“Studenten und Studierenden” Eigentlich heißt beides haargenau dasselbe: Student ist nichts anderes als die eingedeutschte Form des lateinischen “studens”, also der und - aufgepasst - die bzw. das sich Mühende bzw. im engeren Sinne der, die, das Studierende. Es wäre also an sich gar kein Problem, in “die Studenten” (lat. studentes) eine völlig geschlechtsneutrale Bezeichnung zu sehen. Aber sind wir nicht naiv - es geht vielen ja gar nicht um Lösungen, es geht um ein kleines Zipfelchen Macht. Und dazu gehört auch, an einer einvernehmlichen Lösung für eine inkludierende Sprache nicht interessiert zu sein, ja sie geradezu zu verhindern, indem in regelmäßigen Abständen ein*e neue*s Sau/Eber durch das Dorf getrieben wird. Eine ständige Verunsicherung darüber, was nun eigentlich “korrekt” sei, ist dabei eben kein Kollateralschaden, sondern Teil des Machtspiels (wobei ich nicht behaupte, dass es den meisten solcher Leute bewusst wäre, dazu würde ja schließlich eine Fähigkeit zur Selbstreflexion gehören).
Auf den Schildern an der Uni steht übrigens “Radfahrende absteigen”, nicht “Rad Fahrende absteigen”. Das liegt nicht am Protest gegen die Rechtschreibreform, sondern an der allgemeinen Doofheit dieser absteigenden Radfahrer.
Es ist noch nicht wirklich Mainstream geworden. Jedenfalls nicht in der Gesellschaft. Fragen Sie mal in Ihrer Umgebung nach. Jeder, absolut Jeder, mokiert sich über diesen Schwachsinn. Leider sind die Wenigsten bereit, eine der beiden Petitionen zu unterschreiben, die sich dagegen richten. Nein, die Mehrheit lacht darüber und glaubt nicht, dass man uns diese Art zu schreiben in nicht all zu ferner Zeit aufzwingen wird. Sie glauben einfach nicht, dass dieser Schwachsinn ernst gemeint ist. Aber es ist sehr praktisch für Jeden, der nicht mit Kritikern diskutieren will. Wenn man demnächst eine Äußerung tätigt wird der Meinungsgegner, wie bereits jetzt schon zu sehen, nicht mehr über das Thema sprechen, sondern die nicht richtig gegenderte Sprache kritisieren. Schon hat man einen Nebenkriegsschauplatz aufgemacht und braucht sich nicht mehr um das eigentliche Thema kümmern. Irgendwann werden zudem die Menschen, die nicht richtig gendern dann als dumm gebrandmarkt. Und wer dumm ist, den muss man nicht ernst nehmen. Das ist so perfide, dass die Mehrheit das nicht kapiert. Insofern, ja insofern sind sie wirklich dumm…, zumindest aber uninformiert.
Ich bin ein Mann der sich von der Deutschen Regierung, zu Neudeutsch, “gefickt” fühlt. Wie sollte man dies gegendert dann ausdrücken? Oder geht das so sehr gegen die politische Korrektheit, dass man mich schon für diese allzu aggressive Unmutsäußerung bereits gesellschaftlich/pädagogisch ins Abseits stellt?! Auf der anderen Seite: was kann von einem alten, weißen Mann auch anderes erwartet werden?
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