Georg Etscheit / 24.04.2021 / 06:12 / Foto: Pixabay / 43 / Seite ausdrucken

Generation Trampolin

In Australien kommt es vor, dass sich ein wildes Känguru in ein Wohnhaus verirrt. Bei dem Versuch, es einzufangen, geht mitunter die gesamte Inneneinrichtung zu Bruch. Das Beuteltier gerät leicht in Panik, wenn es sich in geschlossenen Räumen befindet, und zerschlägt beim ziellosen Umherhüpfen alles, was ihm zwischen die Pfoten kommt. In der australischen Hauptstadt Canberra gehören die hoppelnden Kreaturen sogar schon zum Stadtbild und verursachen im morgendlichen und abendlichen Berufsverkehr regelmäßig Unfälle. Manchmal würden sie aggressiv, berichtete die Hannoversche Allgemeine vor einiger Zeit. 2013 sei beispielsweise ein Politiker der Grünen Partei beim Joggen von einem Känguru angegriffen und verletzt worden. Lokale Medien sprächen bereits von einer „Hoppokalypse“.

Derzeit scheint sich in Deutschland eine etwas andere Art von Hoppokalypse anzubahnen. Nachdem schon die Schule schwänzenden „FFF-Hüpfer“ bei ihren freitäglichen Happenings zur Rettung des Klimas für beträchtliche mentale Schäden gesorgt haben, vor allem in den eigenen Köpfen, macht sich nun eine ehemalige Trampolinspringerin bereit für den Hüpfer ins Kanzleramt. Laut Wikipedia betrieb die grüne Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock während ihrer Kindheit und Jugend Trampolinspringen als Leistungssport. Sie habe an den Deutschen Meisterschaften im Trampolinturnen teilgenommen und dreimal eine Bronzemedaille gewonnen.

Die 1980 geborene Baerbock war somit Wegbereiterin und Ahnherrin/Ahnfrauin der Generation Trampolin, deren Angehörige sich dadurch auszeichnen, dass man, aufbauend auf den nur vordergründig sicheren Leistungen der Vorgängergeneration und eines ererbten Vermögens und beseelt von einem Aufguss eines stets und immer wieder aufs Neue gescheiterten, mittlerweile als Klimaschutz und Genderismus getarnten Sozialismus, zu meist zeitlich eng begrenzten Höhenflügen ansetzt. Auf einem Trampolin kann man sich aller Erdenschwere enthoben fühlen und kommt dem Himmel zumindest sekundenweise ein Stück näher. Allerdings folgt die Ernüchterung auf den Fuß, was dem Phänomen der Gravitation zu verdanken ist, die beim Trampolinspringen nur scheinbar aufgehoben wird. Der kurze Ausflug in höhere Gefilde erweist sich als wenig nachhaltig.

Seit 2000 olympische Disziplin

Baerbock trug mit ihren sportlichen Erfolgen dazu bei, Trampolinspringen zum Volkssport zu machen. Wohl in keinem anderen Land des Erdkreises dürften sich auf privaten Gartengrundstücken so viele Trampolins finden wie in Deutschland. Für relativ kleines Geld kann man sich im Internet oder im Baumarkt ein auf mehreren Standfüßen mehr oder weniger stabil ruhendes Trampolin zulegen. Aldi Süd bietet schon für sensationelle 89,99 Euro ein Garten-Trampolin „mit Sicherheitsnetz und Stangenpolsterung“, wobei solche Discount-Trampolins kaum länger als eine Saison durchalten dürften und dann als Sperrmüll zu entsorgen sind, wenn sie den eigenen Garten nicht dauerhaft verunstalten sollen. Zum Glück dürfte sich das Recycling ausgedienter Trampolins nicht so ganz so komplex darstellen wie das von Schrott-Windrädern.

Für ein professionelles Wettkampftrampolin muss man mehrere tausend Euro investieren. Solche Sportgeräte sollten nur in Turnhallen zum Einsatz kommen, weil selbst eine teure Münchner Altbauwohnung selten über Raumhöhen von mehr als vier Metern verfügt und sich mit guten Trampolins Sprunghöhen von bis zu neun Metern erreichen lassen. Schwere Kopfverletzungen wären die Folgen einer Anwendung in Nachkriegs- oder klimagerecht konstruierten Neubauwohnungen.

