Ihre erlösende und sich auf mich als Leser übertragende Freude darüber, nach einem derart strapaziösen und mit schockgespickten Eindrücken randvoll seienden Abenteuertrip, endlich wieder dahom zu sein, lieber Herr Schneider, kann ein jeder gut versteh’n. Deshalb sei Ihnen und Ihrem geliebten Elternland ein dreimal kräftiges Heilt entboten: Heilt Deutschland, heilt, heilt.
Im Vorjahr habe ich im SRF eine Reportage über Schweizer gesehen, die nach Ungarn ausgewandert sind. Die Leute wohnen in Ungarn ausnahmslos im eigenen Haus mit Garten und zeigen sich zufrieden. Niemand hat den Wunsch geäussert, die Rückreise in die Schweiz anzutreten.
Gleiches gilt auch für Polen. Die jungen Leute dort sind uns (alten) Ostpreußen durchaus zugetan. Ich weiß um die beiderseitigen (!) Irrungen und Wirrungen (weil ich noch zur Erlebnisgeneration gehöre), und dennoch ist in meiner alten Heimat, im heutigen Polen, nahezu alles besser als hier: viele junge polnische Familien mit Kindern, viele freundliche Gesichter, Rentner, die durchaus ihr Auskommen haben (zwar deutlich geringere Rente als in D, doch oft Hauseigentum und immer ein Garten mit eigenen Erzeugnissen). Wäre ich nicht schon Ü80, ich würde mich dauerhaft in Polen niederlassen, so schaffe ich nur noch zwei, drei Reisen im Jahr. Aufgrund meines Alters und meiner Erfahrungen habe ich aber, so meine ich, jedes Recht festzustellen: D ist verloren.
“... In deutschen Augen ist Orban seit knapp zwei Wochen jetzt der zweitböseste Mann nach Putin,” Keineswegs. Wer Interviews mit und Reden von Orban zur Kenntnis genommen hat, wird diesen Mann gebildeten und vernünftigen Mann bewundern. Nicht “in deutschen Augn” wird er dämonisiert, sondern von deutschen Medien und lachhaften Politikern. (Interessant ist doch, wie Polen und Ungarn wegen ihrer starken Haltung gegenüber Putin plölich bejubelt werden. Parallel werden diese Länder von dämonisierenden EU-Politiker_*Innen angekeift.)
Was Sie da erzählen, Herr Schneider, macht mich neugierig. Fast hatte ich mir schon gedacht, dass es sich dort so verhält, wie Sie es beschreiben. Ein bisschen Normalität. Mehr wollen wir doch nicht. Denn Normalität ist Paradies auf Erden. Heutzutage.
Vielen Dank für Ihren hier und da amüsanten, gleichsam aber realistischen Artikel über eine Woche in Ungarn. Ich lebe schon fast ein halbes Jahrhundert in Ungarn und fühle mich nach wie vor sehr wohl. Wer wie ich DDRien und auch hier in Ungarn die Kádár-Ära mitgemmacht hat, weiß die jetzige Situation zu schätzen. Möge uns allen der Frieden erhalten bleiben!
@Raimund Gross: Volle Zustimmung! Kann es sein, dass wir uns im vergangenem August in Keszthely begegnet sind. Ich fragte in einem Geschäft radebrechend in ungarisch nach dem Weg und bekam lachend in sächsischem deutsch Antwort!
Was ist bloß aus Österreich-Ungarn geworden?
Das ganze können wir nur aufs kräftigste bestätigen. Vor 3 1/2 Jahren kamen wir her, fast jeden Tag freuen wir uns hier zu sein. Ruhig, friedlich, freundlich ist es hier, unsere Rente reicht allemal, im Gegensatz zu D, wo wir sogar Grundsicherung beantragen müssten. Abgesehen von den wesentlich geringeren Nebenkosten ist auch der Ton in Ämtern und Behörden ein ganz anderer, man wird als Kunde oder Bürger behandelt und nicht als Bittsteller. Jeder ist hilfsbereit, auch wenn unser Ungarisch noch sehr stammelhaft ist, es findet sich immer jemand, der sich freut, mit Englisch oder Deutsch helfen zu können. Die “Öffis” sind für Rentner kostenlos, überall gibt es Rabatte für unsereins. Und je mehr in D der Wahnsinn galoppiert, desto mehr war unsere Emigration die beste Entscheidung unseres Lebens.
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