Was ist in unserer Gesellschaft der geistige Flaschenhals? Ist es die potentiell maximale Leistung des jeweiligen Gehirns, oder ist es nicht viel mehr die (dürftige) Menge und die (mangelnde ) Qualität des Inputs? Die in der Informatik oft gebrachte Analogie zwischen Autobahnen und der Leistungsfähigkeit eines Rechnersystems, passt meiner Meinung nach auch auf die Gesellschaft: Ein Porsche 911 ist natürlich potentiell immer schneller als ein VW Golf. Dennoch wird man mit dem Porsche dem Golf selten bis gar nicht davon fahren können, da oftmals das Tempolimit eine Grenze setzt, die das Ausfahren bereits beider Automodelle gänzlich unterbindet. Und bei stockendem Verkehr verliert selbst das Tempolimit seine Relevanz. Wenn man diese Analogie auf unser Bildungs- und Integrationssystem anwendet, erklärt sich vieles.
In dem Statement von Professor Wolf sind besonders die Hinweise auf die Grenzziehung zwischen wissenschaftlichem Befund und Ideologie wertvoll. Solche Warnungen sind in einer Zeit, da sich “neue Wissenschaften” ausschließlich oder überwiegend ideologisch speisen, enorm wichtig. Die Wissenschaftsgeschichte kann zahlreiche Beispele nennen für diese unglückliche Vermengung. Mit Thilo Sarrazin teile ich den Optimismus, dass es sich lohnt, list, mit wissenschaftlichen Arbeiten ernsthaft auseinanderzusetzen. Für diese Bemühungen von Wissenschaftlern mit einer mageren Argumentation diffamiert zu werden, ist der wissenscgaftlichen Erkenntnis in keiner Weise förderlich, sondern spricht für wissenschaftsferne Interessen.
@ Peter Keilhacker Die von Ihnen beanstandeten Sätze beschreiben wohl nicht die Einstellung von Prof. Wolf, sondern beziehen sich meiner Meinung nach auf den Text von Fischbach und Niggeschmidt , also daß in deren Buch die Hinweise ... etc. fehlen.
Zum Leserbrief Herrn Peter Keilhackers: Hoch beunruhigt durch Ihr Zitat, lieber Herr Kollege, habe ich mir den Text sofort angesehen und: ein schlimmes Missverständnis! Gemeint ist natürlich, dass es im B u c h einen solchen Hinweis nicht gibt! Im Zusammenhang gelesen, heißt es: „… Stattdessen Polemik, wo sachliche Auseinandersetzung gefragt wäre. Es gibt weder einen Hinweis darauf, dass …“. Ich hoffe von ganzem Herzen, dass kein weiterer der Leser einem solchen Missverständnis aufgesessen ist und bekunde, dass Sie von der Sache her völlig im Recht sind. Durch die Argumente, die sie anbringen, haben Sie das Ganze bereichert, und dafür meinen herzlichen Dank!
Vielen Dank für Ihre Stellungnahme, Herr Prof. Wolf, welche zur Versachlichung der Debatte beiträgt. Als Laie auf diesem Fachgebiet mit angelesenem Wissen scheint mir insbesondere durch Ergebnisse der Zwillingsforschung der genetische Einfluß hinreichend nachgewiesen. Soweit mir bekannt, steigt die Korrelation mit dem Alter der Probanden. Das bedeutet aus meiner Sicht, daß Intelligenz zwar kurzfristig in (genetisch determinierten) Grenzen trainiert werden kann, aber das Intervall und die Bandbreite letztendlich durch die genetische Ausstattung festgelegt werden. Aus welchem Grund sollte das auch abweichen von der Vererbung körperlicher Merkmale? Die Behauptung, genetische Dispositionen spielen keine Rolle, führt meines Erachtens direkt zu dem denklogischen Schluß, auch andere Spezies als der Mensch könnten durch Training Intelligenz entwickeln. Mir ist kein Beispiel für einen solchen Trainingserfolg bekannt. Im Gegenteil können speziesabhängige Intelligenzunterschiede festgestellt werden, die auf eine genetische Komponente überdeutlich hinweisen.
Wichtiger als die wissenschaftliche Auseinandersetzung ist die Leugnung von Intelligenz- und Begabungsunterschieden im Alltag, die durch Lobbyisten befördert wurde und aufrecht erhalten wird. Obwohl niemand leugnet, daß nicht jeder Fußballer für die Bundeslige geeignet ist, oder bei entsprechendem Training Ronaldo oder Messie seien könnte, wird im geistigen Bereich so getan, als könnte jeder Einstein sein. Jeder macht in der Schule die Erfahrung, daß einigen das Erlernen eines Instrumentes, anderen die Mathematik, und anderen die Sprachen wenig Mühe machen, wird die Fiktion der gleichen, und nur ausreichend zu fördernden Anlagen, von interessierter Seite aufrecht erhalten. So kommt es nicht nur zur Ideologie der Gesamtschule, sondern zu einem Überhang an nicht für das Studium Geeigneten, die sich dann in den psychischen Beratungen der Universitäten einfinden oder später wegen Überforderung im Beruf mit burn-out Syndrom abmelden.
Kann man nicht sogar ganz einfach schließen: Wenn sich Intelligenz nicht vererben würde, wie das Niggeschmidt et. al. behaupten, wie ist dann die Intelligenz auf den Menschen gekommen? Ist sie vom Himmel gefallen? Nein, ist sie nicht! Sie ist eine mit starkem evolutionären Nutzen geprägte Eigenschaft, die dank dieses Nutzens sich vererbte und vererbt und so immer mehr zunahm. Oder springen wir noch von Ast zu Ast…
In der ganzen Diskusion wurde auch davon abgesehen, zu fragen, ob eine überlegene Intelligenz von Individuen oder Gruppen häufiger zum Nutzen oder zum Nachteil der jeweils übrigen Mitglieder der Gruppe oder Gesellschaft eingesetzt wird oder in der Vergangenheit wurde. Man könnte sich ja auch mal fragen: Breitet sich da eine religiös orientierte Lebensweise über Kontinente aus oder eine genetisch wie kulturell mehr oder minder isolierte Variante von Mensch? Ist zu viel Intelligenz dabei möglicherweise hinderlich?
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