Thomas Rietzschel / 13.05.2018 / 11:00 / 5 / Seite ausdrucken

Gesehen, gelesen, gehört, verpasst:  0,086 Prozent Kultur

300 Millionen sind eine Stange Geld. Fielen sie uns, Ihnen oder mir, zu, wären wir aus dem Gröbsten heraus. Wir müssten nicht länger jeden Vierhunderter zweimal umdrehen, bevor wir ihn ausgeben. Ins Verhältnis gesetzt zu 347,3 Milliarden, dem geplanten Haushalt für 2019, sind 300 Millionen aber nur 0,08638065 Prozent mehr, die dem Budget der Kulturstaatsministerin im kommenden Jahr zufließen sollen.

Stolz wie Bolle vermeldete die amtierende „Beauftragte des Bundes für Kultur und Medien“ Monika Grütters diesen Zuwachs vor wenigen Tagen, worüber sich nun wiederum der Finanzminister amüsiert haben mag. Darf er sich doch sicher sein: Selbst wenn sie bei der nächsten Verteilungsrunde noch weniger abbekommt, wird die CDU-Frau dies als einen Erfolg ihres Verhandlungsgeschicks verbuchen. Die Dame ist mit wenig zufrieden. 2019 wird ihr Etat, dank der Aufstockung, 1,67 Milliarden betragen, was dann immerhin 0,48085229 Prozent der Ausgaben des Bundes entspricht. Peanuts für die deutsche Kultur.

Wozu haben wir eine Kulturstaatsministerin?

Was soll’s, ließe sich hier vielleicht einwenden, spielt doch alles keine Rolle, da die Kultur in Deutschland ohnehin eine föderale Angelegenheit ist, die Länder dafür aufkommen müssen und alle zusammen unterm Strich einen wesentlich höheren Betrag eingestellt haben.

Nur, wenn es schon eine Kulturstaatsministerin gibt, die wie ihre Vorgänger direkt im Zentrum der Macht sitzt, zur Rechten der Bundeskanzlerin, muss es da nicht auch eine Kultur von nationaler Bedeutung geben, etwas, in das es zu investieren lohnt, weil es dem Land zwar kein höheres Ansehen gegenüber anderen Ländern verleiht, wohl aber eines, mit dem es sich charakteristisch abhebt, in dem sich seine Identität offenbart? Oder soll der bürokratische Aufwand nur kostengünstig den Anschein erheben, als ob es so wäre?

Die Zahlen sprechen für den Zweifel. Einerseits will die Politik die Form wahren, mit einer eigens bestellten Ministerin den Ruf der Kulturnation behaupten, andererseits sollen sich die Ausgaben in Grenzen halten. Auch finanziell wird so dem Eindruck vorgebaut, es könne sich bei der deutschen womöglich um eine „Leitkultur“ handeln. Jedenfalls stehen die Mittel in keinem Verhältnis zu dem, was derzeit für die islamische Kulturrevolution in Deutschland aufgewendet wird.

Milliarden für die Bereicherung

Verwunderlich ist das nicht. Hat doch die Kanzlerin selbst das Volk ausdrücklich ermahnt, die massenhafte Zuwanderung aus der moslemisch geprägten Welt, aus den arabischen Ländern sowie aus Afrika, als „eine kulturelle Bereicherung“ zu begrüßen. Allein 2017 wurden dafür 43,1 Milliarden Staatsgelder aus den Kassen des Bundes, der Länder und der Kommunen aufgewendet. Der Wirtschaftswissenschftler Bernd Raffelhüschen spricht sogar von 75 Milliarden. Für 2018 belaufen sich die offiziellen Schätzungen auf 21,39 Milliarden. Das wäre knapp das Dreizehnfache von dem, worüber die Kulturstaatsministerin im kommenden Jahr verfügen wird.

