Achgut.tv / 09.08.2018 / 06:25 / 18 / Seite ausdrucken

Geliebte SPD

Es scheint ja mittlerweile, dass sich die deutsche Öffentlichkeit an den Niedergang der SPD gewöhnt hat und kaum noch jemand die einstmals stolze, traditionsreiche Volkspartei vermisst. Die SPD-Führung tut auch alles dafür, dass die alten Stärken der deutschen Sozialdemokratie immer mehr in Vergessenheit geraten. Dass die Parteiführung ernsthaft darüber berät, die einst von Willy Brandt begründete Historische Kommission aufzulösen, ist da nur eines von vielen Zeichen.

Begeben wir uns auf eine Zeitreise in jene Jahre, die noch nicht einmal ein ganzes Menschenleben zurückliegen. In Jahre, in denen die SPD für mutige und vernünftige Politik stand; als die Partei weitgehend ideologiebefreit war und (dennoch oder deshalb?) vielen Nachkriegsdeutschen in West und Ost als Hoffnungsträger galt.

Wir unternehmen diese kleine Zeitreise mit einem Mann, der die Sozialdemokratie als seine einstige politische Geliebte bezeichnet. Obwohl sich diese Liebe schon lange von ihm abgewandt hat, vermisst er sie und hat auch nach ihr von keiner Partei mehr ein Mitgliedsbuch angenommen. Dennoch ist seine alte Liebe zur Sozialdemokratie wenig bekannt. Der Dichter und Schriftsteller Ulrich Schacht gilt eigentlich als „rechts“ und das schon seit den neunziger Jahren, als er den Sammelband „Die selbstbewusste Nation“ mit herausgegeben hat.

Zwischenzeitlich liebten ihn die Feuilletons dann wieder wegen seiner Bücher, in den letzten Jahren kamen vor allem „Vereister Sommer“, „Grimsey“ oder „Notre Dame“ gut an. Doch spätestens seit Schacht als einer der Erstunterzeichner der „Gemeinsamen Erklärung 2018“ auftauchte, ist er wieder vor allem der Rechte. Die Begleitmusik zu derlei Etikettierung wird heutzutage ja zum Überdruss gespielt. Viel spannender ist es, etwas von dem Sozialdemokraten Schacht zu hören, der schon als politischer Gefangener in der DDR unter den Mithäftlingen für die Sozialdemokratie warb und das SPD-Programm verbreitete.

Foto: Bildarchiv Pieterman

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Martin Stumpp / 09.08.2018

Einer Partei, wie Herr Schacht sie sich wünscht, die die sozialdemokratischen Werte wieder hoch hält, würde ich auch sofort beitreten. Für mich unverständlich, dass die SPD und ihre Mitglieder von vielen immer noch als Sozialdemokraten bezeichnet werden. Sie sind es nicht; sie sind m. E. weder sozial noch demokratisch.

Jochen Lindt / 09.08.2018

Rechts bzw rechtspopulistisch ist jeder, der sich für die eigene Bevölkerung einsetzt.  Rechtsradikal bzw Nazi ist jeder, der den Sozialstaat nicht von Ausländern wegfressen lassen will.  (Insofern ist die SPD definitionsgemäß weder Rechts noch Nazi. Wähler findet sie allerdings immer weniger und Mehrheiten gar nicht mehr).

Udo Kemmerling / 09.08.2018

Wer 42 Jahre braucht von der Oktoberrevolution bis zum Godesberger Programm bleibt verdächtig. Die Entwicklung seit 1959, aber insbesondere seit der Einführung der GroKo (nicht die von ´66) ist nur die logische Konsequenz aus der Erkenntnis des Arbeiters, dass der Sozialismus (auch nach Kreide fressen und mit demokratisch im Namen) nicht seine Probleme lösen wird. Der ganze Ersatzklassenkampf-Quatsch steht auch schon im Godesberger Programm und tritt heute ungefiltert ans Tageslicht, da das “Kümmern um den Werktätigen” ersatzlos weggefallen ist. Die SPD ist schon immer das gewesen, was sie heute ist. Es gab nur Zeiten in denen sie sich besser tarnen konnte. Vor vielleicht 15 Jahren habe ich mir persönlich bekannten Sozialdemokraten prophezeit, dass linksorientierte Menschen mich bei nächster Gelegenheit mit ähnlichen Argumenten wie in der DDR verfolgen würden. Ich wurde ausgelacht. Heute haben wir Heiko Maas, NetzDG und staatlich finanzierte Programme zum Kampf gegen die Partei, die ich wähle. Und ich meine eine Partei, die in Umfragen bei 17% liegt, keine extremistische Splitterpartei. Eine Partei, in der mehrheitlich geglaubt wird, der Kniefall von Willy Brandt in Warschau hätte den Niedergang des Ostblock ausgelöst, kann ruhigen Gewissens ihre Historische Kommission auflösen. Ich könnte seitenlang fortfahren mit Irrtümern der Sozialdemokratie. Nur einer noch: Mit dem Einzug sozialdemokratischer Denkweisen in die CDU begann die größte Staatskrise der neueren Geschichte, nicht Deutschlands, sondern des Prinzips Nationalstaat. Der Basis unserer Zivilisation! Ich hoffe lediglich, dass klar geworden ist, dass an der SPD so gar nichts Liebenswertes ist.

