Da Sie es ansprechen, Herr Steinbrink, gerade dieser Tage hatte ich gedacht, was können wir in Sachsen froh sein, dass MP Kretschmer die läppischen 27,5% der AfD bei der Bildung seiner Regierung nach der Landtagswahl 2019 ignoriert hat. So gelang es ihm, eine Koalition mit den 8,6% Grünen und der 7,7% SPD zu bilden, weshalb wir jetzt über eine grüne Justizministerin Meyer jubeln können, die - passend zur Uni Leipzig - endlich die Gesetze gendergerecht umschreiben läßt. Nee, was freu’ ich mich! Nein, im Ernst, ich sehe bei dieser Sprachverhunzung nur den Grund, dass man durch Fokussieren auf das ganze Gedöns noch mehr von den Phrasen ablenken kann, die da abgesondert werden.
Ich hätte auch einen schönen Diminutiv beizusteuern: Kitt-chen. Da sollte man sie reinsperren, unsere Sprachverhunzer (nein, ich gendere das nicht!). Wobei Elias Canetti mich in seiner “Blendung” so schön verkleinert hat: Fischerle. Leider spiele ich nicht mehr Schach, und einen Buckel, den man mir runterschneiden könnte, habe ich auch nicht. Ist mir aber lieber so. Und ich lese wieder Schopenhauer: »Was, in aller Welt, soll aus der deutschen Sprache werden, wenn Sudler und Zeitungsschreiber diskretionäre [ihrer Willkür überlassene] Gewalt behalten, mit ihr zu schalten und zu walten nach Maaßgabe [damalige Originalschreibweise, J.F.] ihrer Laune und ihres Unverstandes?« (Ueber Schriftstellerei und Stil) Er war seiner Zeit so weit voraus, und doch kann er sich glücklich schätzen, nicht in unserer Zeit zu leben: da wäre er permanent am Durchdrehen. Ob wir es noch erleben dürfen, dass Horaz’ Ausspruch (aus “De arte poetica”) »scribendi recte sapere est et principium et fons« (Vernünftig denken ist die Grundlage rechten Schreibens) verpflichtend wird?
Wir könnten gleich damit beginnen, ein Pendant zum unsäglichen Fräulein einzuführen: Das Männlein. Das klingt dann ungefähr so: ” Gehn’s Männlein, bringen Sie mir bitte noch einen Kaffee.”
Das einzige, was mit dem ganzen Quatsch erreicht wird, ist die Abschaffung der Vereinheitlichung der Sprache, die den Menschen in Mitteleuropa eigentlich mal so einigen Fortschritt brachte. Es wird nicht mehr lange dauern, dann wird es den Leuten zu anstrengend und dann egal- mit dem Ergebnis, dass jeder wieder so schreibt, wie er meint. Ich werde diesen Genderwahnsinn boykottieren. Wenn ich etwas schreibe soll man das Geschriebene verstehen - nicht falsch verstehen. Wer in einer niedergeschriebenen Bezeichnung eine Diskriminierung hineinlesen will, hat erstens selbst das Problem im Kopf und projeziert das nur auf den Text, und zweitens wird er das auch dann noch tun, wenn der Text vollkommen unlesbar aber politisch korrekt wäre. Meiner Meinung nach gibt es kein besseres modernes Wort, wie “Wohlstandsverwahrlosung”. Unter dieses fallen auch die Ideen der Genderverfolgten, die ihrer Wahnideen aus lauter Langeweile heraus nicht mehr Herr werden. Was wir brauchen ist keine Sprachreform, sondern ein Heer an Psychiatern, die die Zwangsneurosen der Genderverfolgten therapieren. Die Wahrheit ist nämlich: diese Paranoiker fühlen sich nur diskrimiert, denn niemand will sie ernsthaft bewusst diskriminieren.
