Freiheit oder Sozialismus! Klimaesotherik gegen Physik! Hell- gegen Dunkeldeutsch! Antifaschistischen verhalten sich wie Faschisten! Fußball Vereine überprüfen Gesinnung! Islam bedeutet Frieden! Der Fisch stinkt vom Kopfe her!
Die postmodernen Kulturbekämpfer, Meinungs-Terroristen und Gesinnungs-Polizisten versuchen in ihrer erbärmlichen Kleingeistigkeit nicht nur, den kreativen Denkern und Künstlern in unserer Gesellschaft die Ausdrucksmöglichkeiten zu beschneiden. Allen Menschen wie Du und ich wird damit die Freiheit geraubt, aus eigener Verantwortung Kunst zu erleben, sich zu informieren und sich über die Welt ein eigenes Urteil zu bilden. “Wehret den Anfängen!” zu rufen, reicht nicht mehr aus. Das totalitäre Banausentum hat sich an Universitäten, in Theatern und Redaktionsstuben bereits eine breite Basis geschaffen. Angesagt ist die intellektuelle Auseinandersetzung mit diesem intellektuellen Mief: eine permanente Neue Aufklärung muss her!
Und m. E. wieder einmal ein hervorragender Artikel bei ach gut, eine Analyse, der hinsichtlich des Zustandes unserer Gesellschaft nichts hinzuzufügen ist. Es gibt immer öfter Zeiten, in denen man sich hilf - und mutlos fühlt und sich fragt, warum dieser Entwicklung, wie sie so treffend beschrieben wird, neben den anderen drängenden Problemen unseres Landes nicht einmal in Ansätzen Einhalt geboten wird.
Das Gefährliche am Kulturrevolutionär ist, dass er überzeugt davon ist, näher an der Wahrheit zu sein als seine Vorgänger. Er glaubt, dass er und seinesgleichen besser als die, die vor ihm lebten, wüssten, was falsch und was richtig ist. Diese „Erkenntnis“, dieses sein Besserwissen, versucht er dann als einzig gültige Wertegrundlage durchzusetzen. Dabei scheut er vor Zwangsmaßnahmen und Gewalt nicht zurück. In dieser Situation befinden wir uns durchaus. Der Kulturrevolutionär nutzt sein Vorrecht die Medien für seine Zwecke und die Verbreitung seiner Ideologie benutzen zu können. Dadurch vermittelt er quasi überfallartig den Konsumenten den Eindruck eines gesellschaftlichen Konsenses, wodurch die neue Ideologie nicht infrage gestellt wird. Umerziehungslager sind aufgrund der Medienpräsens nicht notwendig. Die Durchsetzung seiner Ideologie ist viel leichter als im China Maos. Offene Gewaltanwendung entfällt, zumindest zunächst. Die Kulturrevolution erfolgt auf eher subtile Art. Sich gegen sie zu wehren, wird dadurch nicht leichter. Zu erkennen ist sie jedoch allemal. Wenn Sprache, Kunst, Geschichte, Moralvorstellung, Religion, Menschenverstand, Empfindungen, Erinnerungen an die neue Ideologie angepasst werden sollen, wird es höchste Zeit dagegenzuhalten.
Diese denunziatorische, hasserfüllte Kleingeisterei durchzieht nicht nur die künstlerische Ebene, sondern beeinträchtigt mittlerweile alle Lebensbereiche. Der kleine, womöglich anonyme Denunziant ist aus seiner Mottenkiste, wohin er nach den Diktaturen verschwand, auferstanden, vollbringt sein Werk mit staatlicher Hilfe. Diskurs ist einer aufgeregten linksgrünen Hysterie gewichen, getragen von sich wichtig gebenden Scheinintelligenten, die unwichtige, überflüssige Dinge studieren, niederbrüllen was der kleine Geist nicht fassen kann. Dies alles unter dem Beifall der sogenannten demokratischen Parteien und mit regierungsamtlicher Unterstützung. Beklatscht und bejubelt vom zwangsgebührenfinanzierten Staatsfunk. Es deprimiert mich zutiefst. Manchmal überlege ich, ob ich mich in der DDR nicht sogar freier gefühlt habe, zumindest habe ich das Gefühl, dass unter dieser über dem Land liegenden schimmligen, miefigen schweren Decke des linksgrünen Meinungsdiktats es sich mindestens so schwer atmen lässt, wie unter dem SED Diktat. Dazu kommt, dass die Jahre relativen Wohlstands wohl die letzten sein werden.
