Zu den Lehren, die man aus den Methoden des Dritten Reichs ziehen kann, gehört nach meiner Ansicht auch, dass private Familienforschung in Klassenzimmern nichts verloren haben sollte. Der Ariernachweis würde 80 Jahre später auch nicht besser, wenn er zum Nazinachweis umfunktioniert wird und sich letztlich gegen Urenkel richtet, die teilweise schon täglichem, einschlägigem Mobbing ausgesetzt sind. Leistungsloses Überlegenheitsgebaren von Schülern mit Migrationshintergrund braucht nicht noch zusätzlich gefördert zu werden. Wer privat Familienforschung betreiben möchte, kann das selbstverständlich tun. Jeder Mensch ist frei geboren. Erbschuld und Abstammungskult sind vom Prinzip her keine Ersterfindungen der Nationalsozialisten und sollten im 21. Jhdt. eigentlich als überwunden gelten. In den Schulen sollten ethnische Unterschiede keine dominierende Rolle spielen, unabhängig davon, ob es sich um Mehrheiten oder Minderheiten handelt. Eltern, die das erreichen möchten, sollten davon absehen, ihre Kinder mit Kopftüchern, Kippas oder anderweitigen Symbolen aus dem Haus zu schicken. Freiheit durch Gleichheit, auf den Mikrokosmos Schule bezogen, erfordert von allen Seiten Verzicht auf Traditionelles. Um die Ungleichheit braucht sich niemand zu kümmern, die kommt immer wieder von selbst. Vielleicht habe ich mal wieder zu weit ausgeholt, ich könnte aber noch viel weiter.
“Das Huhn ist ein Tier mit einem Äußeren und einem Inneren. Nimmt man das Äußere weg, so bleibt das Innere. Nimmt man das Innere weg, so sieht man die Seele.” [Godard: Vivre Sa Vie] Die Seele der Deutschen. Was soll das sein, ein Land und seine Seele? Das ganze Geschreibsel über “die Deutschen”...,“den Deutschen”...,“der Deutschen”... - es ist langweilig, manchmal vielleicht herzzerreißend, meist aber nur moralingeschwängert. [welche und wessen Moral eigentlich?] Falls Sie noch schweben sollten, liebe Frau Arfa, ich wünsche Ihnen eine sanfte Landung.
Ich will hier nicht alle Vorschläge kommentieren, aber Erfahrungen mit privaten Schulen habe ich zur genüge gehabt. Lassen wir das, hier werden eher die „gutmenschlichen Eliten“ gezüchtet. Die sind dort ja fast noch gleicher als gleich.
Darüber hinaus würde ich gerne meine eigene These zum Mangel des deutschen Wir-Gefühls, das Sie beklagen, erwähnen: Deutschland ist auf eine Vergleichbare Weise aus zahlreichen Kleinstaaten mit ihren jeweiligen Kleinvölkern entstanden, wie die EU heute versucht, aus diversen europäischen Völkern einen europäischen Nationalstaat mit europäischem Volk zu machen. Die Ziele und Herangehensweise von Bismarcks Großdeutschland ähneln den Zielen und der Herangehensweise der EU sehr stark. Wenn Sie sich vorstellen, morgen würde Europa zu einem geeinten Staat mit geeintem Volk, und Ihre Aufgabe wäre nun, innerhalb von 40 Jahren ein europäisches Wir-Gefühl unter einer einzigen Autorität herzustellen, um das kommende Equivalent des ersten Weltkriegs zu bestreiten, dann müssten Sie die selbe Entwicklung bewirken, die das Großdeutschland von Bismarck bis zu Beginn des ersten Weltkriegs durchlaufen hat. Dieses Wir-Gefühl war bereits damals kein organisches, sondern es wurde mittels Propaganda und Manipulation hergestellt, und auf Teufel komm raus mit allen Mitteln in die Welt gesetzt. Die Evolution der Gedanken hatte bis zum Ausbruch des zweiten Weltkriegs auch keine Zeit, der Manifestation dieses Wir-Gefühls langsam die Kanten abzuschleifen, und irgendetwas zu erschaffen, das funktioniert. Ich denke, dass kein deutsches Wir-Gefühl existiert, weil es sich dabei von Anfang an nur um eine Erfindung machtgieriger Politiker handelte, die ihren Einfluss vergrößern wollten, und eben um nichts organisches. Was mal existierte, ist dieser hysterische und nicht lebensfähige Krüppel-Nationalismus, den es im dritten Reich gab. Diese evolutionäre Sackgasse ist die höchste Stufe der Vollkommenheit, die deutscher Nationalismus bisher erreichte. Ich empfinde es als eine positive Entwicklung, dass dieser Gedanke überwunden wurde. Natürlich haben machtgierige Politiker aber andere Sackgassen gefunden. Aber neue Sackgassen durch abgelegte Sackgassen zu ersetzen ist kein guter Ausweg.