Begründet hat den Siegeszug des Trampolins der US-Amerikaner George Nissen. Er ließ sich der Legende nach anlässlich eines Zirkusbesuchs von Trapez-Artisten inspirieren, die sich nach ihren Vorführungen in ein elastisches Sicherheitsnetz fallen ließen und dort noch einige Salti vollführten. Anderen Quellen zufolge war Nissen selbst Hochartist. Auf jeden Fall war er es, der auf die Idee kam, die Hüpferei zu einer eigenen, sportlichen Disziplin auszubauen. Zu diesem Zweck schuf er neuartige Sprunggeräte – Trampoline – und vermarktete sie seit 1941 über eine eigene Firma, die Griswold-Nissen Trampoline & Tumbling Company in Cedar Rapids, Iowa. Während des Zweiten Weltkriegs diente Nissen in der US-Navy; seine Trampoline wurden in der Schulung von Piloten eingesetzt, wie später auch in der Astronautenausbildung.

Nissen ließ sich 1960 zu Werbezwecken im New Yorker Central Park beim Trampolinspringen fotografieren – zusammen mit einem gemieteten Känguru! Schon zuvor hatte er seine Geräte erstmals beim Deutschen Turnfest in München präsentiert. Sechs Jahre später wurde der Internationale Trampolin-Verband F.I.T. gegründet, im gleichen Jahr fanden in London zum ersten Mal Trampolin-Weltmeisterschaften statt. Seit dem Jahr 2000 ist das Trampolin-Einzelspringen olympische Disziplin.  

Erlaubt sind auch Bauchlandungen

Leider gelang es Baerbock nicht, sich bis in die internationale Spitze der Trampolin-Turner vorzukämpfen, die fest in der Hand von Russen, Chinesen und Amis ist, weswegen sie den einfacheren Weg wählte und in die Politik ging. Vom Sport, insbesondere dem Trampolinspringen, habe sie viel für ihren späteren Lebensweg gelernt, sagte Baerbock im Gespräch mit Ex-Tagesthemen-Anchorman Ulrich Wickert. Als da wären einem Stern-Artikel zufolge: „Disziplin, aber auch Mut. Dass jeder Sieg auch vorher eine Niederlage bedeutet. Und Teamarbeit: dass man nicht alles alleine machen kann. Vor allem müsse man sich gut einschätzen können, seine Stärken und auch seine Grenzen kennen.“ Dass es für einen Sieg im Hüpfen nie gereicht habe, habe sie in ihrer Jugend durchaus geärgert hat, bekannte sie. Doch jetzt im Alter von vierzig Jahren habe sie diese Niederlage „verkraftet“.

Eine vollständige Übung auf dem Trampolin umfasst laut Wikipedia zehn Sprünge, was zehn Tuchberührungen entspricht. Erlaubt sind Landungen auf beiden Füßen, im Sitzen, auf dem Rücken oder auf dem Bauch, sogenannte Bauchlandungen. Auch diese Variante des Trampolin-Springes könnte sich für die Ausübung anderer Tätigkeiten, etwa der einer Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland, als relevant erweisen. Bei Raumhöhen bis zu 13 Metern würde sich das Bundeskanzleramt vorzüglich für die Aufstellung eines professionellen Wettkampftrampolins eignen, wobei sichergestellt werden müsste, dass kein Känguru in die deutsche Regierungszentrale eindringen und eine grüne Politikerin beim Trampolinspringen verletzen könnte.

Foto: Pixabay

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Hans-Peter Dollhopf / 24.04.2021

Herr oder Frau Lutzgerke, ich verstehe nicht, was Sie meinen. Sie schrieben etwa, “die Waffe der Neurechten ist die beweislose Behauptungen des Sozialismus und das seit 20 Jahren”. Nach der Bedeutung kann man nur im Nebel stochern. Für Frau Claudia Roth etwa ist Achgut auch “neurechts”. Was für eine Waffe soll bitte die “beweislose Behauptungen” darstellen? Was war im Jahr 2000 passiert? Und ein “Ulkotte”, was ist das? “Eine Systemanalyse als Schlagwort”? Nicht doch eher “Schlagwort als Systemanalyse”?  . . . Sehr, sehr merkürdig!

