Der Artikel ist eine sehr instruktive Zusammenschau zur Krise der herrschenden Eliten. Mein Blick blieb sehr stark an dem Begriff der “Kümmerer” hängen, den ich vor allem aus der (linken) Literatur zur Rechtsextremismusforschung kenne. Dort versuchen Rechtsextreme sich als sorgende, die Probleme des normalen Bürgers ernst nehmende Politiker zu zeigen, um im politischen Diskurs anschlussfähig zu werden. Der Mechanismus, den herrschenden Eliten für sich zunutze machen wollen, ist der selbe. Wenn man keine realen Möglichkeiten mehr hat, dem Volk echte Wohltaten zukommen zu lassen, muss man es wenigstens glauben machen, man täte etwas für es. Das ist das Ergebnis, wie es richtig dargestellt wurde, des Abtretens von immer mehr Kompetenzen an supranationale Organisationen. Indem man den Bürger gängelt und im weismacht, dass es für seine Gesundheit, für sein Leben, für das Klima und für die eigenen Kinder das Beste ist. Mit diesem Begriff des korrekten Lebens auf der physischen Ebene korrespondiert die political correctness auf der ideologischen Ebene: Wer nicht richtig lebt, zu dick ist…kurzum nicht drahtig und dynamisch wirkt, der wird in der durch die Effekte der globalisierten Leistungsgesellschaft zunehmend Schwierigkeiten haben, einen adäquaten Arbeitsplatz zu finden/halten, aufzusteigen. Wer es auf sich nimmt, entgegen des Mainstreams sich eine abweichende Meinung (offensiv) nach außen zu vertreten, der muss mit Ausgrenzung rechnen. Wer in der AfD ist, muss künftig damit rechnen, dass er seinen Beamtenstatus verliert. Oder er findet im ÖR sowohl in den Kleber-Nachrichten als auch in den Illner-Erziehungstalks nicht mehr oder nicht mehr angemessen statt. Wer gegen das Netzwerkdurchsetzungsgesetz eine Rede hält, darf ungestraft als Nazi-Schlampe diskreditiert werden. Wer einen meinungsoffenen Blog betreibt, wird als Rechtspopulist beleidigt. Lassen wir uns dies nicht gefallen! Das wichtigste in unserer Demokratie ist die Meinungsfreiheit für Alle.
Moralpanik wähle ich diesen Monat zu meinem Lieblingswort. Herrlich. Tatsächliche Bedrohungen werden nicht mehr als wahr genommen, dafür retten sich viele in eine selbst konstruierte Gefühlswelt.
Ein guter Buchtip! Früher fuhr ich noch ohne Helm auf dem Motorrad (anders hätte man unmöglich eine Zigarette rauchen können!) nachts alleine vom Weinfest nach Hause, und war nichts anderes, als eine normale junge Frau. Heute ist man in dieser Aufmachung schon ein ‘enfant terrible’ , eine Wahnsinnige, die Leib und Leben riskierte. Früher trank man beim internationalen Frühschoppen öffentlich ein Gläschen Wein und paffte eine ‘HB’, bevor man in die Luft ging. Heute lesen junge Väter Bücher mit dem Titel ‘Hilfe, mein Kind wächst!’. Früher hätte man zu einem Buch gegriffen, wenn es nicht gewachsen wäre. Jede Alltäglichkeit und jeder Gefühlszustand unterliegt dem gesellschaftlichen oder politischen Paternalismus. Obwohl die Abkömmlinge heutzutage länger denn je im Elternhaus verweilen, brauchen sie, so sie endlich mal auf eigenen Beinen stehen, noch jede Menge Anleitung zur Selbstständigkeit. Die Untertanen im Betreuungsmodus zu halten, schafft Notwendigkeit für den Staat, vergrößert seine Einflußnahme und schafft Abhängige. Der Staat ist alternativlos. Das wird gewünscht, und das klappt auch ganz gut. Wir haben noch gegen Autoritäten demonstriert, die heutige Jugend geht für ihre Autoritäten auf die Straße, fürs Klima, den Weltfrieden, die Gesundheit und für alles, was man ihnen vorgibt. Selbstdenken hat ihnen keiner beigebracht, während des ständigen helicopterings der Alten. Härtegrate des Lebens, kennt man nur aus dem Kino, Schwierigkeiten beseitigen die Erzeuger. Alles wird diskutiert, alles verstanden, eine Welt voller Appeasement und Glück und jeder Menge Weicheier. Herzlichen Glückwunsch.
Metropolis schaut’s euch an, aber im Ernst die Stalinisten hatten nichts zum konsumieren und sind daran gescheitert und die Konsumfaschisten mit ihren reglementieren und regulieren werden auch daran scheitern. Wie Brecht schon sagte, erst kommt das Fressen und dann die Moral, in der DDR war dies auch das Problem oder glaubt jemand wirklich etwas anderes.
Neopuritaner? Ich sehe eher menschenverachtende Totalitaristen, die sich an allem versündigen, was Christentum und Aufklärung als Menschenbild propagieren. Denn diese Totalitaristen degradieren den Menschen zum reinen Werkzeug, das be- bzw. ausgenutzt werden soll. Und wie ein Werkzeug wird der Mensch also optimiert, d.h. seine Qualität erhöht und Langlebigkeit verbessert. Eine eigenständige Bedeutung oder gar Seele wird ihm dabei aber nicht zugesprochen, ebenso wenig wie man einem Hammer etwas derartiges zuschreiben würde.
Ich weiß nicht, ob ich richtig liege; vielleicht kann man mich korrigieren; aber ich “rieche” bei “Reinheit und Askese” eine gewisse Nähe zum Nationalsozialismus.
Es sieht so aus, daß mit “offene Gesellschaft” eher “offene Grenzen” gemeint ist. Es scheint wohl auch der Aspekt der Abgrenzung von den “sündigen kleinen Leuten” zu sein, mit bestimmten Ge- und Verboten der Lebensweise sich zu distanzieren. Das eigentlich seltsame ist, daß Vegetarier und Veganer trotzdem eher eine kleine Minderheit sind, aber deren Lebensweise umso mehr propagiert wird. Auch bezweifle ich, daß vegane Ernährung wirklich für den Klimaschutz notwendig ist, weil auch vor 200 Jahren viele Menschen Fleisch gegessen haben.
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