Gunnar Heinsohn / 25.08.2014 / 16:46 / 3 / Seite ausdrucken

Gescheiterter Mord ist auch ein Kapitalverbrechen

Fünf Mörder schreiten zuversichtlich zur Tat. Empört finden sie ihr Opfer bestens vorbereitet. Der unscheinbare Mann zieht schneller und kommt trotz mehrerer Einschläge mit Blutergüssen und einer Fleischwunde davon. Neuentwicklungen aus der Industrie für schussfeste Bekleidung sorgen für das Scheitern des Verbrechens.

Vier Mitglieder der Bande überleben den effektiven Widerstand nicht. Der fünfte Täter geht schwerverletzt zu Boden. Nach seiner aufwendigen Heilung soll er wegen Mordversuch vor Gericht. Daraufhin entstehen Komitees zu seiner Verteidigung. Schließlich habe seine Seite achtzig Prozent Verluste erlitten und sei deshalb das eigentliche Opfer, wohingegen der Beschossene immer noch lebe. Dagegen treffe die Frauen und Kinder der Gescheiterten unverdientes Elend. Das sei eine himmelschreiende Ungerechtigkeit. Da viele so empfinden, erbringen Sammlungen für die Nachkommen der Täter imponierende Summen. Boykottaufrufe gegen das Opfer fressen sich wie ein Lauffeuer durch Europa. Richter und Staatsanwälte bekunden Angst vor dem Prozess gegen den Täter. Besonders in Deutschland fordern Kulturschaffende und Nahostexperten die Entwaffnung des zu Ermordenden, mindestens jedoch seine strafrechtliche Verfolgung.

Immer mehr Menschen hören die Aufklärung, dass die Täter, obwohl sie dieselben Uniformen trügen, nichts mit dem verwerflichen Islamischen Staat und seinem Kalifen zu tun hätten. Als dann noch die Präzisierung folgt, dass es sich beim Opfer weder um einen Jesiden noch um einen Chaldäer, sondern um einen Juden handelt und die Schützen von Hamas kommen, gibt es kein Halten mehr. Die Bewegung für die Unterstützung des Mörders überspringt Grenzen und Meere. Noch aber gibt es Respekt für den bislang Unbesiegten. Doch immer drohender fordert man auch von den Aufrechten Solidarität für die doch ganz ohne Schuld in Trauer geratenen Familien. Etliche Neutrale beginnen zu wanken. Erst die Parole eines deutschen Intellektuellen jedoch, dass Mitleid kein Antisemitismus sei, verleiht ihnen die Kraft, das Opfer endlich selbst zu überlassen. 

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Wolfgang Schmid / 26.08.2014

Ich hatte vor ein paar Tagen wieder mal eine Diskussion, die ich dann abgebrochen hatte und die nach folgendem bewährten Muster ging: “Was die Hamas, die Fatah und demnächst auch die ISIS mit Israel vorhaben und machen und wie sie dabei über die Leichen ihrer eigenem Leute gehen, ist schlimm .... aaaaaber…. so wie Israel sich im Nahen Osten aufführt wie Graf Koks… und die nehmen ja auch keine Rücksicht… und überhaupt muss da mal Schluss sein…” Vor diesem Hintergrund wird der Gesamtkonflikt in der breiten Öffentlichkeit eben nicht als versuchter Mord wahrgenommen und einsortiert, sondern bestenfalls als Messerstecherei im Milieu.

Jürgen Fleischer / 25.08.2014

Ja, so ist es. werter Prof., Sie haben es wunderbar auf den Punkt gebracht. Trotzden sei mir eine kritische Anmerkung gestattet: Nein, es ist keine Satire. Es ist eine Parabel. Herzlich, Paul

Matthias Strickling / 25.08.2014

Es erstaunt mich immer wieder, wie das Schilf der Wahrheit in der Medienöffentlichkeit und in der Wahrnehmung sogar um 180 Grad gebeugt werden kann. Halten wir doch mal die Fakten fest: Ist es nicht die Hamas, welche den Staat Israel vernichten will? Habe ich etwas mit meinem Erinnerungsvermögen, oder ist die Hamas bzw. Fatah nicht von der palästinensischen Bevölkerung gewählt worden? Wo versteckt sich die Hamas? Hinter Frauen, Kindern, Schulen , Kindergärten und Krankenhäusern. Aber vielleicht ist ja jemand in der Lage mir zu sagen, wie man einen guten Krieg führt, oder wie man einen Mörder dazu bringt einen nicht zu ermorden. Vielleicht reicht es ja , wenn man ihm sagt, daß er nicht morden darf. Ich mutmaße , Israel wäre für derlei Tips dankbar.

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Gunnar Heinsohn / 17.01.2016 / 15:00 / 5

Waren die Übergriffe erst der Anfang?

Hier die geöffneten Arme, die lächelnden Münder, die blitzenden Augen, das Darbieten der Speisen und die Ferien-Selfies selbst mit der Kanzlerin. Dort die fremden jungen…/ mehr

Gunnar Heinsohn / 07.12.2015 / 22:31 / 9

Polens europäisches Ich

Wie der Piast Henryk Pobożny 1241 den Mongolensturm in Legnickie Pole (Liegnitzer Feld) blockiert, so besiegt 1683 König Jan Sobieski in Wien die muslimischen Belagerer…/ mehr

Gunnar Heinsohn / 16.11.2015 / 10:12 / 5

Krieg, aber wie?

Was sind die Lehren aus den momentan laufenden islamischen Kriegen? Am meisten Erfahrung sammeln Ost und West in Afghanistan. Als es 1950 in den internationalen…/ mehr

Gunnar Heinsohn / 09.10.2015 / 06:30 / 7

Wo die Deutschen stehen:  Sie….

...sind keine Judenmörder mehr. ...halten selbst befreundete Staaten zurück, wenn sie gegen die Juden Israels vorgehen und unterschlagen, dass die Palästinenserführung unter Jerusalems Mufti Husseini…/ mehr

Gunnar Heinsohn / 28.09.2015 / 06:30 / 9

Flüchtlinge für Deutschlands Hightech-Zukunft?

Groß sind die Erwartungen an Syrer, die in der Hauptstadt endlich einen Flughafen bauen, weil die Berliner das nicht schaffen. Auch die Aussicht auf pakistanische…/ mehr

Gunnar Heinsohn / 16.09.2015 / 06:30 / 5

Immigranten: Schwedischer oder kanadischer Weg?

Als nach den Verbrechen des Zweiten Weltkrieges globale Organisationen für Entwaffnung und Wohlstand entstehen, entwickeln die nordischen Länder Schweden und Kanada einen freundschaftlichen Wettbewerb um…/ mehr

Gunnar Heinsohn / 01.09.2015 / 20:41 / 4

Osteuropa: Ihr wollt uns erziehen? Gehts noch?

Immer drängender ruft man den Menschen zwischen Estland und der Slowakei zu, dass jetzt sie Solidarität zeigen und Flüchtlinge aus Afrika oder dem Islam aufnehmen…/ mehr

Gunnar Heinsohn / 14.08.2015 / 15:25 / 8

Afrikanerpolitik: Wie wäre es mit ein paar nüchternen Zahlen und Fakten?

Von 1977 bis 1995 ist Jacques Chirac Bürgermeister von Paris und regiert dann bis 2007 Frankreich. Schon im Juni 1991 beklagt er das Schicksal seiner…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com