Dr. Karl Wolf / 09.08.2018

Der Niedergang der SPD ist symptomatisch für das ganze Land. Daß der Herr Maas der beliebteste Politiker Deutschlands sein soll, daß eine Partei der Berufs- und Studienabbrecher und der Bachelor-Politologen und -Soziologen die veröffentlichte Meinung beherrscht und immer mehr Stimmen gewinnt, zeigt die kulturelle und nationale Selbstaufgabe eines Landes, das von seinem politisch-medialen Establishment an Billigstbietende verramscht wird.

Robert Jankowski / 09.08.2018

Die SPD hat jahrzehntelang ein falsche Familienpolitik betrieben, indem sie den Frauen alle Möglichkeiten gab, sioch selbst zu entfalten. Parallel dazu wurde dies nicht durch flankierende Massnahmen im Bereich der Arbeitsplätze abgesichert. Frauen mit Kindern sind in kaum einem anderen EU Land so schwer wieder in Arbeit zu bringen. Dazu dann die leidige Hartz4 Reform, was für alleinstehende Frauen mit Kindern den sofortigen sozialen Abstieg bedeutete. Als Sahnehäubchen gab es dann noch für die Leute mit einer wahrscheinlich kleinen Rente die sogenannte “Riester Rente”. Wer damit spart und nach 45 Jahren Arbeit nicht genug Kohle hat, dem wird sein vom Mund abgespartes Riestergeld dann auch noch voll auf sein Hartz 4 angerechnet. Die Einzigen, die dabei verdient haben, waren die Verischerungen. Aktuell ist es dann so, dass Jemand, der 45 Jahre in die Kassen eingezahlt hat, denselben sozialen Status hat, wie ein frisch zugereister Migrant. Warum also sollte man die SPD noch wählen? Von ihren guten Kontakten zur Edogan gesteuerten Ditib gar nicht zu reden.

U. Unger / 09.08.2018

Werter Herr Schacht, allein Ihre Staatserfahrung mit der DDR nötigt mir größten Respekt ab! Wäre es nur die SPD, die jegliche Vorzüge unserer westdeutschen Teilungsjahre versucht, aus dem Gedächtnis zu löschen, so wäre es fast noch erträglich. Ich empfinde es mittlerweile beschämend bis schändlich, dass Ihre Stimme der Eigenerfahrung kaum jemanden erreicht. Möglicherweise kenne ich das Werk in dem Sie Ihre Erfahrung mit drei unterschiedlichen “Demokratischen” Staaten schildern, nicht. Dieser Beitrag macht mich neugierig, bin gespannt auf weitere Beiträge. Ihre Gefühle, vermeintlich verratener Ideale teile ich, da ich selbiges mit der FDP erlebt habe. Direkt nach den besten Ergebnis war für mich Schluss, da ich glaubte zu erkennen, dass die gepriesenen Ideale nur Verpackungsmaterial für ein Vakuum sind. Heute stelle ich nur noch ungerührt fest, wie insgesamt die Schere zwischen Ankündigen und Handeln insgesamt in allen politischen Lagern weiter auseinandergeht. Ein systematisches Problem.

Dr. Rüdiger Liebold / 09.08.2018

Wenn man bei den Worten Nationalbewusstsein, deutsch oder Volk schon “rot” sieht und die Menschen, die davon sprechen in die Nähe von Rassisten oder Nazis stellt, dann zeigt das das ganze Ausmaß der ideologischen Indoktrination in einem Staate, der sich demokratisch nennt. Aber Schuld daran ist nicht nur die SPD sondern alle Etablierten. Deshalb verwundert es, wenn die Grünen z.B. derzeit im Aufwind sind, denn sie sind noch stärker an der Verbildung der Deutschen beteiligt. Untersucht man den Moralismus in Deutschland, dann stellt man irgendwann fest, dass dahinter sich eine unglaubliche Heuchelei verbirgt.

Werner Pfetzing / 09.08.2018

Hallo, Anders Dairie ! Ich glaube,  Sie haben sich da um 10 Jahre vertan.  Willy Brandt war bereits 1968 Außenminister unter Kiesinger, als der umstrittene “Spionage”-Vertrag mit den USA geschlossen wurde. Na, wenn das der historischen Wahrheit entspricht, wie hätten Ströbele (Grüne),  Trittin (Grüne)  oder Oppermann (SPD)  auf diese Tatsache reagiert ? Es grüßt Sie Werner Pfetzing

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen

Es wurden keine verwandten Themen gefunden.

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com