Bill Gates beschreibt seinen Größenwahn

Bill Gates offenbart in seinem neuen Buch „Wie wir die nächste Pandemie verhindern“ seinen Kontroll- und Größenwahn. Sein Versuch, sich als daddyhafter Philanthrop zu geben, misslingt.

Die abschließenden Sätze des neuen Buchs von Bill Gates, das in deutscher Übersetzung unter dem Titel „Wie wir die nächste Pandemie verhindern“ im Piper-Verlag erschienen ist, lauten: „Und zu guter Letzt möchte ich Jenn, Rory und Phoebe danken. Das Jahr, in dem ich dieses Buch geschrieben habe, war ein sehr schwieriges Jahr für die Welt und auch für unsere Familie. Ich bin dankbar für eure unbeirrbare Unterstützung und Liebe. Nichts bedeutet mir mehr, als euer Dad zu sein.“

Nicht nur hier, im Schlusswort, soll offenbar das Image eines liebe- und verantwortungsvollen Vaters transportiert werden, sondern im gesamten Buch gibt sich Gates betont daddyhaft. Mehrfach beschreibt er sich als geselligen Menschenfreund, der „kluge Experten“ (S. 10) zum Dinner einlädt, um sich von ihnen Rat zu holen. Dass es ihm dennoch nicht überzeugend gelingt, sich sympathisch zu verkaufen, liegt einerseits an inhaltlichen Ungereimtheiten, andererseits am Tonfall, der urplötzlich kippen kann: Dann wird aus dem gütigen Vater, der selbstlos nach Problemlösungen sucht, ein despotischer Erzieher. So erhebt Gates gleich im ersten Kapitel („Aus COVID-19 lernen“) den moralischen Zeigefinger und weist damit auf alle, die sich geweigert hätten, eine Maske zu tragen oder sich impfen zu lassen. Diese Menschen haben „nicht richtig“ gehandelt, belehrt er sie. In diesem Zusammenhang führt er auch „gewisse Politiker“ an, die „sogar unterstellt“ hätten, „die Impfstoffe würden etwas Unheilvolles enthalten“ (S. 44).

Wie viel stammt von ihm selbst?

Insgesamt stellt das Buch, das 336 Seiten umfasst, eine ausgedehnte Rechtfertigung der getroffenen Corona-Maßnahmen von Maskenpflicht über Lockdowns bis zur Impfung dar und den Versuch, diese Maßnahmen auch als sinnvoll für die Zukunft zu begründen. Es besteht aus einer umfangreichen Einführung, neun Kapiteln, einem Nachwort, das den Digitalisierungsschub infolge der Corona-Krise behandelt, einem Glossar sowie einer fünfseitigen Danksagung, in der Gates ausdrücklich auch sein „Schreib- und Recherche-Team“ erwähnt (S. 309). Wie viel Text also tatsächlich von Gates selbst stammt, bleibt offen. Außerdem betont Gates seine Nähe zu Anthony Fauci, dem „Chief Medical Advisor“ des US-Präsidenten, und nennt ihn vertraulich „Tony“ (S. 24).

Dabei geht Gates taktisch durchaus geschickt mit Kritik an ihm um. Schon in der Einführung benennt er einige Argumente, die Kritiker gegen ihn ins Feld führen, entkräftet sie allerdings nicht, sondern kommt ihnen sogar ein Stück weit entgegen, um sie dann doch noch ins Lächerliche zu ziehen.

Den Vorwurf, er sei während der Corona-Krise reicher geworden, kontert er beispielsweise damit, dass er ja schon „vor Jahren“ versprochen habe, den „größten Teil“ seines Vermögens „auf eine Art und Weise an die Gesellschaft zurückzugeben, die die Welt gerechter macht“ (S. 26). Diese verklausulierte Formulierung impliziert, dass es selbstverständlich Gates selbst ist, der beurteilt, was „die Welt gerechter macht“. Auch dem Argument, dass er von niemandem in ein öffentliches Amt gewählt worden ist, begegnet Gates lediglich mit der Anmerkung, dass seine Stiftung, die Gates Foundation, „keineswegs ein Geheimnis daraus“ mache, „wie sie ihre Ressourcen und ihren Einfluss einsetzt“ (S. 25). Und Gates ergänzt, dass die Stiftung das Ziel verfolge, „die Qualität der Ideen zu verbessern, die in staatliches Handeln einfließen, und Mittel für die Ideen bereitzustellen, die vermutlich die größte Wirkung haben werden“ (S. 26). Die Beeinflussung staatlichen Handelns ist demnach erklärtes Stiftungsziel.

