Jetzt fühle ich mich bestätigt, dass es richtig war, sämtliche Abos, incl. Spiegel zu kündigen und mir neue, seriöse, informative Quellen gesucht habe. Wer sich noch veräppeln läßt, ist selber schuld.
Aber was hat der Herr Gauland denn Böses gesagt? Er hat nicht gesagt, dass er den Herrn Boateng nicht als Nachbarn haben will. Mit dem Herrn Boateng ist es wie mit der türkischen Putzfrau. Viele haben eine, natürlich als Schwarzarbeiterin, sonst würden sie ja im Dreck versinken. Aber als gleichwertigen Menschen achten? Nee, sie hat ja kein Abitur. Über Multikulti kann man gut reden wenn man in einer Villa wohnt. Das schöne Reden hört aber auf wenn einen die Nordstadt besuchen kommt. Und sollten die „Kommunikationsprobleme“ in der Schule die Karriere der Kinder stören, werden diese auf eine andere Schule oder ein Internat gebracht. Und diese Doppelmoral wird der Herr Gauland gemeint haben. Er hat den Leuten den Spiegel vorgehalten. Und alle die, die sich im Spiegel erkannt haben schreien jetzt dumm rum.
Den größten Vorwurf in dieser Geschichte mache ich Gauland. Ein so erfahrener Politprofi sollte doch längst gemerkt haben, dass ein fairer Umgang der Mainstream-Medien mit ihm und seiner Partei in diesem Lande nicht gewollt ist. Und in Zeiten, in denen es bei “ebay” für €1 9,99 funktionierende Diktiergeräte aus China gibt (und ich davon überzeugt bin, dass Gauland ein Handy oder ein teures Diktiergerät besitzt), ist es für mich unbegreiflich, dass er vor einem Interview nicht darauf besteht, das Gespräch aufzeichnen zu dürfen. in diesem Falle hätten die beiden “Journalisten” einen solchen Zirkus jedenfalls nicht “ungestraft” durchziehen können. Denn Gauland hätte, anstelle aller öffentlicher Rechtfertigungen und Erklärungen einfach auf “youtube” verweisen können, auf das er das Interview in voller Länge hochgeladen hätte. Die Klickzahlen wären in die Hunderttausende gegangen. Selbst Schuld.
Wie sagte doch mein betreuender akad. Oberrat angesichts der von mir im jugendliche Elan beabsichtigten medialen Ausschlachtung meiner mit “sehr gut” bewerteten Diplom-Arbeit bereits in den 90ern: “Hüten Sie sich, Herr J., hüten Sie sich vor Journalisten, die drehen Ihnen das Wort im Mund herum.” Worte die ich in knapp einem Vierteljahrhundert niemals vergessen habe und für die ich seitdem fast tagtäglich Belege in den Medien finden kann - egal ob politische oder fachliche Berichterstattung. Jüngste Beispiele: Aussagen über J. Boateng, Petry’s laienhafte, aber im Grunde korrekte Darstellung des UZwG etc. Oder warum finde ich in Medienberichten, die Themen anbelangen, bei denen ich mich qua Studium, Beruf, Hobbies und Interessen recht gut auskenne, Widersprüchlichkeiten, Verzerrungen, Überbetonung von Tautologien und teils auch glatte Falschaussagen, im Boulevard, Yellow und in selbsternannten oder traditionell so assozierten Qualitätsmedien, öffentlich-rechtlich wie privat. Ihren Ausführungen, Herr Kulke, ist nichts hinzuzufügen. Sie treffen genau des Pudels Kern. Vielen Dank
Die FAS sieht sich selbst als Zeitung, die in den besseren Kreisen gelesen wird: “Die F.A.S. – bei der Elite zu Hause”. Diese Eliteleser “lieben den journalistischen Hochgenuss, tauchen ein, lassen sich inspirieren und überraschen.” Bis dahin alles richtig gemacht mit dem AfD-Bashing: Sowas will die Elite lesen! Und die Skandalisierung sorgte jedenfalls kurz für ein Strohfeuer kostenloser Werbung. Wie die Mutter FAZ geht auch die FAS geht durch wirtschaftlich nicht gerade rosige Zeiten: sie verkaufte im zweiten Quartal 2011 nach eigenen Angaben 357.654 Exemplare. Ende 2015 waren es laut IVW noch 242.274 Exemplare - das ist ein Drittel Verlust! Der Relaunch 2015 brachte wohl auch nichts, da musste halt etwas heftiger nachgelegt werden…
Es kommt noch hinzu, dass die Schlagzeile des FAZ/FAS Artikels (sinngemäß) “Gauland beleidgt Boateng” überhaupt nicht den Inhalt des Artikels wiedergibt. Die Schlagzeile skandalisiert nur und will den Inhalt attraktiv machen - zu Lasten der Seriosität. Die FAZ/FAS hat doch ein solches Vorgehen (das eher an Bild erinnert) nicht notwendig. Bedauerlicherweise drücken sich die Journalisten der FAZ FAS bei ihrer umfangreichen Replik um diesen Sachverhalt.
“Interessant” ist auch zusehends die “Moderation” der Leserkommentare auf FAZ.net. (sofern überhaupt noch kommentiert werden kann). Man könnte meinen, die Rettung der Frankfurter Rundschau durch die FAZ findet er der Form statt, das besonders linkslastige Journalisten der FR sich als “Moderatoren” im Online-Auftritt der FAZ austoben dürfen. Alles, was nicht ins links-grüne Weltbild dieser Menschen passt, verschwindet dort zu erheblichen Teilen auf Nimmerwiedersehen. Die Vergabe von “grünen Punkten” als Bewertung für Kommentare, die die Moderation gut und argumentativ bereichernd empfindet, ist ebenfalls sehr entlarvend.
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