Jochen Ziegler / 24.08.2021 / 12:00 / Foto: Pixabay / 128 / Seite ausdrucken

Geimpft – Genesen – Getestet: Was stimmt da nicht?

Viele spüren, dass mit den GGG-Regeln (geimpft, genesen, getestet) etwas nicht stimmt. Zu widersprüchlich sind Maßnahmen, Meldungen und Parolen. Hier der Versuch, etwas Ordnung in die Begriffe und dazugehörigen Fakten zu bringen.

Genesen

Ob ein Mensch sich mit SARS-CoV-2 infiziert hat, kann man durch Messung der Moleküle zweier Komponenten des Immunsystems bestimmen:

1. Durch Messung von spezifischen Antikörpern, die gegen SARS-CoV-2 gerichtet sind (humorale Immunität).

2. Durch Messung von T-Zell-Epitop-Rezeptoren, die sich spezifisch gegen SARS-CoV-2 richten (IFN-γ ELISPOT-Assay zum Nachweise der zellulären Immunität).

Dies sind die einzigen Methoden, mit denen sich eine durchgemachte Infektion nachweisen lässt, denn nur diese beiden Methoden zeigen an, dass das Immunsystem sich mit dem Erreger auseinandergesetzt hat, der Organismus daran genesen und somit immun ist. Der zweite Test, der derzeit nicht als Routinemethode verfügbar ist, ist laut einer wichtigen Studie sensitiver als die Bestimmung von Antikörpern. Wahrscheinlich sind derzeit fast alle Menschen in Deutschland im Sinne des zweiten Tests genesen, da die Quote Anfang 2019 (also ein Jahr vor der Ausrufung der “COVID-Pandemie” durch die WHO) bereits bei 80 Prozent lag: Wie die Arbeitsgruppe von Prof. J. Walz zeigen konnte, waren in 80 Prozent der Blutseren, die Anfang 2019 konserviert wurden, gegen SARS-CoV-2-Epitope gerichtete T-Zellen sehr deutlich nachweisbar.

Doch das RKI erkennt keine der beiden Methoden zum Nachweis des Status “genesen” an. Vielmehr ist laut RKI nur genesen, wer innerhalb der letzten sechs Monate einen positiven RT-PCR-Test gegen SARS-CoV-2 hatte und noch lebt. Doch zeigt so ein positiver Test gar nicht, ob man gegen das Virus immun ist. Es zeigt lediglich an, dass sich ein wenig Nukleinsäure des Virus auf der abgestrichenen Schleimhaut befand. Das kann auch der Fall sein, wenn man Viruspartikel eingeatmet hat, ohne dass es zu einer Infektion gekommen ist – dies ist meist bei Immunen der Fall, kann aber auch auftreten, wenn defekte Partikel nachgewiesen werden.

Vor allem aber wurde im jeweils letzten halben Jahr nur bei einem Bruchteil der immunen Menschen ein positiver PCR-Test durchgeführt. Das liegt einerseits daran, dass sich nur ein kleiner Teil aller Menschen testen lässt, und das auch nur unregelmäßig. Vor allem liegt es aber daran, dass ein gegen das Virus immuner Mensch das Virus schon auf der Schleimhaut abwehren kann und daher erst wieder Test-positiv werden kann, wenn das Virus so stark mutiert ist, dass er seine Immunität verliert.

Der PCR-Test ist als Instrument zum Nachweis der Genesung ungeeignet, er bildet wahrscheinlich weniger als 1 Prozent der Genesenen ab (Sensitivität kleiner 1 Prozent). Das RKI setzt den Test als Kriterium an, weil bei der Verwendung des Nachweises von Antikörpern oder T-Zell-Rezeptoren schon im letzten Herbst klar gewesen wäre, dass es keinen Sinn hat, zu impfen, da damals bereits die Herdenimmunität erreicht war. Es ist jedoch offensichtlich der politische Auftrag des RKI, eine nahezu vollständige Durchimpfung der Bevölkerung zu erreichen. Das wäre mit den medizinisch korrekten Kriterien nicht möglich.

Wenn die Regierung die COVID-Restriktionen, wie von einigen Politikern bereits gefordert (siehe unten), auf 2G ("genesen" oder "geimpft") umstellt, bedeutet dies angesichts der extrem geringen Sensitivität der RKI-Definition von "genesen", dass wir de facto 1G bekommen ("geimpft"). Ist das medizinisch sinnvoll?

Geimpft

Wer gegen SARS-CoV-2 geimpft ist, hat bei den heute zirkulierenden Virusvarianten eine kaum messbar geringere Chance, sich zu infizieren als ein Ungeimpfter, da die Impfung bereits gegen die im letzten Herbst zirkulierenden Varianten kaum wirksam war und gegen die heute vorhandenen Varianten mit Sicherheit nicht wirkt. Gegen das, wogegen sich die Massenangst richtet, den Tod an COVID, wirkt der Impfstoff auch bei den bis letzten Herbst zirkulierenden Varianten nicht. Man kann, wie auf achgut.com schon im Juni 2020 gezeigt wurde, nicht gegen den Tod impfen.

