Peter Grimm / 13.05.2021 / 08:00 / Foto: Pixabay / 30 / Seite ausdrucken

Gepflegtes Insinuieren mit dem Kollegen E.

Bei einem Kommentar darf man sich über einen freihändig tendenziösen Umgang mit Fakten nicht beschweren. Auch Satire ist in einem Kommentar selbstverständlich erlaubt. Es ist nur in diesen Tagen manchmal äußerst schwer zu unterscheiden, ob ein Autor gerade sein eigenes Weltbild ausbreitet oder ob er die Welt anhand satirischer Kunstprodukte erklären möchte. Bei den Weltbildern, die der Kollege E. in seinem Deutschlandfunk-Kommentar zu den haltlosen Antisemitismus-Vorwürfen gegen den ehemaligen Verfassungsschutzpräsidenten und heutigen CDU-Bundestagskandidaten Hans-Georg Maaßen entwirft, bin ich wirklich unentschieden. Und das bei einem so heiklen Thema. Im Kommentar heißt es:

„Die Klimaschutzaktivistin Luisa Neubauer hat vorschnell und unüberlegt gehandelt, als sie dem ehemaligen Präsidenten des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, vorwarf, er verbreite antisemitische Inhalte. Weder konnte sie dies nachweisen, noch lässt es sich überhaupt belegen. Neubauer hätte mit Fug und Recht sagen können, Maaßen bewege sich mit seinen Äußerungen in einer Grauzone zwischen demokratischer und rechtsgerichteter Kommunikation. Es mag sein, dass er sich von sogenannten „Globalisten“ distanziert. Es kann auch gut sein, dass Maaßen schon vom „Great Reset“ gesprochen hat, einem Begriff, den auch Verschwörungstheoretiker im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie verwenden. Und ja, es stimmt, dass Verschwörungsmythologen häufig Antisemiten sind.“

Ja, es wäre sicher kleinlich, die Verwendung des Wortes „vorschnell“ so verstehen zu wollen, als solle insinuiert werden, dass es später vielleicht noch einen geeigneteren Zeitpunkt gegeben hätte, um gegen Maaßen Antisemitismus-Vorwürfe zu erheben. Aber was ist mit der „Grauzone zwischen demokratischer und rechtsgerichteter Kommunikation“, also konkret mit „rechtsgerichtet“ gemeint? Früher konnte man in Broschüren der Bundeszentrale für politische Bildung lernen, dass es außerhalb des verfassungskonformen Rahmens auf der rechten Seite Rechtsradikale und Rechtsextreme gibt. Kurzformel: Die freiheitlich-demokratische Grundordnung lehnen beide ab, Letztere bekämpfen sie auch mit Gewalt.

Erlauchte Verschwörungstheoretiker

Mit hinreichend Sicherheitsabstand zu den Radikalen sollte ein demokratischer Rechter also eigentlich etwas Normales sein. Doch dieses „rechtsgerichtet“ in Verbindung mit der „Grauzone“ will anrüchig klingen, ohne Maaßen offen der Rechtsradikalität zu bezichtigen. Die könnte Kollege E. wahrscheinlich ebensowenig beweisen wie Luisa Neubauer ihren Antisemitismus-Vorwurf. Aber er formuliert eben nicht so unüberlegt wie die junge Dame. Gepflegtes Insinuieren gehört halt zum Handwerk des erfahrenen Meinungsbildners.

Aber verabschieden wir uns von den Stilfragen, denn die Satire-Frage stellt sich erst, wenn er darüber räsoniert „dass Maaßen schon vom „Great Reset“ gesprochen hat, einem Begriff, den auch Verschwörungstheoretiker im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie verwenden. Und, ja, es stimmt, dass Verschwörungsmythologen häufig Antisemiten sind.“

Macht sich also verdächtig, ein Verschwörungstheoretiker zu sein, wer in den Zeiten des Corona-Ausnahmezustands vom „Great Reset“ spricht? Meint Kollege E. das jetzt wirklich ernst oder ist das Satire? Immerhin warb nicht nur die Bundeskanzlerin Angela Merkel im Januar öffentlich für den „Great Reset“, er war auch das offizielle Motto des diesjährigen Weltwirtschaftsforums in Davos. Es ist natürlich nicht auszuschließen, dass sich auch in dieser erlauchten Runde „Verschwörungsmythologen“ finden.

Aber statt über Satire zu räsonieren, sollte man sich vielleicht lieber nur freuen, dass einem fehlgeleiteten Antisemitismus-Vorwurf auch im Deutschlandfunk eine Abfuhr erteilt wurde, obwohl der sich gegen einen Mann richtete, den die Kollegen sonst ja kaum ohne die Verwendung des Attributs „umstritten“ erwähnen. Und für eine Satire mit dem „Great Reset“ kann man ja noch üben.

