Ich würde es mal mit Geschichtsschreibung probieren, denn mit “Aufarbeitung”. Wenn zu einem Thema alle zulässigen Fragen und Antworten vorher feststehen, erfüllt das nicht mit Vertrauen. Wahrheiten die durchgeprügelt werden oder gesetzlich geschützt, werfen generell die Frage auf, wieso kann die Wahrheit nicht allein stehen? Alle “Leugnungsreligionen” haben sie selbe Mutter und ein identisches Argumentationsschema: DU bist ein Ketzer. Da soll man wirklich frohgemut den Mund aufmachen und mitdiskutieren? Das Problem unserer Zeit, dass man niemand mehr glauben kann, löst man nicht, indem man jedem Wanderprediger hinterdackelt. Verschwörungsunsinn… ? William Casey, CIA Direktor 1981 „Wir werden wissen, dass unser Desinformationsprogramm wirksam ist, wenn alles, was die Amerikanische Öffentlichkeit glaubt, falsch ist.“ Der musste es doch wissen und ich habe das immer als Vollzugsmedung verstanden. Da sind wir ja heute schon weiter. ;)
Frau Arfa, man merkt ihren anderen kulturellen und geografischen Background. Ihre Vorschläge sind interessant, in weiten Teilen werden sie in Deutschland jedoch nicht fruchten. Strunz liegt da schon richtig. Ich bin mittlerweile zu dem Schluss gekommen, dass Deutschland ist, wie es ist, weil es sich seiner geografischen und geostrategischen Bedingungen nicht entziehen kann. In meiner Generation (West BRD, 70er/80er Jahre) hat das mit Bildung und Erziehung zum denkenden und sich selbst reflektierenden Bürger gut geklappt. Und das nicht etwa trotz staatlicher Bildung, sondern wegen staatlicher Bildung, die damals aber noch deutlich konservativer und leistungsorientierter daherkam, als heute. Was sich seit der Wiedervereinigung mit dem kommunistischen Ostdeutschland und einer Ostdeutschen als Bundeskanzlerin des wiedervereinigten Gesamtdeutschlands jedoch leider massiv geändert hat. Da muss man korrigieren. Eins muss man dabei immer im Hinterkopf behalten: Deutschland ist kulturell(!) hierarchisch strukturiert. Und zwar nicht erst seit es einen deutschen Staat gibt, sondern eben von seinen kulturellen Anlagen her. Deutschland ist als Nation so ausgefallen, weil die Deutschen so ticken, wie sie es eben tun. Das mit dem “zivilen Ungehorsam gegenüber Unrecht” nach US Muster, führt in Deutschland nicht etwa zu einer freiheitlich und gerecht tickenden Bevölkerung, sondern zur linksradikalen sozialistischen Anarchie nach Muster der ‘68er. So funktioniert es also nicht. Die Deutschen brauchen Führung. Es liegt ihnen im Blut und in ihren kulturellen Genen. Es muss dabei jedoch sichergestellt sein, dass die Führung kompetent genug ist und mit dieser Verantwortung auch richtig umgeht. Der Trick liegt im dabei nicht im zivilen Ungehorsam, sondern im System selbst, dass bisher kaum funktionierende Mittel zur Verfügung stellt, um sich unfähigem und ideologisch verblendetem Führungspersonal schnell entledigen zu können.
Meine Meinung: Eine Nation (noch ist Deutschland eine, es wird schwer daran gearbeitet, dass das in Zukunft nicht mehr zutrifft) kann seine Identität nicht auf den Öfen von Auschwitz aufbauen. Das ist vollkommen absurd und krank. Wissen, was damals geschah, ja! Aber dann bitte positive Merkmale finden, die die deutsche Identität begründen. Und ja, diese positiven Merkmale gibt es durchaus. Ein deutscher Außenminister, der wegen Auschwitz in die Politik gegangen ist, ist mir höchst suspekt.