Es gibt dazu viele Behauptungen und retrospektive Beobachtungsstudien. Sie haben allesamt wissenschaftlich viel weniger Wert als die oben verlinkte Studie von Pfizer/BioNTech, doch selbst diese schwache Datenlage zeigt, dass die Impfstoffe keine Wirkung haben. Dies zeigen auch neue Untersuchungen des CDC. Leser, die sich die Studie ansehen, sollten sich klar machen, dass die berichtete, scheinbar recht gute Effektivität nur die relative Risikoreduktion für mittelschwere Verläufe abbildet. Die absolute Risikoreduktion liegt deutlich unter 1 Promille.

Es ist also medizinisch unsinnig, Geimpften gegenüber Ungeimpften den Zugang zum öffentlichen Leben zu erleichtern, da beide Gruppen dieselbe Chance haben, sich zu infizieren und die Infektion weiterzugeben.

Getestet

Wie schon erwähnt, drohen Politiker wie Karl Lauterbach oder Markus Söder nun bereits damit, aus GGG ein 2G zu machen und Tests als Voraussetzung für die Teilnahme am öffentlichen Leben nicht mehr anzuerkennen. Offensichtlich wollen sie den Impfdruck weiter erhöhen. Das ist medizinisch unsinnig, denn wer tagesaktuell mit dem hochsensitiven (aber nicht sehr spezifischen, es gibt immer wieder falsch-positive) Test negativ getestet ist, kann das Virus nicht weitergeben  – selbst wenn er sich später am Tag infizierte, bräuchte es eine Zeit, bis er Symptome entwickelte und andere infizieren könnte. Der Test ist daher die sicherste Art, eine Infektiosität auszuschließen. Allerdings muss man sich dabei klar machen, dass jeder symptomfreie Mensch nicht infektiös ist, da bei Viren, die über die Atemwege verbreitet werden, nur symptomatische Patienten genug Viruslast in den Atemwegen haben, um andere beim Husten, Schniefen, Niesen oder Ausatmen zu infizieren. Daher ist die Testung symptomfreier Menschen unsinnig.

Warum GGG gar keinen Sinn ergibt

Doch viel wichtiger als diese Überlegungen ist die Einsicht, dass das Virus nicht gefährlicher ist als der gemeine Schnupfenerreger. Es hatte im letzten Herbst eine IFR (infection fatality rate) von 0,05 Prozent wie das Rhinovirus. Inzwischen dürfte dieser Wert durch die Aberntung (im Englischen harvesting effect) altersschwacher Menschen durch das Virus im letzten Winter weiter gefallen sein. Es müssen erst wieder genug Alte heranreifen, damit das Virus in ein bis zwei Jahren wieder mehr Opfer findet. Der Wert von 0,05 Prozent IFR wurde mit Hilfe von Daten ermittelt, die gemessen wurden, bevor die internationale Impfkampagne begonnen hatte. Er erklärt sich nur durch eine einzige Tatsache: die globale Herausbildung von Herdenimmunität bis zum Herbst 2020.

Gegen einen Erreger dieser niedrigen Gefährlichkeit, gegen den längst Herdenimmunität besteht, in der praktizierten Weise vorzugehen, ist unsinnig. Wir sollten dieses Ansinnen aufgeben.

Foto: Pixabay

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Leserpost

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Lutz Gütter / 24.08.2021

Gesund! Was macht eigentlich demnächst der gesunde (4G) nichtgeimpfte und bla bla bla Gastwirt? Darf der dann noch in seine eigene Wirtschaft? Was macht der geimpfte Gastwirt, der einen Scheißhausdefekt hat und nun kommt der ungeimpfte Monteur? Fragen über Fragen ...

Irmgard Grünberg / 24.08.2021

Vielen Dank für ausführliche Informationen: aber die Verzweifelung wächst trotzdem- so haben doch im Sender Phoenix kürzlich Prof. Streek und erst am Sonntag auch der angesehene Virologe Klaus Stöhr erklärt, “Impfen hilft”,  Oder stehen diese jetzt auch schon unter politischem Druck? Und wo und wie viele Blutkonserven aus dem Jahr 2019 wurden genau von wem auf Antikörper bzw. IG-Zellen untersucht und wo veröffentlicht , die den Schluss auf “Herdenimmunität” zulassen?  Danke.  

Andreas Hohlfeld / 24.08.2021

“Dies zeigen auch neue Untersuchungen des CDC. Leser, die sich die Studie ansehen, sollten sich klar machen, dass die berichtete, scheinbar recht gute Effektivität nur die relative Risikoreduktion für mittelschwere Verläufe abbildet. Die absolute Risikoreduktion liegt deutlich unter 1 Promille.” Eine absolute Risiko Reduktion von ca 1 Promille oder darunter mag gemittelt über alle Altersgruppen in etwa hinkommen. Z. B. hat Deutschland 90.000 Tote an und mit, das absolute Risiko ist somit ca 1 Promille und selbst eine Impfung mit hoher relativer Wirksamkeit kann folglich kaum mehr als 1 Promille absolute Wirksamkeit erbringen. Allerdings dürfte das absolute Risiko von zB Menschen in Pflegeheimen deutlich höher sein entsprechend kommt hier auch eine höhere Risiko Reduktion in Frage. Ich freue mich, dass Dr Ziegler diesen Daten gründlich nachgeht und würde mir wünschen, dass bzgl der absoluten Impf Effektivität bei Risikogruppen auf Basis inzwischen vorliegender Mortalitätsdaten noch tiefer recherchiert wird.

