Was noch am 20. Juli 1944 kläglich scheiterte hat jetzt endlich geklappt:
Der ehemalige Führer und Reichskanzler Adolf Hitler ist kopflos, wenn auch nur im neu eröffneten Wachsfigurenkabinett von Madame Tussauds in Berlin!
Wenn man sich einige Kommentare im Vorfeld des Anschlags eines ehemaligen Berliner Polizeibeamten auf die Hitler-Figur im virtuellen Führerbunker von Madame Tussauds in Berlin anschaut, so kommt man nicht umhin, an eine Verschwörungstheorie mit nahezu folgerichtigem und vor allem gerechtem Ausgang zu glauben.
Nicht nur der Zentralrat der Juden in Deutschland empfand die Hitler-Figur bei Madame Tussauds als eine Geschmacklosigkeit ersten Ranges und forderte mehr politisch-pädagogische Aufklärung über einen der größten Verbrecher des 20. Jahrhunderts. Auch die politische Klasse im Berliner Sommerloch ließ es sich nicht nehmen, auf die vielfältigen Gefahren hinzuweisen, die eine solche Ausstellung - gerade für unaufgeklärte Jugendliche - in sich berge und rief abermals laut und deutlich: “Wehret den Anfängen!”
Stellvertretend für viele seien an dieser Stelle nur einige wenige Stellungnahmen zitiert:
Zunächst forderte der Regierende Bürgermeister von Berlin Klaus Wowereit (SPD) nähere Informationen von den Betreibern des Wachsfigurenkabinetts, um eine mögliche Relativierung von Naziverbrechen wenn möglich von vornherein auszuschließen. Der FDP-Politiker Rainer Büderle meinte “einer der größten Verbrecher aller Zeiten gehöre nicht in eine Unterhaltungsausstellung neben Popstars und Sportlegenden. Es sei unsensibel und geschmacklos, in unmittelbarer Nähe zum Holocaust-Denkmal eine Hitler-Figur als Attraktion zu verkaufen.” Der GRÜNEN-Politiker Reinhard Bütikofer sagte, “dies sei eine empörende Veranstaltung und eine Banalisierung von Verbrechen, das finde ich nicht hinnehmbar”.
Bei solch geballter Sachkompetenz vonseiten der politischen Klasse mochten auch einige bedeutende Gelehrte und Wissenschaftler sowie Verfechter einer nachhaltigen Erinnerungskultur hierzulande nicht abseits stehen.
Lea Rosh, die Initiatorin des Berliner Holocaustmahnmals, das sich in unmittelbarer Nähe des ehemaligen Führerbunkers am Potsdamer Platz befindet, sagte: “Die Auseinandersetzung mit unserer Geschichte darf nicht zu Konsum und Unterhaltung werden.”
Und Johannes Tuchel, Leiter der Gedenkstätte “Deutscher Widerstand” in der Stauffenbergstraße, im ehemaligen Bendler-Block, meinte: Ich halte es für überflüssig und geschmacklos, Hitler in einem Wachsfigurenkabinett zu zeigen.”
War der o.g. Attentäter, ein ehemaliger Berliner Polizist also womöglich im Auftrage von Klaus Wowereit, Rainer Brüderle, Reinhard Bütikofer, Lea Rosh und Johannes Tuchel oder gar in quasi inoffizieller Mission des Zentralrats der Juden in Deutschland unterwegs, um sein am Ende erfolgreiches Attentat auf den Führer im Wachsfigurenkabinett von Madame Tussauds mehr als 60 Jahre nach dem 20. Juli 1944 ins Werk zu setzen?
Und vor allem:
” Was war sein Motiv?”
Wollte er uns etwa eine der markantesten und einst äußerst beliebten Figuren der deutschen Geschichte abspenstig machen - schließlich sprechen sich in Umfragen auch nach dem Attentat nach wie vor ca. 75% der Befragten für ein Verbleiben Adis im virtuellen Führerbunker in Berlin aus -, oder wollte er einfach nur ein weiteres Mal verhindern, daß mehr als 60 Jahre nach dem Ende des Dritten Reiches endlich einmal herzhaft über den Führer, der im Grunde, nach allem, was man weiß, ein armes Würstchen war, gelacht und gespottet werden darf?
Warum protestiert eigentlich niemand dagegen, daß das Holocaustmahnmal in unmittelbarer Nähe des ehemaligen Führerbunkers errichtet wurde? Ist das etwa keine Verhöhnung der Opfer?
Und was wird jetzt aus dem Attentäter, der nach eigenen Aussagen als Polizist irgendwann gemerkt haben soll, daß er angeblich auf der falschen Seite stehe?
Ich meine, im Interesse der Gerechtigkeit, und vor allem im Hinblick auf die überragende Bedeutung des Führers und Reichskanzlers Adolf Hitler für die deutsche Geschichte, sollte der Attentäter einer möglichst harten Bestrafung zugeführt werden, die z.B. darin betstehen könnte, die Stelen des Holocaust-Mahnmals an 365 Tagen des Jahres von Graffitispuren zu reinigen und als Aufseher in dem von Lea Rosh konzipierten Holocaust-Eventpark am Brandenburger Tor mit Nachhaltigkeit dafür zu sorgen, daß in Zukunft das Surfen zwischen den Stelen von Peter Eisenman unterbleibt und bei der Entsorgung von Verpackungsmaterialien der Firma Mc Donald´s auf strikte Mülltrennung geachtet wird.
Schließlich wäre es ja wohl noch schöner, wenn das deutsche Volk mehr als sechzig Jahre nach Auschwitz endlich, wenn auch nur im Wachsfigurenkabinett bei Madame Tussauds, darüber lachen dürfte, daß es einst von einem an der Wiener Kunstakademie gescheiterten Würstchen aus Braunau am Inn insgesamt zwölf Jahre lang an der Nase herumgeführt wurde!