Die Rechtschreibreform 1996 ist die Weiterentwicklung der Rechtschreibreform 1944, welche kriegsbedingt in letzter Sekunde abgesagt wurde. Zum Glück, denn es war ein Großangriff auf die gewachsene Sprache. Aber die Idee zur Volkserziehung geisterte weiter, in personaler Kontinuität, jeweils DDR und BRD. Wohin das Werk der Nazis führt, sehen wir heute. Die Fortsetzung der Nazi- Sprachpanscherein, heutzutage als fortschrittliche PC ist der Witz, insofern sich die Leute als Gutmenschen fühlen. Die Begriffe “Aktion Gnadentod”, “Endlösung” und “Sonderbehandung” galten damals als “politisch korrekt”.
So angemessen dieser Vorschlag auch inhaltlich sein mag, ist es doch nur ein herumdokeren an den Symptomen. Die Ursache ist doch eher, dass diese paternalistischen Anstrengungen einem Teil der Bevölkerung das Gefühl gibt “progressiv” und einflußreich zu sein, obwohl sie stinknormale Spießer und völlig bedeutungslos sind. Die Lösung wäre also diesen Zukurzgekommenen ein anderes Surrogat anzubieten das ihnen das Gefühl der Sinnlosigkeit ihrer Existenz vertreibt. Da die Religion diesen Zweck offensichtlich (zumindest für kulturelle Christen) nicht mehr erfüllt, kann nur noch der ökonomische Existenzkampf das leisten. Daran arbeiten unsere neoliberalen Overlords bereits. In naher Zukunft werden die “Progressiven” sich neben den"Rächten” mehrheitlich in der Klasse der Dienstboten in der neuen feudalen Ordnung wiederfinden.
Sehr guter Artikel Ich habe da noch eine Frage. Warum verlangt keiner dieser „Genderidioten“ das Worte mit negativem Image wie verbrecher. Mörder. Vergewaltiger. Raser und Idiot nicht Gegenwert wird. Die Liste wird warscheinlich sehr sehr lang
Die Unzulänglichkeit des Vorschlags springt leider ins Auge. Aus der Debatte um linguistische Defizite des Wortes “Flücht-ling” (von “Asy-lant” ganz zu schweigen) sollte erinnerlich sein, daß unsere Giganten des Gutseins ein hypersensibles Organ für alle Abwertungen haben, die durch bestimmte Endungen oder Silben ausgedrückt werden. Nun ist Abwertung im Fall des “Professörchens” oder des “Professorleins” für die sprachpolitischen Aktivisten wohl kein Problem, da es sich hier um Herrschende handelt, die eine ordentliche Abwertung gut vertragen könnten, aber spätestens bei “Studentlein” oder “Studentchen” wird die universitäre Begeisterung für diese Lösung schlagartig schwinden. Nicht zuletzt wenn dann von “Migrantlein” oder “Migrantchen” die Rede sein müsste, wird sich lautstarker Protest regen und postwendend eine Menschenfeindlichkeit dieser Lösung diagnostiziert werden, darauf kann man Gift nehmen. Mein Vorschlag wäre, eine ganz neue Endung zu definieren, die keine Altlasten mit sich herumschleppt und nicht unaussprechbar ist wie die diversen Sternchen, Glottallücken, Bindestriche usw. Da man ja einfach “alle (m/w/d)” meinen will, könnte man die neue Endung aus omnes, lat. alle ableiten. Liebe Professomnes, sehr geehrte Studenomnes, sehr verehrte Migranomnes, hochgeschätzte Journalisomnes, wie wärs denn damit? Brandwichtig ist dabei, daß eine Konsonantenendung hinter dem Wortstamm nicht einfach übernommen wird, weil das für gewöhnlich der männlichen Form entspricht, sondern daß der Konsonant vorher entfernt wird. Also Studenomnes anstatt - Gott bewahre - Studentomnes. Möglich wäre aber auch: Man ersetzt in der weiblichen Form -nnen durch -mnes: Professorimnes, Studentimnes, Migrantimnes, Journalistimnes! Die jeweilig präsente männliche Form wird durch das folgende “i” verweiblicht und somit entschärft. Von Schülerimnes bis Rentnerimnes müsste diese Lösung doch alle begeistern, denn ihre simple Eleganz scheint mir unschlagbar!
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