“Deutschland fehlt der Glaube [...] an die Kraft des Guten, an die Kraft, dem eigenen Herzen zu folgen und für das einzutreten, was richtig ist.” Um Himmels Willen! Nicht noch das! Deutschland KRANKT an seinem Glauben! Es glaubt einem gestörten Kind, es glaubt, es müsse die Welt retten, es glaubt, dass jeder, der das Wort “Asyl” murmeln kann, hier hingehört. Es glaubt, dass Homöopathie heilt und Strom aus der Luft kommt und dass die Welt untergeht ohne Grüne und vom Feinstaub und vom Diesel und CO2 und dass der Islam bloß eine friedliche Religion ist und dass wir “das schaffen”. Da kann ich nur sagen: Ich glaub’, mein Schwein pfeift.
Liebe Frau Arfa, es sind die persönlichen und familiären Traumata, die nicht wirklich bearbeitet wurden. Über dieses Defizit, dass uns auch unsere, den Nachgeborenen, persönliche Schuldlosigkeit vor Augen geführt hätte, wurde eine Soße von genealogischer Kollektivschuld gegossen, die mit den Jahren immer zäher und ungenießbarer wurde. Je weiter wir uns zeitlich entfernen, je mehr wird der Holocaust missbraucht und (wie auch die Massenmigration) als Waffe gegen alles politisch Missliebige eingesetzt. Und zwar von innen, nicht etwa von israelischer Seite. Die gesellschaftliche Wirklichkeit wird so immer stärker verzerrt und jeder Diskurs unmöglich gemacht oder vergiftet. Die Herrschaft derer, die sich tatsächlich für die besseren halten, muss nachhaltig erschüttert werden. Und das geht nur über das Aufmucken derer, die noch an der Demokratie interessiert sind.
Wie Sie an manchen Kommentaren sehen, Frau Arfa, reagiert die “deutsche Seele” recht empfindsam, wenn man ihr vorhält ihre “Hausarbeiten” nicht gemacht zu haben. Tatsächlich halte ich die “Aufarbeitung” der Vergangenheit in unseren Schulen und in unserer Öffentlichkeit bestenfalls für Heuchelei. Es hat nie eine offene Diskussion gegeben. Reue wurde synthetisiert und automatisiert. Faschismus sei einfach Verbrechen von Verbrechern, Holocaust das Werk der Oberverbrecher gewesen - nicht von Antisemiten, Mitläufern, gefühllosen Befehlsempfängern, von Deutschen. Tatsächlich fehlt den Deutschen das Gefühl für den Wert der Freiheit und Unabhängigkeit. Die Freiheit ist für uns “ein Bett im Kornfeld” und nicht die der Meinungsäußerung, des Diskurses, nicht der nach dem schieren Leben kostbarste Wert für das Individuum. Manche beklagen die Einschränkungen und Zensur und ziehen gleich mit ähnlichen Waffen gegen die Anderen zu Felde. Viele machen angestrengt betroffenene Mienen im Angesicht der Vernichtungslager und schwafeln sogleich verächtlich über Zionismus und Ostküstenjuden, die uns im Griff haben. So kann das natürlich nichts werden. Aber Frau Merkel - und auch da haben Sie recht - hat uns dadurch, dass wir diese Werte inzwischen schmerzlich vermissen - sehr viel von dem beigebracht, was wirkliche Werte sind: Freiheit, Unabhängigkeit, Unversehrheit, freie Meinungsäußerung, Rechtstaatlichkeit (nicht Rechtsstaatslichkeit), Unabhängigkeit der Presse, Haftbarkeit der Politik, Gleichheit vor dem Gesetz, Einigkeit des Volkes, also kurz alles das, wofür Schwarz-Rot-Gold wohl eigentlich stehen soll.
Diese “Ergänzungen” zu Strunz sind kaum geeignet, die gequälte deutsche Seele zu heilen. Das scheint auch nicht die tatsächliche Intention der Autorin zu sein. Ihr Anliegen ist die Vertretung von jüdisch-israelischen Interessen. Ist ja auch o.k. - nur muss man keine Mogelpackung daraus machen.
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