lang vergessen. Da passt der Kampf gegen irgendwas nicht so hin. Es gibt nicht sehr viele Künstler die erfolgreich damit sind ihre Kunst mit politischen Inhalten aufzuladen. Das hat auch einen einfachen Grund, der Markt für seichte Unterhaltung ist sehr viel größer als der Markt für politische Kunst. Lindenberg meint vom Entertainer zum politischen Aktivisten mutieren zu müssen, na gut, wenn die Leute ihn dafür bezahlen dann soll er doch.
Hach, das ging ja runter wie Riesling-Jahrgangs-Sekt. Ich weiß ja nicht, welcher Jahrgang der olle Udo ist, aber er könnte schon so ungefähr an meine Jahrgangs-Klasse herankommen: 1942. Genau: 3.12.42. Genau wie die olle Schwarzer, mit dem märchenhaften Vornamen Alice. Ja, das nenne ich Glück. Denn ohne diese Gleichheit der Geburtsstunde wäre mein Name so belanglos wie der oft zitierte Sack Reis in China. Ich lebte ja lange Zeit in Hamburg und begegnete drum diesem selbstverliebten Schlapphut mehr als mir lieb war. Überall setzte er seine Duftnoten und ich kann heute mit ein wenig Stolz sagen, dass ich ihn gleich als Schleimscheißer erkannt habe.
Was für Entertainer gilt, das gilt aus meiner Sicht genauso z.B. für Nobelpreisträger, denen von interessierter Seite besondere Sachkompetenz auf Gebieten weitab von dem Forschungsgebiet zugeschrieben wird, auf dem sie erfolgreich waren. Wenn z.B. eine Versammlung von Biochemikern, Medizinern, Physikern und anderen Experten auf Orchideen-Fachgebieten auf Versammlungen von der Klimakirche gerne gehörte Statements zum Klimawandel absondern, dann ist das aus meiner Sicht nicht qualifizierter als ein Statement eines Udo Lindenberg “gegen Rechts”. Wenn manche ob ihrer “Nobilitierung” abheben und sich ernsthaft als Experten für alles und jedes auf dieser Welt betrachten, dann entspricht das der Abgehobenheit von Pop- und Filmstars.
George Harrison hat sich dezidiert kritisch über Bonos politische Attitüde geäußert, allein, es blieb ohne jeden Effekt. Sie gehört nämlich zu einer derzeit erfolgreichen Geschäftsidee von Popmusikern, die gern mal den Linkspopulisten heraushängen lassen. Die DDR hatte davon jede Menge, an die sich heute kaum noch jemand erinnern kann. Udo L., vom Sonderzug bis zu Helene Fischer, eine traurige Karriere…
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