Wie sie dennoch zu dem Schluss kommt, „die Kultur ist ein Wesensmerkmal dieser so lebendigen Demokratie in Deutschland“, mag uns Monika Grütters gelegentlich erklären, vielleicht nach der nächsten Haushaltsplanung. Vorausgesetzt, es wird ihr wieder ein Zubrot von 100, 200 oder 300 Millionen zugestanden, unter Umständen mit der Maßgabe, sich verstärkt für die Förderung der Kultur des Islam einzusetzen. Auch das würde sie uns dann vermutlich als einen Erfolg ihrer Kulturpolitik verkaufen. Wetten?!

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Leserpost

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Rudi Möllner / 13.05.2018

Kultur ist in Deutschland jenseits der Sprache doch ohnehin nicht zu identifizieren, wie eine passdeutsche Integrationsbeauftragte der Bundesregierung unwidersprochen und nachlesbar festgeschrieben hat. Logischerweise ist jeder Eurocent der in etwas nicht existierendes gesteckt wird ein verschwendeter Eurocent. Daraus folgt zwangsläufig, daß der Kulturetat aller staatlichen Ebenen auf Null (in Worten: Null) zurückzufahren ist, Frau Grütters könnte möglicherweise als Reinigungskraft in einem türkischen Kulturverein (ja, die haben sowas, Kultur und Vereine dafür) eine Anschlußverwendung finden. Die Fachleute der FDP werden sich um den Fall schon kümmern.

Robert Jankowski / 13.05.2018

Aydan Özoguz hat es doch für die SPD vorgegeben: es gibt keine deutsche Kultur. Also stellt sich die berechtigte Frage: warum sollte man Geld in eine sowieso schon verlorene Sache, wie die deutsche Kultur investieren?

Rainer Nicolaisen / 13.05.2018

Wen solls wundern, sind doch fast alle Politiker kulturlose Gesellen, deren “kulturelle” Sozialisation mit POP aufgehört hat.

Christoph Andreas / 13.05.2018

“Wie sie dennoch zu dem Schluss kommt, „die Kultur ist ein Wesensmerkmal dieser so lebendigen Demokratie in Deutschland“, mag uns Monika Grütters gelegentlich erklären, vielleicht nach der nächsten Haushaltsplanung. Vorausgesetzt, es wird ihr wieder ein Zubrot von 100, 200 oder 300 Millionen zugestanden, unter Umständen mit der Maßgabe, sich verstärkt für die Förderung der Kultur des Islam einzusetzen. Auch das würde sie uns dann vermutlich als einen Erfolg ihrer Kulturpolitik verkaufen. Wetten?!” Dies geschieht schon! Im Rahmen der Aufarbeitung unserer kolonialen Vergangenheit, siehe Diskussion um das Humboldt- Forum, sollen die damals “geraubten” Kulturgüter in die Ursprungsländer zurückgegeben werden.  Dies betrifft auch Kulturgüter, die von anderen ehemaligen Kolonialmächten über Umwege in deutsche Museen und Privatsammlungen gekommen sind. Wir nehmen also aus diesen Ländern Bürger als Flüchtlinge und kulturelle Bereicherung auf und schicken als Ausgleich die hier gesammelten Kulturgüter in diese Länder zurück.  

Hubert Bauer / 13.05.2018

Ich denke, man sollte die Kultur zu 100 % bei den Ländern lassen und dieses Ministerium bzw. die Beauftragte abschaffen. Auch wenn ich Herrn Gauland sehr viel mehr schätze als Frau Özuguz, es gibt keine gemeinsame Kultur von Bayern und Preußen, abseits der Sprache. Die bayrische Kultur ist der österreichischen, böhmischen und italienischen Kultur näher als der hanseatischen Kultur. Diese wiederum ist der skandinavischen Kultur näher als der bayrischen Kultur. München ist eher mit Mailand, Florenz oder Rom als mit Hamburg, Berlin oder Lübeck vergleichbar. Natürlich gibt es Gemeinsamkeiten zwischen der Kultur der Bayern und der Norddeutschen, die nicht auf der gemeinsamen Sprache beruht. Aber diese Gemeinsamkeiten haben wir dann mit allen europäischen Nationen. Also 0 € für Kultur auf Bundesebene, dafür mehr Konzentration auf regionaler Ebene.

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