Sind es Kindsköpfe? Sind es Narzissten, die Kritik oder jede Form von Abweichung vom eigenen Ideal nicht ertragen? Sind es Ungebildete, die nicht gelernt haben, die Vergangenheit in den zeitlichen Kontext zu stellen (oder diesen schlicht nicht kennen)? Ist es eine Unterwerfung, die ein mittelalterliches Sittenverständnis von Ausländern, die aus Regionen kommen, die nicht selten aus der Zeit gefallen sind, zum Maßstab hat? Sicher. Doch welche Strategie schlagen sie vor, damit wir diese Leute in den Griff bekommen? Sie werden herzlich unbeeindruckt sein - egal, wie ich oder sie das Phänomen beschreiben. Geht es nicht letztlich darum, sie öffentlich vorzuführen? Ist das nicht die Art Grenzsetzung, die früher funktioniert hat? Doch ist das im Zeitalter des Internets noch möglich? Wenn die Qualitätsauswahl - abseits des Internets - schon bei denen liegt, die sich auf dem gleichen Niveau bewegen, scheint mir das illusorisch zu sein. Im Moment erleben wir, dass die öffentliche Debatte von durchaus radikalen Netzwerken bestimmt wird. Wie wollen Sie diese Mechanismen aufbrechen? Sie beschreiben hier doch nur ein (!) Symptom dieser Entwicklung.
Lieber Rietzschel, Sie haben recht, dumm sind die “Moralisten” auf jeden Fall, ja sogar saudumm aber es reicht nicht um permanent so einen Stuss von sich zu geben. Der geht, von der von Ihnen genannten Verurteilung der Kunst, Künstler und Künstlerinnen bis zu der aufgeblasenen meetoo- Debatte und Gender- Gehabe. Irgendetwas muss noch mehr dran sein als nur Dummheit, ich denke Sie können es nicht sehen, dass andere einen eigen Lebensentwurf haben und sie damit glücklich sind und vielleicht, oder wahrscheinlich, sogar glücklicher als sie selbst. Daher versuchen sie ihr “Ding” allen aufzuzwingen. Leider und ich hoffe, dass sie damit scheitern. Daher ist die Achse so wertvoll, denn sie redet/ schreibt zu den Themen Klartext. Gruß D. Schmidt
Lieber Thomas Rietzschel, sehr schön dargelegt! Nur in einer Sache habe ich Widerspruch anzumelden: Das Vorbild für diese Form von vermeintlich an Reinheit und Natur orientierter kleinbürgerlicher Spießigkeit müssen Sie gar nicht in Asien suchen: Es reicht der Blick zurück zu den ideologischen Wurzeln des nationalen Sozialismus in Deutschland. Und da fällt besonders die Lebensreformbewegung auf, die mit vielen Facetten bis heute das Denken im Grünen- und pseudo-linken Lager prägt. Im Namen dieser Bewegung, beschleunigt von der archaischen Gewalt des nationalen sozialistischen Kollektivismus unter Hitler, wurde Reinheit der Körperlichkeit und die Bekämpfung der Entartung und sexuellen Perversion (was immer das in den Köpfen der Kleinbürger auch sein mag ...) zu einem Leitmotiv der Kulturpolitik. Und gerade Egon Schiele wurde als entarteter Künstler identifiziert, der Sexualität in einer dem reinen Deutschtum fremden, ja geradezu jüdischen Weise darstellte. Wie verräterisch, dass es gerade wieder die Akteuere in der Gegenwartsbundesrepublik sind, die dem Sozialismus in einer seiner vielen schmutzig-grauen Schattierungen besonders zugeneigt sind, die sich vehement nun gegen Schieles Bilder wenden. Der Schoß ist warm und lebendig, aus dem all der Schrecken des Dritten Reiches kroch - und er predigt weiterhin Sozialismus und nun auch reine, unverdorbene Kunst!
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