Quentin Quencher / 24.06.2015 / 10:00 / 4 / Seite ausdrucken

Gelb macht sich grün und erwartet blaues Wunder

So lange ist es nicht mehr hin, dann sind Landtagswahlen in Baden-Württemberg. Die Parteien und Kandidaten beginnen sich zu positionieren. Die FDP meldet sich nun mit einem Paukenschlägchen in der medialen Arena. Eicke Weber, Chef des Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme (ISE), will für die FDP kandidieren. Stolz präsentierte Landeschef Theurer den neuen Kandidaten.

Dass Weber ein glühender Lobbyist der sogenannten Erneuerbaren Energien ist, darüber könnte man ja zur Not noch hinweg sehen. Damit liegt er ja ganz auf der Schiene von Theurer, der mit einem so bezeichneten »blauen Wachstum«, bei dem Umweltschutz durch technische Innovation möglich sein soll, schon geraume Zeit versucht den Grünen den Wind aus den Segeln zu nehmen. Dass die Liberalen aber einen Kandidaten aufstellen, der die Phantastereien eines Jeremy Rifkin „praktisch vollständig“ teilt, ist ein Armutszeugnis für eine Partei, der man einst eine gewisse Kompetenz in Wirtschaftsfragen einräumte.

Es pinselt sich die Südwest-FDP also nicht nur grün an, in dem sie einen wie Eike Weber als Kandidaten aufstellt, der auch noch geradezu enthusiastisch von einem Ökonomen schwärmt, welcher meint, dass der Kapitalismus in spätestens ein paar Jahrzehnten nur noch in einigen Nischen stattfindet, diese FDP verabschiedet sich von ihrem Markenkern. Ja klar, wer fürs EEG ist, die komischen Vorstellungen Rifkins teilt, für den ist grüne Planwirtschaft das wirkliche Ziel. Aber für was es dann die FDP noch geben soll, wenn die sich von ihren vormaligen Kernkompetenzen verabschieden und nun einem grünen Zeitgeist hinterher laufen, das wird ihr Geheimnis bleiben, welches sie bei der nächsten Wahl wohl mit ins Grab nehmen wird.

Zuerst erschienen bei Glitzerwasser

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Leserpost

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Karl Helger / 25.06.2015

Die FDP hatte einmal einen soliden Wählerauftrag und ist mit einem Rekordergebnis in die Regierung gezogen. Dann habe sich die Herren (und Damen) Bonzen der pseudo-liberalen Partei wohl gedacht, wir machen jetzt mal das, was die Volksparteien machen - im Ergebnis nix aber immer schön hektisch wirken und die Bürger mit neuen Vorschriften und Steuenr ärgern. Vielleicht in der Hoffnung, im 4-Jahres-Rhythmus dicke Posten zu bekommen. Nicht verstanden haben die FDPler, dass sie heute mit einem Drittel der Stimmen regieren könnten, wenn sie zumindest versucht hätten, die Steuern zu senken, GEZ abzuschaffen und die Regulierungswut einzudämmen etc. Good Riddance, eine Kopie von CDUSPDGrüneLinkspartei braucht nun wirklich kein Mensch, da wähle ich lieber das Original nicht.

Sascha Fiek / 25.06.2015

Nicht nur Rifkin ist ein großartiger Denker, dessen Ideen in wesentlichen Teilen ohne weiteres kompatibel sind mit liberalem Gedankengut. Es steht der FDP gut an, auch einmal über den Tellerrand zu blicken und die Zukunft anzupacken. Auch Eicke Weber ist in der Lage, nicht nur das heute zu sehen, sondern auch an morgen zu denken. Wenn wir nicht nur bei den erneuerbaren Energien, sondern auch bei den fossilen und Kernbrennstoffen die Subventionen zurückfahren und endlich auf marktwirtschaftliche Instrumente setzen (Emissionshandel, Energieunion etc.) , dann werden renewables nicht nur im Wettbewerb bestehen, sondern manche werden sich noch über deren ökonomisches Potenzial wundern. Sicherlich ist auch das konservative Element in der FDP sehr stark. Die alte FDP, die sich gegen erneuerbare Energien ausspricht, die nicht die Chancen der Digitalisierung aufgreift oder sich allgemein gegen Fortschritt und den Einsatz moderner Techniken und Technologien wendet, ist immer noch sehr präsent. Aber man sollte als freiheitlicher Geist nicht immer mit dem langweiligen Verweis auf vermeintlich grüne Politik jegliche Zukunfstentwicklung verneinen. Wir sind im neuen Jahrtausend und sollten uns langsam auch als FDP so verhalten. Ich freue mich, dass wir in Freiburg einen Kandidaten haben, der das neue Leitbild einer FDP repräsentiert und sich mutig, weltoffen und zukunftsgewandt gibt. Deswegen sollten auch konservative Kräfte dies akzeptieren und nicht gleich wieder dagegen schießen. Auch wenn man einmal unterschiedlicher Meinung ist, hilft das öffentliche gegeneinander kaum für Wahlen weiter und wir sollten eine offenere Ausrichtung begrüßen, statt sie zu bekämpfen.

Hjalmar Kreutzer / 24.06.2015

Je mehr alle Parteien die gleichen zeitgeistigen Parolen nachplärren, nur mit unterschiedlichen Etiketten und unterschiedlicher Rhetorik, desto schwieriger wird es für den potenziellen Wähler zu unterscheiden, wo er denn nun sein Kreuz machen kann oder ob man überhaupt noch wählen gehen soll. Irgendwann haben wir wieder zu 98% die Kandidaten des Demokratischen Blocks bzw. der Nationalen Front, nur müssen wir nicht einmal mehr hingehen und Zettel falten und auf Befehl jubeln. Hauptsache, wir zahlen fein Steuern und mucken nicht auf. Grusel!

Heinz Schaumann / 24.06.2015

Kann ich mich als F.D.P. noch mehr “prostituieren”? Wo treiben wir hin?

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