Ich liebe die “Erzählung”, nach der Putin grundlos (bzw. aus reiner Bosheit und Hass auf die Demokratie) und meuchlings die Ukraine überfallen hat. Die Krise spitzte sich seit Herbst 2021 zu - und man stellte sich vor Putin hin, feixte, und sagte: “Trau dich doch!”. Und nun sollen wir freudig den Preis für den russisch-ukrainischen Konflikt, die exzessive Ausdehnung der NATO und die Biden-Geschäfte zahlen? Wurden wir oder ein Bündnispartner angegriffen? Was geht es uns an?
Absolut zutreffende Analyse, vielleicht noch zu ergänzen durch den Hinweis, dass das letzte Ziel der Politik Putins (und seiner Berater) die Herrschaft über ein mysteriöses “Eurasien” ist. Ich kann mich nicht erinnern, dass “pseudo-intellektuelle” Auffassungen so schnell demaskiert und wertlos gemacht wurden wie dieser offene Brief, in dem ohne jede Reflexion die Fehler der “Appeasement”-Politik wiederholt wurden.
Herr Sarrazin, Chamberlains Appeasement-Politik hatte im Nahem Osten einen Wiedergänger namens “Land für Frieden”. Wenn man die Lehren aus dem israelisch-arabischen Konflikt auf den ukrainisch-russischen Krieg überträgt, werden folgende Parallelen sichtbar. Für den Antizionismus ist Israel eine künstliche Entität ohne Existenzberechtigung sowie ein Vorposten der USA. Die Ähnlichkeit zu Putins Auffassung der Ukraine ist verblüffend. Israel hat in der Vergangenheit Kriege auch aus militärischer Unterlegenheit heraus gewonnen und der Westen war auch in den israelisch-arabischen Kriegen über seine Abhängigkeit von Erdöl erpressbar. Geschichte reimt sich.
Dilemma: Putin darf nicht gewinnen. Er darf aber auch nicht verlieren. Denn dann würde sich der Westen fühlen wie der Kapitalismus nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Ostblocks: Unfehlbar und von Gott gegeben. Wir erleben im Westen seit 1989 einen immer ungenierteren Kapitalismus und inzwischen dramatische Änderungen zum Negativen mit Aufgabe all dessen, was einmal westliche Werte waren. Ein Sieg gegen Putin würde die jetzt Agierenden bestärken in ihrem Tun. Gute Nacht Westen. Können Sie sich vorstellen, was hier los ist, wenn die Grünen in ihrem Kurs bestärkt werden? Und Bidens Demokraten? Eine neutrale Ukraine mit UN-Friedenstruppen mit US- und Russlandbeteiligung wäre ein gesichtswahrender Kompromiss.
Sie überraschen nicht minder mit intellektueller Einseitigkeit, Herr Sarrazin. Schauen Sie sich doch bitte mal um, in welchem Kreis Sie sich befinden? Das ist schon erstaunlich, was alles aufgeblendet werden kann, als wäre eine ganze Gehirnhälfte plötzlich abgestorben.
Wieder mal Thilo Sarrazin: Leider- doch wie immer : Glasklar und logisch!
Die Autoren des offenen Briefs um Alice Schwarzer fordern Selenski zur Kapitulation und Kooperation auf. Dafür gibt es zwei Präzedenzfälle: 1. Der Tschechische Präsident Emil Hacha wurde 1938 in Berlin unter Druck gesetzt und akzeptierte die Zerschlagung dessen, was nach Abtreten des Sudetenland es und Austritt der Slowakei von der Tschechoslowakei übriggeblieben war. Er kooperierte zeitweise als formeller Präsident. 2. Marschall Petain kapitulierte 1940 und kooperierte. Die französischen Wochenschauen von 1944 berichten darüber, wie französische Truppen, gemeinsam mit ihren deutschen Verbündeten die Landung der Alliierten verhindern werden. Hacha starb 1945 in Untersuchungshaft. Petain würde 1945 zum Tod verurteilt, de Gaulle begnadigte ihn zu lebenslanger Haft. Sind das die Vorbilder von Schwarzer für Selenski? (Quisling in Norwegen soare ich hier aus, denn er wurde erst von den Besatzern in sein Amt befördert)
Der Klügere gibt solange nach, bis er der Dumme ist…
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