Henryk M. Broder / 21.10.2016 / 15:29 / Foto: Donkey Hotey / 15 / Seite ausdrucken

Frau Roth gegen das Kalte da draußen

Wer schon mal von einem Stalker belästigt wurde, der weiß, wie man darauf am besten reagiert: Überhaupt nicht. Jede Art der Reaktion, von „Lassen Sie mich in Ruhe“ bis „Ich bringe dich um, wenn du nicht aufhörst!“, wird vom Stalker als ein Angebot zur Kommunikation, zum Weitermachen verstanden.

Dank dem Internet ist das Stalken zu einer Plage geworden. Das Netz bietet maximale Verbreitung bei optimaler Anonymität. Früher musste ein Stalker noch seine Stimme verstellen, heute reicht es, wenn er seinen email-Account anonymisiert. Ein Kinderspiel. Jeder Psycho, der sein eigenes Leben vergeigt hat, kann nun anderen Menschen das Leben vermiesen.

Zu den Promis, die von Stalkern verfolgt werden, gehört neuerdings auch die grüne deutsche Politikerin Claudia Roth. Wir hätten es nie erfahren, wenn sie sich nicht dem STERN anvertraut und wenn der STERN nicht eine große Geschichte darüber gemacht hätte, dass Claudia Roth gestalkt wird.

Und um zu beweisen, dass es keine Fanpost ist, die Claudia Roth bekommt, hat der STERN die Stalker-Mails ausgiebig zitiert. Deren Urheber zielen unter die Gürtellinie oder leben ihre Gewaltphantasien aus. Ihnen eine Plattform zu geben, auf der sie sich austoben können, ist mehr als fahrlässig, es grenzt an Mittäterschaft.

Nun haben sie es schwarz auf weiß, ihre Botschaften haben das Ziel erreicht. Volltreffer. Claudia Roth liest die mails „laut vor“, ihre Stimme „wird brüchig“, dann „kann sie nicht mehr“, sie ist „den Tränen nahe“, aber sie will „auf gar keinen Fall“ Tränen zeigen. Damit „die“ nicht mitbekommen, wie verletzt sie ist. Sie bekomme jede Woche „bis zu 100 Mails mit schweren Beleidigungen und massiven Bedrohungen“.

Die Mitarbeiter der Abgeordneten und stellvertretenden Bundestagspräsidenten bilden eine Art Schutzwall, sie enthalten ihr 90% der Hass-Mails vor, „weil die sonst wahnsinnig würde“. In ihrem Büro habe sie sich „eine Art Gegenwelt geschaffen, gegen das Deutschland da draußen, das sie immer öfter als kalt und brutal erlebt“.

Nun, genau genommen hat Claudia Roth schon immer in einer Gegenwelt gelebt, der Welt der Friedensfreunde und Kernkraftgegner. Vor einem Jahr ist sie noch bei einer Demo mitgelaufen, aus der heraus „Deutschland, du mieses Stück Scheiße!“ gerufen wurde. Da war die Welt noch in Ordnung und Claudia Roth bei den Guten.

Zuerst erschienen in der Züricher Weltwoche

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Test 45: 42733

Michael Lehmann / 22.10.2016

Komisch war das schon mit Claudia in Dresden. Widerspruch ist die Frau Roth nicht gewöhnt und so wurden andere Meinungen sofort zu "nazi" erklärt. Aber den Vogel schoß Claudia ab, als sie bei einem Interview in den Staatsnachrichten doch durch die Blume die Niederknüpplung der Andersdenkenden in Dresden offen forderte. Na ja, zwischen grüner Ideologie und Stalinismus passt nicht mal ein Blatt Papier.

W. Earp / 22.10.2016

ich kann mich gut erinnern an den Fall, als die Umweltschützerin Claudia Roth den Fahrdienst vom Bundestag gerufen hat, den mit den großen Limousinen die die Umwelt besonders verschmutzen. Dann ist sie genau 150m mit gefahren, dann ausgestiegen um einkaufen zu gehen. Den Fahrdienst hat sie weiter geschickt. Ja Frau Roth so sieht Umweltschsutz aus. Als sie ein Reporter darauf angesprochen hat, ist sie ausfallend und wütend geworden. Erwischt Frau Roth

Franck Royale / 22.10.2016

Die ungelernte Dramaturgin Claudia Roth ist immer "den Tränen nahe", insofern beschreibt das den Normalzustand dieser emotional stark aufgeladenen Frau, keinen Ausnahmezustand. Sie sollte deswegen besser auch keine Politik machen, wo Nüchternheit und Sachlichkeit die klar besseren Ratgeber sind, um zwischen verschiedenen Interessen zu vermitteln.

J. Wolf / 22.10.2016

Aber, aber, lieber Herr Broder. Sie werden Frau Roth doch nicht etwa das einzige Talent missgönnen, das sie besitzt, nämlich den Hang zum Emotionalisieren und Theatralisieren? Das wäre nicht fein.

Selma Mütze / 22.10.2016

Frau Roth sollte einmal ihr eigenes Leben kritisch reflektieren.Dann brauchte sie keine Mails mehr, um den ganzen Tag zu weinen.

Judith Hirsch / 21.10.2016

Es ist schon putzig, wenn Frau Roth in ihren Verbalinjurien gegen Andersdenkende durchaus brutal und eiskalt zulangt, sich aber über das angeblich kalte und brutale Deutschland mokiert. Erheiternd ist die Behauptung, dass ihre Stimme "brüchig" wird. Ihre Stimme ist laut, schrill, hysterisch, sich überschlagend und extrem unangenehm, aber niemals brüchig. Ihre Sprache ist anmaßend, herrisch, gemein, unkontrolliert und verletzend. Mitgefühl ist absolut unangebracht, denn wer so gossenhaft austeilt, sollte nicht die Mimose spielen.

Karl-Heinz Vogt / 21.10.2016

Wenn Claudia Roth, die humanitäre Katastrophe der deutschen Politik, beispielsweise den Iran um Asyl wegen politischer Verfolgung ersuchte, könnte sie dort, allseits respektiert, in angenehmer Atmosphäre gegen Kernkraft und für Frieden demonstrieren.

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