Wir auf dem Land haben Glück! Wenn die Pumpwerke ausfallen, dann wird wenigstens der kleine Bachlauf auf dem Grundstück uns etwas Wasser liefern, und wir haben auch noch ein wenig Holz in der Garage sitzen, das wir verfeuern, bevor wir den Möbeln zu Leibe rücken.
Die Zeiten sind, nun ja, nicht schlecht, weil es immer schlimmer kommen könnte, aber sie sind nicht mehr so gut wie unter, sagen wir… Gerhard Schröder. Ich habe ja gedacht, das geht immer so weiter: Wir erhöhen unseren Lebensstandard, verdienen unser Geld, wo möglich, aus dem Home-Office, schön behaglich, obenrum bei der Videokonferenz Hemd, unterhalb der Kameralinie die speckige Unterhose, all das in einer hübsch geheizten Wohnung, das Essen kochen wir in der schicken neuen Küche oder lassen uns das liefern, zupp, von der Kreditkarte weg und bereiten uns auf das Weihnachtsfest vor. Ja Pustekuchen! Ja am Hintern die Waldfee! Nix gibt’s!
Wo sich Merkel schon zu einem finanziellen und moralischen Raubzug quer durch die Gesellschaft aufgemacht hat, ist die Ampelkoalition augenscheinlich angetreten, das Land derart in den Abgrund zu regieren, dass einer potenziellen Nachfolgeregierung nur noch der Job des Konkursverwalters bleiben wird. Ja herzlichen Dank auch für nichts. Es war aber auch nicht abzusehen, dass nach Corona Putin kommt. Und so schleichen der Schatz und ich um die gute alte Viessmann-Ölheizung aus den fröhlichen Nineties und wetten intern, ob wir es mit dem Aufdrehen der Heizung noch bis 1. November durchhalten werden. Der Glutsommer der Hölle, der angeblich der kälteste unseres weiteren Lebens gewesen sein soll, ist vorüber, es regnet in Strömen, es ist so kalt, nass und eklig wie meine Achselhöhlen nach einem Schwimmbadbesuch. Selbst die Katzen haben keine Lust, nach draußen zu gehen und uns das kleine Viehzeug vom Hals zu halten, dem es ebenfalls zu kalt ist und das sich ein lauschiges Plätzchen zum Überwintern in unserem Keller suchen will.
Wärme. Welch wunderbares Wort. Wärme. Kuschlig. So warm, dass man in besagter Unterhose ohne Kälteschock vom Schlafzimmer unter die Dusche kommt. Aber nein. Wir müssen uns alle den Gegebenheiten der im öffentlich-redlichen Fernsehen verkündeten Wohltaten unserer bunten und schwer diversen und vielfältigen Regierung beugen und dem finsteren Herrscher von Mordor den ausgestreckten Solidaritätsmittelfinger zitternd mit klammen Haaren zeigen. Unser Symbol des Widerstands sei der Waschlappen und die ungeheizte Wohnung. Nie hätte ich mir träumen lassen, dass Menschen, die doch dem „Wohl des deutschen Volkes“ verpflichtet sind, dieses ohne Sprengmittel zurück in die 20er Jahre des letzten Jahrhunderts bomben.
Frieren für die Rettung des Regenwaldes und der Ukraine
Wir auf dem Land haben Glück! Wenn die Pumpwerke ausfallen, dann wird wenigstens der kleine Bachlauf auf dem Grundstück uns etwas Wasser liefern, und wir haben auch noch ein wenig Holz in der Garage sitzen, das wir verfeuern, bevor wir den Möbeln zu Leibe rücken. Bei den Städtern, die ungefähr 80 Prozent der Bevölkerung in Deutschland ausmachen, sieht es dagegen mau aus. Da wird es dann öffentliche Speisungen und Wärmestuben geben – und das ganz ohne dass die Engländer eine Seeblockade gegen uns verhängt haben. Wir haben einen Garten, der wenigstens einen kleinen Grundstock an Nahrungsmitteln liefern kann, und irgendwo werde ich im schlimmsten Fall ein Notstromaggregat und ein paar Hühner auftreiben können, wenngleich damit immer noch die Frage des Diesels für jenes Hilfsgerät offenbleibt. Ich sehe mich schon mit einem Schlauch im Mund an den Tanks irgendwelcher osteuropäischen LKW hängen, um mir meinen Anteil der von jenen nicht gezahlten KFZ-Steuer zu sichern.
Aber es gibt auch gute Nachrichten: Isar II könnte noch etwas länger am Netz bleiben, um die Hähnchen in den Tiefkühltruhen mit minus 20 Grad statt mit minus 22 Grad einzufrieren, wenngleich der TÜV da jetzt doch einige Bedenken hat und die Gasspeicher sind wie von Zauberhand zu 90 Prozent gefüllt. Dem im Weg steht allerdings die grüne Basis, für die nach biologischen Gesetzen auch keine physikalischen Gesetze gelten und die sich in der Ignoranz üben, so ein bisschen vor sich hinfrieren in Deutschland wird die komplette Welt einschließlich Regenwald und Tigern und der Ukraine retten. Ich will mich nicht beschweren, den Leuten in Bhutan oder besagter Ukraine oder Somalia geht es schlechter, die bekommen nicht einmal Raketenwerfer für lau, es ist nur so, dass ich dieses Land ganz anders kennengelernt habe und auf meine alten Tage wenig Lust verspüre, mich in die Schlange an der Tafel einzureihen, obwohl sich mein Land nicht im Krieg befindet – also, außer mit sich selbst.
Aber bitte: Die laute Minderheit hat die Pappnasen von SPD über die Grünen bis hin zur FDP in die Regierungsverantwortung gehoben, weil die Union sich den falschen Mann zur falschen Zeit als Kandidaten herausgesucht hat. Wobei ein Merz auch noch keine Union macht und so tut, als seien die letzten beiden Jahrzehnte keine Unionsjahrzehnte gewesen. Das Misstrauen gegen die immer noch vermerkelte Union sitzt so extrem tief, dass es schon bürgerliche Notwehr ist, die AfD zu wählen, die an Geistesgigantismus und Dilettantismus durchaus in einer Liga mit den Grünenden und der Linken spielt. Und alle sechs mal mehr, mal weniger im Bundestag vertretenen Parteien scheinen sich zum Ziel gesetzt zu haben, den Wohlstand Deutschlands zugrunde zu richten – nur über den richtig falschen Weg besteht Uneinigkeit.
Ich streichle zärtlich meinen Viessmann-Brenner. Der Kaminkehrer hat ihn abgenommen. Er ist mit den Werten unseres Ölmonsters zufrieden. Sie tut ihren Job. Wie die letzten dreißig Jahre und wie ich. Gute alte deutsche Wertarbeit. Mehr wollten wir doch eigentlich nicht. Wir kommen da durch, die Viessmann und der Schatz und die Katzen und ich. Vielleicht heizen wir das Bad und setzen uns ansonsten mit dicken Wollpullis in Übergrößen, einem leckeren Heißgetränk und Wurstbroten in der saukalten Wohnung vor den Fernseher und sehen damit aus wie die Werbung für einen Teeproduzenten. Nur, dass kein PoC-Kind dabeihockt. Danke, Ampelregierende. Ihr lasst uns wieder fühlen, wie schön unser Wohlstand einst war.