Chris Groll / 24.08.2021

Sehr geehrter Herr Dr. Ziegler, vielen Dank für die immer wieder wissenschaftlich fundierten Artikel. Wie Prof. Haditsch in einem Interview sagte: “Die Zukunft von Corona wird politisch entschieden“. Es geht doch gar nicht um Krankheit oder Gesundheit. Es geht um Macht und um ein Milliardengeschäft . Das möchte man sich nicht durch ein paar Störenfriede kaputt machen lassen.  Was bedeuten da schon Grundrechte und Freiheit.

Heinz Gerhard Schäfer / 24.08.2021

Sehr geehrter Herr Dr. Ziegler, ALLES, was Sie hier schreiben, hat mir sehr geholfen und ich durfte viel lernen. Herzlichen Dank dafür! Und zu Ihrer Überschrift: “Geimpft – Genesen – Getestet: Was stimmt da nicht?” Kurze Antwort: Es fehlt nur das 4. “G” = Gesund!

Maik Mayer / 24.08.2021

Bei Breitbart News gab es am 20.08. eine n Artikel über das WEF und dessen Aussage, dass man daran arbeite, Menschen, die aufgrund der Mundschutzmasken durch das Raster der Gesichtserkennung fallen würden, in Zukunft durch den unverwechselbaren Herzrythmus auch aus der Entfernung identifizieren zu können. Im zweiten Teil etwas nebulös war die Rede von Videofilmen des WEF in denen dieser aufzeigen würde, dass man die Forschung zur Genveränderungen vorantreibt, mit dem Ziel veränderte Personlichkeitsstrukturen zu schaffen. Wenn sich das vertiefen lassen würde, hätte man einen weiteren Baustein zur Frage des Hintergrunds der sog. Pandemie ! Leider gibt in unserer Gegend die Internet Abdeckung keine Möglichkeit zu einer vertieften Recherche! Zu finden ist das unter Breitbart ......world-economic-forum-says-lasers-will-track-people-by-heartbeat

Sabine Schönfelder / 24.08.2021

Georg @Schnitzer, alle Achtung! Jetzt haben Sie aber tüchtig gestöbert, um fachspezifisch „auf Augenhöhe“ mal mit dem Autor Tacheles zu reden! Darf ich auf Folgendes hinweisen: Robust SARS-CoV-2-specific T cell immunity is maintained at 6 months following primary infection.  nature immunology. März 2021. Eine der ausgewerteten Studien untersuchte die T-Zell-Antworten sechs Monate nach der Infektion bei 100 Personen (Durchschnittsalter 41 Jahre), die relativ milde Infektionen (56 Personen) oder asymptomatische Infektionen (44 Personen) hatten. SARS-CoV-2-reaktive T-Zellen wurden hier anhand der Sekretion des proinflammatorischen Zytokins Interferon (IFN)-γ in einem ELISpot (enzyme-linked immune absorbent spot) Assay gezählt. Nahezu alle Spender hatten in diesem Assay eine SARS-CoV-2-reaktive T-Zell-Antwort. So funktionieren übrigens auch einige der kommerziell verfügbaren Tests auf T-Zellen. Fazit: Eine zentrale Frage im Zusammenhang mit der SARS-CoV-2-Immunität ist, ob eine Infektion ein Reservoir von Gedächtniszellen gegen diesen Erreger etabliert, die in der Lage sind, eine nachfolgende Infektion abzuwehren. Diese Studie ist beruhigend, da die Mehrheit der Personen, die sechs Monate zuvor infiziert wurden, auch wenn sie während der Infektion keine oder nur leichte Symptome aufwiesen, in der Lage waren, eine zelluläre Immunantwort gegen diesen Erreger aufzubauen. Herr Schnitzer fragte:“Ist es dann also sinnvoll einen solchen Test als Genesungsnachweis zu werten? Eher nicht.“ Ich sage, ja. Die Realität und viele Studien beweisen: Immunität durch Infektion ist wirksamer als durch Impfung. Berichten Sie uns doch ein bißchen über die verheerenden Impfnebenwirkungen. Aber bemühen Sie sich nicht um aufgebrezelten Fach-Jargon. Intelligenz demonstriert sich in der Begabung schwierige Sachverhalte einfach und klar darzustellen, Mister Peer - Meta- Review.

A. Ostrovsky / 24.08.2021

“Geimpft – Genesen – Getestet: Was stimmt da nicht?” Das ist doch ganz einfach. Richtig muss es heißen: “Impft, Genossen, impft!”

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