maciste rufus / 24.04.2021

maciste grüßt euch. ich selbst betreibe seit fast fünf jahrzehnten sport, davon ca. fünfzehn jahre auf leistungssportniveau; deshalb denke ich aufgrund meiner praktischen erfahrungen und meiner sportwissenschaftlichen kenntnisse, daß frau bearbrock über disziplin, ausdauer und enthusiasmus verfügt. das ist sehr vorteilhaft, aber eben nicht ausreichend. indes gehen alle polemiken gegen personen - so berechtigt und brillant formuliert sie sein mögen - am politischen kern des problems vorbei: daß der derzeitige generationenwechsel in politik und gesellschaft ein wertevakuum ausfüllen, neue werte/umwertungen setzen und konsolidieren muß und wird, was nach historischen erfahrungen nicht ohne blessuren und verluste, sprich bürgerkrieg und krieg abgehen wird. die figuren werden dann austauschbar, was zählt, sind gewaltmacht und persönliche gewaltbereitschaft. von grünen, schwarzen, roten, blauen wird in den kommenden titanenmensuren keine rede mehr sein. wer spricht in der ostukraine oder im sudan noch von femen oder klimahüpfen? battle on.

Bärbel Schneider / 24.04.2021

Wenigstens hat Baerbock mit dem Trampolinspringen bewiesen, dass sie kein Nazi ist. Denn die hüpfen bekanntlich nicht. Sozialistin sicher, aber eine inter-, keine nationale.

g.schilling / 24.04.2021

Mir scheint, sie ist einige Male zu viel neben dem Sprungtuch aufgeschlagen. Das werden lustige Jahre mit ihr im Kanzleramt. Luisa Neubauer tritt ja auch für diesen Verein an. Sicher bekommt sie einen der vordersten Listenplätze und wird dann Co-kanzlerin. Die Beratungsgesellschaft von Fratzen-Gretel steht als NGO sicher schon in den Startlöchern. Ich freu mich drauf, den endgültigen Niedergang des Landes live erleben zu dürfen.

Gerhard Schmidt / 24.04.2021

Die ständigen Dehnungen und Stauchungen des zentralen Nervensystems beim Trampolinspringen blieben nicht ohne Folgen! Als ungesündeste Sportart kommt das gleich nach “Russisch Roulette”...

Fred Burig / 24.04.2021

@lutzgerke: ......“die Waffe der Neurechten ist die beweislose Behauptungen des Sozialismus und das seit 20 Jahren”.......“Am sichersten versteckt man eine Lüge in viel Wahrheit.”......Wenn ich ihren Kommentar so lese werde ich das Gefühl nicht los, dass sie gerade versuchen, den Beweis dafür zu liefern? Scheint aber nicht ganz gelungen zu sein, da inhaltlich zu schwachsinnig! Und deshalb schließe ich mich gern der Antwort von Herrn Volker Kleinophorst an sie an. MfG

Wolf von Fichtenberg / 24.04.2021

Ich gebe es zu: Grün ist eine Alternative. Eine? Nein: Die Einzige!  Letztendlich muss eine neue Energiequelle gefunden werden, denn mit der Atomkraft sind wir aufgeschmissen. Wir werden erfrieren! Sie stutzen?——Nun, eine der Denkerinnen der Partei, Claudia Roth (Quelle: Welt, 10.01.2009; “Macht doch nicht so’n Theater: Claudia Roth) hat es bereits früh erkannt! Wir alle sollten tief in uns gehen und der Erkenntnis der blitzgescheiten einstigen Vorsitzenden folgen. : (...) “Mit Verlaub, mit Atomenergie kann man im Winter nicht heizen.”(...) Danach ergänzend: “Man sollte uns auch nicht für blöder verkaufen, als wir im Schnitt sind.”—— Sehen Sie, darauf wären SIE bestimmt nicht gekommen. In welcher Unwissenheit hätten wir verharren müssen, wenn Intelligenzija nicht das erkennende Licht in den dunklen Sumpf unserer Unwissenheit gebracht hätte.——Ach, welche umwerfende Erkenntnisse erwarten uns künftig? Satirisch gefragt: Tagsüber brauchen wir kein Licht, denn da scheint die Sonne? Grasfaserkabel können ein ÖkoNetzverbindungen herstellen?.... Es wird spannend!

Uwe Wilken / 24.04.2021

Ich war mal Jugend-Schützenkönig. Damit bestens qualifiziert als kommender Verteidigungsminister. Aber ach: leider weißer alter Mann = Kartoffel und dann auch noch hetero! Wird wohl nix.

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