Die WHO wird weitgehend privat bezahlt

Der in Zusammenhang mit der Corona-Krise zentrale Kritikpunkt, dass die Gates Foundation einen zu großen Einfluss auf Institutionen wie die WHO ausübe, nötigt Gates lediglich die Bemerkung ab: „Niemand wäre glücklicher als ich, wenn die Mittel der Gates Foundation in den kommenden Jahren zu einem wesentlich kleineren Anteil der globalen Ausgaben würden“ (S. 26). Dabei lässt er aus, wie groß sein Einfluss mittlerweile tatsächlich ist: Die WHO wird kaum noch von den Mitgliedstaaten, sondern zu 80 Prozent von privaten Geldgebern und Stiftungen finanziert. Größter privater Geldgeber ist die Bill und Melinda Gates Stiftung.

Nachdem er die Kritik an seiner Person und an seiner Stiftung zwar wiedergegeben, nicht jedoch widerlegt hat, beklagt er, dass er oft zum „Objekt wilder Verschwörungstheorien“ werde. Und er stellt die rhetorische Frage, ob er Menschen, die an Verschwörungstheorien glauben, wohl überzeugen könnte, wenn er öffentlich sagen würde: „Ich bin nicht daran interessiert, deine Bewegungen zu verfolgen, es ist mir völlig egal, wohin du gehst oder fährst, und in Impfstoffen gibt es wirklich keine Bewegungstracker.“ (S. 27) Indem Gates auf diese Weise die an ihn gerichtete Kritik überzeichnet und sich über sie lustig macht, versucht er, sie zu entwerten. 

Von der letzten „Pandemie“-Hysterie

In der Einführung lobt Gates nicht nur sich selbst (er habe schon 2014 in einem Memo darauf hingewiesen, dass die Welt schlecht auf Pandemien vorbereitet sei, S. 20) sowie die hervorragende Expertise seiner Stiftung (S. 9), sondern er stellt auch China als Vorbild hin, weil es „beispiellose Sicherheitsvorkehrungen getroffen“ habe (S. 10). Ansteckende Krankheiten seien seine Obsession, seit er 1997 davon gelesen habe, dass 3,1 Millionen Kinder jährlich an Durchfall starben (S. 11), erklärt Gates sein Engagement auf diesem Gebiet.

Außerdem verweist er auf einen Bericht der WHO zur sogenannten Schweinegrippe-Pandemie im Jahr 2009, indem vor einer Influenza-Epidemie oder einer anderen „globalen, anhaltenden und bedrohlichen Notlage der öffentlichen Gesundheit“ gewarnt wurde (S. 17). Deswegen habe die Gates Foundation „in einer Partnerschaft mit den Regierungen von Deutschland, Japan und Norwegen sowie dem Wellcome Trust“ die CEPI (Coalition for Epidemic Preparedness Innovations) ins Leben gerufen, um die Entwicklung von Impfstoffen gegen neue Infektionskrankheiten zu beschleunigen (S. 22). Eine Jahreszahl und einen Ort gibt Gates hierfür nicht an, doch auf der Webseite der CEPI steht, dass sie auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos 2017 gegründet wurde.

Das illusorische Ziel der Viren-Ausrottung

Die von ihm selbst angeführte Obsession für ansteckende Krankheiten entpuppt sich jedoch eher als Größenwahn, wenn Gates sein aktuelles Ziel erklärt: So will er nicht nur Coronaviren, sondern auch die Influenza, also „ganze Familien von Atemwegspathogenen“ (S. 31), ausrotten. Was medizinisch schlichtweg unmöglich ist. Außerdem will er dafür sorgen, dass neue Impfstoffe innerhalb von 6 Monaten allen Menschen auf der Welt zur Verfügung stehen (S. 30). Die Frage, ob die Impfung gegen eine Atemwegsinfektion für jemanden, der kurz vor dem Hungertod steht, das dringlichste Problem darstellt, kommt Gates offenbar nicht in den Sinn. Auch seine Fixierung auf Atemwegserkrankungen verwundert, da andere Krankheiten gerade in ärmeren Ländern wesentlich mehr Todesopfer fordern.

