Die WHO startet eine Initiative zur Beschleunigung der Entwicklung von mRNA-Impfstoffen gegen die Vogelgrippe. Auch Christian Drosten äußerte sich aktuell zur H5N1-Impfung von Kühen. Die konzertierte Art der Berichte lässt Kritiker der Corona-Politik aufhorchen.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat eine neue Initiative zur Entwicklung von mRNA-Impfstoffen gegen die Vogelgrippe (H5N1) beim Menschen gestartet. Das Projekt zur Beschleunigung der Entwicklung entsprechender mRNA-Impfstoffe ist vor allem auf Hersteller in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen (Low- and middle-income countries, kurz: LMIC) ausgerichtet. Das argentinische Pharmaunternehmen Sinergium Biotech wird das Projekt leiten und dabei von der WHO und dem Medicines Patent Pool (MPP) unterstützt werden. MPP wurde im Jahr 2010 von Unitaid gegründet, einer internationalen Einrichtung zum Erwerb von Medikamenten gegen HIV/AIDS, Malaria und Tuberkulose mit Sitz in Genf.
Bereits im Juli 2021 wurde von der WHO und dem MPP das mRNA-Technologietransferprogramm ins Leben gerufen, um in LMIC-Ländern Kapazitäten für die Entwicklung und die Produktion von mRNA-basierten Impfstoffen aufzubauen. WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus begrüßte das neue Projekt mit den Worten:
„Diese Initiative ist ein Beispiel dafür, warum die WHO das mRNA-Technologietransferprogramm ins Leben gerufen hat - um Forschung, Entwicklung und Produktion in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen zu fördern, damit die Welt bei der nächsten Pandemie besser vorbereitet ist, effektiver und gerechter zu reagieren.“ (Im englischen Original: „This initiative exemplifies why WHO established the mRNA Technology Transfer Programme – to foster greater research, development and production in low- and middle-income countries, so that when the next pandemic arrives, the world will be better prepared to mount a more effective and more equitable response.“)
Vogelgrippeviren stellen nach Auffassung der WHO aufgrund ihrer weiten Verbreitung bei Tieren und ihres Potenzials, eine künftige Pandemie auszulösen, ein erhebliches Risiko für die öffentliche Gesundheit dar. Deswegen hat die WHO schon im Mai 2020 ein Konzept für die Vorbereitung auf eine Influenzapandemie (Pandemic Influenza Preparedness Framework) vorgelegt. Die Fortschritte des mRNA-Technologietransferprogramms seien nun ein wichtiger Teil der Bemühungen der WHO und des MPP, die Verfügbarkeit, den Erwerb und die Anwendung von mRNA-Impfstoffen zu verbessern, um weltweit für mehr Impfstoffgerechtigkeit zu sorgen.
Nachtigall, ick hör dir trapsen
Aktuell häufen sich Warnungen vor der Vogelgrippe. So schreibt merkur.de: „Die allergrößte Gefahr durch das Coronavirus scheint gebannt, auch wenn sich weiterhin hartnäckig Varianten des Erregers verbreiten. Doch im Windschatten von Corona traten in den letzten Jahren auch andere Krankheitserreger in Erscheinung. Sie besitzen laut Experten wie Christian Drosten das Potenzial, eine neue Pandemie auszulösen.“
Drosten, leitender Virologe der Berliner Charité, hatte in einem Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) bereits Ende Juni eindringlich vor einer möglichen bevorstehenden Pandemie gewarnt. Ein Kandidat sei das Vogelgrippevirus H5N1, das vor kurzem in Milchviehbeständen in den USA entdeckt worden und sogar schon in Milchprodukten im Handel aufgetaucht sei. Drosten: „So etwas hat es vorher noch nicht gegeben, solche extrem großen Ausbrüche bei Kühen – alle Fachleute sind besorgt. Man weiß nicht so recht, wie das jetzt weitergeht, weil man auch keine sehr gute Dateneinsicht hat“. Und weiter: „Man würde sich wünschen, dass in den USA jetzt entschlossen vorgegangen wird. Mit Quarantäne. Dass man also versucht, die infizierten Bestände zu isolieren; schaut, wo Menschen Kontakt hatten, ob sie Antikörper im Blut haben. Über bestimmte Hygienemaßnahmen nachdenkt. Und auch darüber, Kühe zu impfen.“
Auch der Epidemiologe Alexander Kekulé sieht Grund zur Besorgnis, falls das Vogelgrippe-Virus in der Kuhmilch mutieren sollte. Kekulé befürchtet: „Wenn es dem Virus gelingen sollte, sich an die menschlichen Andockstellen anzupassen, ist die nächste Pandemie so gut wie sicher.“
Mitte Juni gab die EU-Kommission ebenfalls bekannt, dass sie einen Rahmenvertrag für die gemeinsame Beschaffung von bis zu 665.000 Impfstoffdosen des Vogelgrippe-Impfstoffs Seqirus unterzeichnet hat (achgut berichtete). Kurzum: Nachtigall, ick hör dir trapsen.
Quelle: Website der WHO
Martina Binnig lebt in Köln und arbeitet u.a. als Musikwissenschaftlerin (Historische Musikwissenschaft). Außerdem ist sie als freie Journalistin tätig.