Menschen mittels Freiheit von Totalitarismus wegzuführen ist problematisch, weil Menschen bereits an externe Grenzen gewöhnt sind, und nicht wissen, wie man ohne leben kann. Stellen Sie sich vor, in Deutschland würde morgen ein 2nd Amendment eingeführt, der das Führen von Schusswaffen zum Grundrecht erklärt - Übermorgen hätten wir einen starken Anstieg von Schulschießereien, mittels derer zahlreiche gemobbte Jugendliche ihren Klassenkameraden zeigen, was sie von Mobbing halten. Und von den Spinnern, die nur deshalb noch nie jemanden umgebracht haben, weil sie dazu physisch nicht imstande sind, rede ich noch gar nicht. Das Problem mit Freiheit ist, dass man sich erst daran gewöhnen muss, selbst zu denken. Diese Fähigkeit ist zunehmend selten. Im Endeffekt bedeutet das auch, dass echte Redefreiheit eine Explosion des Nazi-Shittalks bewirken würde. Als charismatischer Provokateur und hingebungsvoller Nazi-Shittalker, der es als sportliche Herausforderung sieht, möglichst viele Konventionen und Gesetze mit möglichst wenigen Worten zu verletzen, habe ich bereits mehr als ein Mal Situationen geschaffen, in denen die externen Grenzen nicht mehr gelten. Meine Motivation hinter dieser gezielten Verletzung von Konventionen und Gesetzen ist, dass ich Menschen, die externe Grenzen brauchen, aus meinem Freundeskreis heraushalten möchte, und solche gezielten Radikalisierungsversuche schnell zeigen, womit zu rechnen ist. Menschen, die über die notwendigen Fähigkeiten verfügen, dem standzuhalten, wenn man auf ihrer Klaviatur von Tabus und Geboten spielt, sind eine Minderheit. Menschen, die sich in Monster verwandeln, sind normal. Eine Zunahme an Freiheit würde in unserer Gesellschaft eine Zunahme am Missbrauch dieser Freiheit bewirken. Wer für das Recht, Waffen zu tragen, ist - ich bins - der ist auch für eine Zunahme an Schulschießereien. Wir sind auf dem Weg der Unfreiheit für schmerzlose Kurskorrekturen viel zu weit fortgeschritten.
Liebe Frau Arfa, soll das ihr Ernst sein, dass die Schüler noch mehr auf dasThema “Nationalsozialismus” in den Schulen eingehen sollten? Schon zu meiner Schulzeit in den 80ern wurde man damit schon ab der fünften bis zur zehnten Klasse meiner damaligen Realschule regelrecht “belaestigt”. Andere Epochen der deutschen Geschichte, außer vielleicht der 1. Weltkrieg, werden doch noch kaum mehr behandelt Dieses ist meiner Meinung auch einer der “Hauptgründe”, warum die “Seele” dieses Landes so “zerstört” ist und deutsche Jugendliche ohne jegweliges Nachdenken mit “Deutschland verrecke…” Plakaten auf der Straße die “Abschaffung” der deutschen Nation fordern. Es ist aber auch politisch geradezu so gewollt. Die kultur-marxistischen 68er haben ihr “Werk”, der Zerstörung der İdentitaet des deutschen Volkes und Nation, nach anfaenglichen Scheitern einer “blutigen” Revolution, durch den Marsch durch die İnstitutionen und Besetzung vieler “Schlüsselpositonen” geradezu fast beendet. Das Ergebnis sehe wir jetzt und das “Ende” dieses Marsches wird wieder eine “tiefrote” sein…
Sehr geehrte Frau Arfa, vielen Dank für Ihre Engagement in Deutschland und Ihren Beitrag mit einigen interessanten Lösungsvorschlägen. Ich muss das Buch von Herrn Strunz erst einmal lesen, aber nicht alle Ihre Vorschläge müssen, so wie ich es verstanden habe, im Widerspruch zu Herrn Strunz stehen. Wichtig ist m.E. erst einmal, dass die Ursachen benannt werden. Aber sicher gibt es verschiedene Lösungsansätze über die man reden kann und muss. Wichtig ist m.E. nur, dass Kinder in der Schule wieder zu kritischen, selbstdenkenden Bürgern erzogen werden. Sehr irritiert hat mich allerdings Ihr Vorschlag, biodeutsche Schüler mögen sorgfältig angeleitete Nachforschungen zu ihrer Familiengeschichte durchführen; Schüler mit Migrationshintergrund könnten ihnen dabei helfen. Schlagen Sie denn ernsthaft vor, in den Klassen genau zu eruieren, welches Kind welche Herkunft hat und danach die Klasse in Sünder und Mentoren einzuteilen? Trägt denn ein Kind deutscher Eltern tatsächlich eine Mitschuld am Holocaust und hat daher eine größere Verantwortung als ein Kind mit Migrationshintergrund? Ich weiß Sie meinen dies nicht so, aber glauben Sie, dass ein Kind dies tatsächlich versteht? Könnte es nicht sein, dass Sie damit exakt das Gegenteil dessen erreichen, was Sie eigentlich wollen? Ich denke Kinder müssen mehr über die Geschichte und die Grausamkeiten der Vergangenheit und Gegenwart erfahren. Und hier kann der Nationalsozialismus nur ein Negativbeispiel von vielen sein. Kinder müssen lernen zu verstehen, wie sich Diktaturen entwickeln (die heutige Zeit ist ein gutes Beispiel). Sie müssen lernen, dass Glaube an Ideologie oder Religion niemals bedingungslos sein darf. Kinder müssen lernen, dass Gehorsam keine Tugend sondern eine Untugend ist und sie für ihr Tun immer selbst die Verantwortung tragen. Beste Grüße
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.