Gates setzt COVID-19 absolut und sieht sogar Parallelen zum Zweiten Weltkrieg (S. 28), der ebenfalls die Weltsicht einer ganzen Generation verändert habe. In seinem Zukunftsszenario im Umgang mit Pandemien fordert Gates die schnelle Zulassung von Impfstoffen und Medikamenten, eine globale Datenbank, Diagnosetests, Quarantänemaßnahmen und Social Distancing (S. 28–30). Kurzum: die Fortführung der in den vergangenen beiden Jahren etablierten Maßnahmen. Dass die Allerärmsten der Welt während der Corona-Krise nicht wegen der Krankheit selbst, sondern wegen der getroffenen Maßnahmen ‒ besonders der Lockdowns ‒ noch weiter verarmt sind, verschweigt Gates.

Im ersten Kapitel („Aus COVID-19 lernen“) führt Gates die Länder an, die in der Krise besser abgeschnitten hätten als andere. Dabei fällt auf, dass er sich auf eine Übersterblichkeit bis einschließlich Dezember 2021 bezieht (S. 35). Aufschlussreicher wäre eine Aufsplittung der Zahlen jeweils für 2020 und für 2021 gewesen. Schließlich standen 2021 schon Impfstoffe zur Verfügung, was sich nach Gates in den Statistiken zur Übersterblichkeit hätte niederschlagen müssen. Überhaupt genügt das Buch, dessen Illustrationen wirken, als wären sie einem Grundschulbuch entnommen, in keiner Weise wissenschaftlichen Ansprüchen.

Als Beleg für seine Behauptungen zieht Gates selektiv Studien heran, die seine Darstellung unterstützen; andere blendet er aus. Beispielsweise kritisiert er Schweden dafür, nicht die strengen Maßnahmen etwa Norwegens getroffen zu haben und behauptet, dass Norwegen, wenn es dem schwedischen Weg gefolgt wäre, neunmal so viele Todesfälle zu beklagen gehabt hätte (S. 110). Dabei beruft er sich auf eine Modell-Studie von August 2020. Diese Schätzungen lassen sich jedoch in der Realität keineswegs verifizieren. So bestätigt eine aktuelle Statistik auf der offiziellen Webseite der WHO, dass die Übersterblichkeit etwa in Deutschland mit seinen verhältnismäßig strengen Maßnahmen insgesamt höher lag als in Schweden.

Traum von der Milliarden-Taskforce

Wer die Behauptungen von Gates gutgläubig für bare Münze nimmt, fällt auf die Suggestion herein, dass Gates sich auf objektive wissenschaftliche Erkenntnisse stützen würde. Dabei setzt Gates vor allem das Mittel der Wiederholung ein: Gebetsmühlenartig wiederholt er seine Vorstellungen für den zukünftigen Umgang mit Pandemien, die durch Virusvarianten unweigerlich eintreten würden (S. 45): „Maske zu tragen, Social Distancing einzuhalten, sich impfen zu lassen und dafür Sorge zu tragen, dass auch Niedriglohnländer Impfstoffe und die anderen Tools bekommen, die sie brauchen, um den Krankheitserreger zu bekämpfen.“

Welche „anderen Tools“ er meint, offenbart Gates im zweiten Kapitel („Ein Pandemie-Präventionsteam aufstellen“): Um seine gigantischen Ziele zu erreichen, will er eine neue Taskforce namens GERM einrichten. Die Abkürzung steht für Global Epidemic Response and Mobilization Team, müsste über etwa 3.000 Vollzeitbeschäftigte verfügen und würde etwa eine Milliarde Dollar pro Jahr kosten (S. 61 und 66). Eine zentrale Rolle darin würden die „Fachleute für Computermodellierung“ spielen: „Das Team würde dann die Federführung bei der Ausarbeitung und Koordinierung gemeinsamer Maßnahmen übernehmen, zum Beispiel, wie und wann Grenzschließungen durchgeführt und Masken empfohlen werden sollen.“ (S. 62)

