Gunter Weißgerber / 17.10.2017 / 09:04 / 8 / Seite ausdrucken

Gedenken an den Kapitän der “Landshut”

Am 16. Oktober 1977 ermordete ein palästinensischer Terrorist den Kapitän der Lufthansa-Maschine „Landshut“. Jürgen Schumann war ein verantwortungsvoller und mutiger Mann, ein Sohn der sächsischen Stadt Colditz.

Gestern, 40 Jahre nach diesem Mord innerhalb einer unendlichen Kette palästinensischen Terrors, enthüllte  Bürgermeister Matthias Schmiedel inmitten  der Galerie großer Colditzer Bürger eine Tafel mit dem Bild Jürgen Schumanns und dessen wichtigsten Lebensdaten am historisch wertvollen Gebäude der ehemaligen Brauerei am Markt.

Jürgen Schumanns Leben war ein gesamtdeutsches in geteilten Zeiten. Geboren in Sachsen, ermordet als Kapitän einer westdeutschen Passagiermaschine in Aden. Es tut gut, zu wissen, dass sich auch Colditz Jürgen Schumanns erinnert und ihn unter seine Vorbilder reiht.

Und es schmerzt, zu wissen, dass die DDR und das MfS mit dem palästinensischen Terror Freundschaftsbande unterhielten, die sich bis in die RAF-Kreise hinein erstreckten. Schumann ist damit auch im weiten Sinn ein Opfer des Staates, in dem er geboren wurde.

Auch schmerzt, zu wissen, dass viele Friedensfreunde im Westen, auch in allen Bundestagsparteien der damaligen Zeit, freundschaftliche Kontakte zu Arafat unterhielten. Was ich nie verstand und so genau vor 1989 nicht wusste.

Und besonders schmerzt, dass in der deutschen „Landshut“ 32 Jahre nach dem Ende des Holocaust wieder selektiert wurde. Durch die Terroristen.

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Leserpost

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Robert Meier / 17.10.2017

Danke, Colditz.

Arnauld de Turdupil / 17.10.2017

Man erinnert sich sehr deutlich an die Bilder, als diese “Helden” die Leiche des Kapitäns aus der „Landshut“ schmissen. Bilder des Grauens, bei denen die Anliegen der Forderer noch mehr an Ansehen verloren (zumindestens beim damals noch sehr jugendlichen Schreiber dieser Zeilen). Es hätte diesen auch nicht erstaunt, wenn man heute den 40sten Jahrestag des Mordes an Kapitän Jürgen Schumann auf dem Altar der “bunten Stimmung” im Lande geopfert hätte. Die Erinnerung an “palästinensische” Mordtaten könnte doch den Dialog mit den “auch- und ebenso bunten Palästinensern” des inspirierenden Herrn Präsident (“die Juden sind Brunnenvergifter”) Abbas stören? Schade also, dass der Erinnerung keine Israelkritik untergebuttert oder wenigstens eine Prise Antizionismus beifügt werden kann, denn in dem Falle hätten die aktivistischen Arafat-Versteher (jener bis heute blind bewegten Friedensfreunde) den 16. Oktober längst zum Gedenk-, Buss- und Feiertag erhoben. Nun, Jürgen Schumann war beileibe nicht das erste Opfer einer gewissen Strömung, es folgten ihm bereits viele nach und es werden ihm weitere, wahre Hekatomben folgen… Möge Jürgen Schumann in Frieden ruhen.

Frank Stricker / 17.10.2017

Zunächst ein Dank an die Bürger von Colditz, dem ehemaligen Piloten Jürgen Schumann ein ehrenvolles Andenken zu bereiten. Aber beim Thema “Selektieren” ist dem Autor wohl ein Fauxpas unterlaufen. Bei der Entführung einer Air France Maschine nach Entebbe im Jahre 1976 kam es zu einer Selektierung zwischen jüdischen und nichtjüdischen Passagieren. Initiator war hier Wilfried Böse, Mitglied der revolutionären Zellen.

Gerhard Rachor / 17.10.2017

Sehr geehrter Herr Weißgerber, vielen Dank für diese Erinnerung an Jürgen Schumann, den Kapitän der Landshut. Er war in jenen Tagen im Herbst 1977 ein Held, der leider schon am Ende des Jahres 77 vergessen wurde. Der Heimatzeitung meines damaligen Wohnortes im Landkreis Aschaffenburg hat ihn im Jahresrückblick „ Die Toden des Jahres“ nicht aufgeführt, obwohl Herr Schumann in einer Nachbarstadt, nämlich Darmstadt, wohnte. Das hat mich damals geärgert und heute noch immer. Nochmals deshalb, vielen Dank!

Dietmar Schmidt / 17.10.2017

Lieber Herr Weißgerber, man lernt nie aus, daher vielen Dank für die Informationen. Die RAF hat auch Herrn Schleier, den Personalvorstand von Mercedes, ermordet. Ein prima Top Manager der total bodenständig und bescheiden war und sich mit uns, damals jungen Führungskräften, am Abend zu einem Glas Wein zusammengesetzt hat. Wir waren sehr betroffen und traurig. Gruß Dietmar

Herbert Dietl / 17.10.2017

“...dass in der deutschen „Landshut“ 32 Jahre nach dem Ende des Holocaust wieder selektiert wurde. Durch die Terroristen.” Bitte genauer, Herr Weißgerber, durch islamische Terroristen! Dennoch Danke für die Erinnerung.

Wilfried Cremer / 17.10.2017

Ein starkes Stück Erinnerungskultur. Und zugleich Ansporn, den gemeinsamen Nenner von rechtem, linkem und islamischem Terror immer deutlich auszusprechen: Antisemitismus!

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