Foto: Pixabay

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Leserpost

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Fred Burig / 13.05.2021

@Hjalmar Kreutzer: “Mädelchen, lerne was Anständiges in einem systemrelevanten Beruf und geh arbeiten, lass Dich durch normale Leute von Deinen Hirnfürzen kurieren! Dein Geschwätz als „ Klimaschutzaktivistin“ ist gesellschaftlich nutzlos.” Sehr schön formuliert! Das Schlimme an solchen jungen Gören ist, dass sie “dumm UND rotzfrech” sind - typische “Nichtsnutze” würden die älteren Leute sagen! MfG

Fred Burig / 13.05.2021

@Bernd Weber:...“Außerdem ist Maaßen durch seine Mitgliedschaft in der CDU selbst Teil dieser Hetz u. Ausgrenzungspolitik….” Genau so ist es - wie auch bei A. Vaatz! Man kann diesen beiden Politikern wohl kaum glaubhaft Veränderungsfähigkeiten zusprechen, solange sie selbst- durch ihre Parteizugehörigkeiten - zum Problem gehören. MfG

Gabriele Kremmel / 13.05.2021

Wie die kleinen Kinder im Kindergarten: “heulheul, der hat xxx gesagt”. Fingerzeigen und Deuterei als neuer Volkssport. Framen statt Inhalte diskutieren. Framing und Unterstellungen kennen kein Ende mehr und keine Grenzen. Wer nicht antisemitisch ist, wird es gemacht - wenn er sich nichts zu Schulden kommen ließ, dann eben mit der freien Erfindung von Codes. Grundrechteforderer werden zu Coronaleugnern, Impfkritiker zu Impfgegnern. Dabei werden Nachrichten überwiegend mit knackigen Codes versehen, die der Spaltung der Gesellschaft dienlich sind und sie effizient in gut und böse einteilen. Neueste Wortschöpfung aus dem Radio: Impfdrängler. Die werden jetzt auch schon lästig. Die Infantilisierung ist final angekommen im öffentlichen Diskurs, sofern einer stattfindet. Ich habe wenig Hoffnung, dass sich da noch was ändert.

Karl Schmidt / 13.05.2021

So wird aus fehlender Sachkunde, die kein Tätigkeitshindernis im Zwangsfunk ist, ein wirklich unterhaltsamer Beitrag. Er ist zwar deutlich unterhalb des Boulevard-Niveaus angesiedelt, aber dafür unnachahmlich peinlich: Bestätigt er jetzt eigentlich das Vorhandensein einer Verschwörung, an der auch Merkel und die Bonzen von Davos beteiligt sind? Nein, ich glaube, er hat Merkel jetzt in die Verschwörungsecke geschoben. Ab morgen bitte nur noch Regierungserklärungen und Pressekonferenzen mit Alu-Hut.

Richard Loewe / 13.05.2021

Herr Maaßen ist ein Vertreter der alten Bundesrepublik und somit natürlich wesentlich besser als alle Unions-Abgeordneten. Aber er ist so überflüssig wie ein Kropf in einer Zeit, in der eine Diktatur von Oben errichtet wird. Maaßen redet von Gesetzen und Verordnungen und merkt nicht, daß nicht mal die Verfassung noch steht. Insofern ist ein Stimme für ihn wie eine Stimme für alle Mitglieder Der Partei, ob sie Merkel, Baerbock oder Lindner heißen.

Andreas Bitz / 13.05.2021

Einen Großteil der Beiträge des DLF kann man nur wahlweise als Propaganda oder als Satire auffassen und mit Humor ertragen. Es ist immer der gleiche Abklatsch von Gender-, Rassismus-, Kolonialismus- und schrägen linken Themen. Immerhin tun sich insbesondere die männlichen (?) Redakteurende und Moderator*LQBTQx_ die Gendersprechweise an, die sind wirklich Masochisten oder gestraft.

Bernd Michalski / 13.05.2021

Sorry, das ist zwar richtig, aber doch auch noch ausgesprochen zahm. Die beißende Ironie zwischen den Zeilen verstehe ich wohl, aber ich glaube nicht, dass das heute noch ein angemessener Tonfall ist. Diese Typen, von denen Sie einen an einer Stelle beispielhaft herausgegriffen haben, sind Pseudo-Intellektuelle, die ihre tiefsitzende Menschenfeindlichkeit, auch ihren offenbar psychopathologischen Selbsthass in einer für mein Empfinden widerlichen, nur bestenfalls noch verachtenswerten Art und Weise in die Öffentlichkeit verbreiten. Diese Typen halten sich für moralisch, aber sie sind eigentlich …, und an der Stelle der Pünktchen darf sich jetzt jeder etwas ausmalen, was vorn wie eine Steckdose aussieht und sich gern in Pfützen aufhält. Diese Typen machen unser Land kaputt, schon seit vielen Jahren, planmäßig, sie befördern naiv oder absichtlich einen hoch gefährlichen Linksfaschismus. Und ich würde auch lieber zart spötteln als solche eigentlich unglaublichen Feststellungen hinzuschreiben, aber das ist jetzt nicht die Zeit für zartes Spötteln.

Claudius Pappe / 13.05.2021

Sahra Wagenknecht hat im Focus einiges darüber gesagt: Salon-Linke….......Manchmal ertappe ich mich dabei, den Äußerungen von Frau Wagenknecht Beifall zu zollen.

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