Also eine weitere globale Institution neben der WHO, die nicht demokratisch gewählt wäre und weltweite Befugnisse erhalten würde? Für Gates ist die GERM schon Realität, wenn er feststellt: „Das GERM-Team ist für den Betrieb eines ordnungsgemäßen Überwachungs- und Reaktionssystems unerlässlich.“ Es spiele „eine entscheidende Rolle bei allen Aspekten der Pandemieprävention: Seuchenüberwachung, Koordinierung der Sofortmaßnahmen, Beratung bei der Forschungsagenda und Durchführung von Systemtests, um Schwachstellen aufzuspüren“ (S. 67). Hier kommt Gates zweiter Wahn, der Kontrollwahn, zum Vorschein: In Bezug auf die Polio-Impfung erklärt er nicht ohne Stolz, dass den sogenannten Notfalleinsatzzentralen (Emergency Operations Centers, EOCs) sogar bekannt sei, wie viele Haushalte die Impfung ihrer Kinder verweigern (S. 64 und 66).

Im dritten Kapitel („Bei der Früherkennung von Ausbrüchen besser werden“) führt Gates die Möglichkeiten der Datenerfassung weiter aus: Wenn etwa bei einer Abwasseruntersuchung ein positiver Befund festgestellt werde, müssten in dieser Region die Impfungen vorangetrieben werden (S. 73). Vor allem geht es Gates auch darum, Geburten- und Sterberegister etwa in afrikanischen Ländern so zu optimieren, dass alle Einwohner erfasst werden (S. 73 f.). In diesem Zusammenhang sieht Gates flächendeckende Tests, die Krankheiten nachweisen können: „Idealerweise werden in Zukunft sämtliche Testergebnisse mit einem digitalen Datensystem verknüpft werden ‒ unter Beachtung der einschlägigen Datenschutzbestimmungen ‒, sodass Beamte der Gesundheitsbehörden sehen können, was in ihrer Gemeinde vor sich geht.“

Der Einschub zum Datenschutz wirkt auffällig diffus und dehnbar. Und Gates beklagt, wie in den USA mit der Grippe umgegangen werde: „Die meisten Menschen, die vermuten, dass sie sich eine Grippe eingefangen haben, machen sich nicht die Mühe, zum Arzt zu gehen ‒ sie decken sich einfach mit rezeptfreien Medikamenten ein und kurieren das Problem selbst aus“ (S. 89).

Gates schwebt dagegen ein Verfahren vor, wie es in der Seattle Flu Study angewandt wurde: „Es sollte nicht nur ein System aufgebaut werden, mit dem möglichst viele Menschen getestet und Virusgenome sequenziert werden können, sondern die Sequenzierungsdaten sollten ‒ unter Beachtung des Datenschutzes ‒ auch mit Informationen über die Person verknüpft werden, von denen sie stammten.“ Neben der flächendeckenden Einführung von Tests sollte nach Gates in die „vielversprechende Technologie der Computermodellierung“ investiert werden: „Mehr Daten, hochwertigere Daten und ständige Weiterentwicklung der Modelle, die mit diesen Daten arbeiten, werden unser aller Leben sicherer machen.“ (S. 103) Dass durch eine allgegenwärtige Datenerfassung die individuelle Freiheit empfindlich eingeschränkt würde, stört Gates offenbar nicht.

Lebenslange Abhängigkeit von Pharmazeutika

Die Corona-Krise bewertet Gates als „Realwelt-Lektion, die kein Experiment jemals ermöglicht hätte“ (S. 106). Besonders interessieren ihn dabei die Erfahrungen mit der Kontaktnachverfolgung via Handys, Kreditkarten, Überwachungskameras, Facebook und Instagram (S. 121 f.). Positiv Getestete könnten beispielsweise per SMS darüber informiert werden, dass sie sich für eine klinische Studie zur Verfügung stellen und im Gegenzug innovativste Therapien erhalten können (S. 159 f.). Als neue Impftechnologien schweben Gates etwa Nasensprays (S. 211) oder Impfpflaster mit Mikronadeln (S. 210) vor. Mit Barcodes auf Impfampullen könnten „die Impfenden mit ihrem Handy die Echtheit der Impfstoffe überprüfen, so wie man mit einem QR-Code die Speisekarte in einem Restaurant aufrufen kann“ (S. 210).

Auch wenn sich einige zukünftige Innovationen, die Gates visioniert, als durchaus positiv erweisen könnten: Gates schießt gerne übers Ziel hinaus. So träumt er beispielsweise von einer Kombination aus Impfstoff und Medikament, die alle paar Wochen zur Abwehr saisonaler Atemwegsinfektionen an „Inhalationsstationen“ abgeholt werden könnte. Davon könnte „jedes Schulkind zu Beginn eines jeden Monats eine Dosis erhalten“ (S. 212). Hier drängt sich die Frage auf, ob Gates nicht weiß, dass ein derartiges Vorgehen zwangsläufig das Ende des natürlichen Immunsystems und den Einstieg in eine lebenslange Abhängigkeit von Pharmazeutika bedeuten würde?

Gates singt ein Loblied auf die Technologie der mRNA-Impfstoffe im Vergleich zu herkömmlichen Impfstoffen (S. 184 ff.) und ist generell auf Impfstoffe fixiert: Er führt die hohe Kindersterblichkeit in armen Ländern nahezu ausschließlich auf das Fehlen von Impfstoffen zurück (S. 176). Hygiene und andere Aspekte des Lebensstandards thematisiert er nicht weiter. Um benötigte Impfstoffe zu entwickeln, könne man sich aber nicht einfach „auf die Kräfte des Marktes“ verlassen, sondern die Welt brauche einen Plan, „um die Impfstoffhersteller schon im Voraus in Stellung zu bringen und neue Impfstoffe zu finanzieren“ (S. 180). Daher betont Gates immer wieder die Notwendigkeit einer Kooperation zwischen Staat und Privatwirtschaft (z.B. S. 54). Um Vorbehalte gegen Impfungen zu zerstreuen, sei das Vertrauen in die Regierungen notwendig, wobei Politiker, Prominente und religiöse Führer als Impf-Vorbilder fungieren könnten (S. 212 f.).

Event 201

Im siebten Kapitel („Üben, üben und nochmals üben“) konkretisiert Gates die Aufgaben der GERMA insofern, als er sie um Planspiele – also das Durchspielen einer Pandemie – erweitert. Auf die im Jahr 2019 durchgeführte Großübung „Event 201“, die von der Gates Foundation gefördert wurde und in vielen Aspekten die Corona-Krise vorwegnahm, geht Gates allerdings nicht weiter ein, sondern verweist in einer Fußnote lediglich auf eine Stellungnahme der Organisatoren, verbunden mit dem Hinweis, dass die Übung von „Verschwörungstheoretikern“ falsch bewertet werde.

Im letzten Kapitel („Pandemieprävention planen und finanzieren“) wiederholt Gates noch einmal die aus seiner Sicht zu treffenden Maßnahmen in Bezug auf die nächsten Pandemie-Ausbrüche. Neben der Erhöhung von Testkapazitäten, durch die ganze Gemeinden vollständig durchgetestet werden können (S. 273), nennt er hier vor allem die Impfstoffproduktion: „Dafür braucht die Welt riesige Produktionskapazitäten ‒ groß genug, um jedem Menschen auf dem Planeten innerhalb von sechs Monaten nach der Entdeckung eines potenziell global ausbrechenden Erregers die erforderliche Zahl von Dosen eines neuen Vakzins anbieten zu können.“ (S. 268) Das klingt, als wolle er das Testen und Impfen perpetuieren. Dabei seien Impfnachweise erforderlich, um zu erkennen, wo Nachschub nötig sei (S. 281). By the way erwähnt Gates noch, dass es der Welt gelingen könnte, bis 2050 die Treibhausgasemissionen „restlos zu eliminieren“ (S. 281). Und er betont: „Vor allem aber dürfen wir die Welt niemals mehr vergessen lassen, wie furchtbar das Coronavirus war. Wir müssen alles tun, um das Thema Pandemie auf der politischen Tagesordnung zu halten ‒ auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene.“ (S. 287)

Im Nachwort („Wie Corona unsere digitale Zukunft prägt“) bekräftigt Gates voller Begeisterung: „Ich kann es kaum erwarten, die digitalen Durchbrüche zu beobachten, die sicherlich in den nächsten Jahren immer wieder erzielt werden“ (S. 305). Er singt ein Loblied auf Video-Konferenzen, Online-Shopping (S. 289), Telemedizin (S. 298), Home-Office, Büro-Sharing (S. 293) sowie „Distanzlernen“ (S. 300 f.) und behauptet: „Haben die Menschen erst einmal den digitalen Weg kennengelernt, bleiben sie im Allgemeinen auch dabei“ (S. 290 f.). Mehrere Unternehmen wie Meta und Microsoft seien gerade damit beschäftigt, ein „Metaverse“ zu entwickeln, also eine „digitale Welt, die die physische Welt sowohl nachahmt als auch erweitert“ (S. 295).

Sicherlich hat die Gates-Stiftung auch Gutes bewirkt, etwa in Bezug auf die durch Rotaviren hervorgerufenen Durchfallerkrankungen bei Kindern (S. 74), und sowieso könnte es einem herzlich egal sein, welche Visionen ein ultrareicher „Technikfreak“ ‒ Gates über Gates (S. 26) ‒ entwirft, wenn Gates nicht mittels seiner Stiftung über ganz und gar reale Macht verfügen würde. Über immense Macht. Die zentrale Frage, die sich nach der Lektüre des Buches stellt, lautet: Wie ist es möglich, dass Privatpersonen und Stiftungen einen derart großen Einfluss auf Institutionen wie die WHO und die Weltpolitik insgesamt ausüben können?

Bill Gates „Wie wir die nächste Pandemie verhindern“, Piper, 2022, 336 Seiten. Hier bestellbar.

Foto: DonkeyHotey CC BY 2.0 via Wikimedia Commons

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Leserpost

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Uwe Schäfer / 23.05.2022

Die einzige interessanten Fragen an Herrn Gates und all die anderen Verfechter der jetzigen Gift-Spritzen und der sicher bald folgenden sind: Haben Sie sich diese geben lassen? Lassen Sie sich diese weiterhin in den Mengen geben, die Sie normalen Menschen “empfehlen”? Werden Sie sich auch die kommenden Spritzen alle geben lassen? Und selbst wenn sie alle diese Fragen wahrheitsgemäß mit ja beantworten: Es ist Ihr rein privates Vergnügen. Ich werde mir nie wieder irgend etwas spritzen lassen, es sei denn der Nutzen und die die hundertprozentige Sicherheit sind wissenschaftlich nachgewiesen.

Jörg Themlitz / 23.05.2022

Das Antiviren Programm Microsoft Defender schnitt und schneidet in diversen Tests nicht besonders gut ab. Welche Antiviren Programme empfiehlt der große Meister?

Lutz Herrmann / 23.05.2022

Zwei mal Gates. Wir haben nicht verstanden, dass Covid eine ziemlich niedrige Sterblichkeitsrate hat. Vor allem aber dürfen wir die Welt niemals mehr vergessen lassen, wie furchtbar das Coronavirus war.

Volker Kleinophorst / 23.05.2022

Wer sich selbst als “Philanthrop” bezeichnet, ist meist keiner. Was auffällt, wieviel man mit “Philanthropie” verdienen kann. Gates Vater war im Vorstand der Abtreibungsorganisation Planned Parenthood Federation of America (PPFA) tätig. (Wiki) Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm und Tod ist ihr Geschäftsmodell. Selbstredend: “Ich liebe ... ich liebe doch alle, alle Menschen ... Ich liebe doch, ich setze mich doch dafür ein ...“ (Erich Mielke)

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