Israel entlässt wieder viele Gefangene, um wenige Geiseln frei zu bekommen. Laut einiger deutscher Medien sollen darunter auch "ganz normale Palästinenser" sein. Wirklich?
In den mit Zwangsgebühren finanzierten Staatsvertrags-Medien wurde zum Teil über den "Geiselaustausch" zwischen Israel und der Hamas so berichtet, als würde auch Israel quasi Geiseln aus seinen Gefängnissen entlassen. Dunja Hayali begann den Reigen am Montag im ZDF-Morgenmagazin:
„Die Geiseln, die seit dem 7. Oktober 2023 in Händen der Hamas und des Islamischen Dschihad sind, sollen gegen etwa 2.000 Mitglieder – Teile sind bei der Hamas, aber es sind auch ganz normale Palästinenser darunter, die bisher in israelischen Gefängnissen gesessen haben – sollen in diesen Minuten freigelassen werden.“
Nun stellt sich die Frage, bis zu welchem Punkt man im ZDF als "ganz normaler Palästinenser" gilt. Für manch einen aus diesem Landstrich gehören schließlich auch Konfliktklärungen unter Zuhilfenahme von Messern oder schärferen Waffen nicht zu den geächteten Formen zwischenmenschlicher Kommunikation. Ob Dunja Hayali dies bei ihrer Moderation im Kopf hatte, so kultursensibel wie man ja im Gebührenfunk bekanntlich ist?
Ja, früher hätte bei den öffentlich-rechtlichen Sendern eine Erklärung für das Missverhältnis der vielen Entlassenen aus Israel zu den 20 lebenden und 28 toten Geiseln noch zum Standard gehört. Doch heute gehört stattdessen das Relativieren islamistischer Verbrechen zum Alltagsgeschäft.
Israels Behörden haben veröffentlicht, welche Gefangene entlassen wurden. Ahmad Mansour hatte auf X darüber geschrieben:
Für alle, die vom „Geiselaustausch“ zwischen Israel und der Hamas sprechen:
Hier einige Namen jener palästinensischen verurteilten Terroristen, die freikommen sollen:
Ahmad Kaabneh – Ermordete 1997 im Wadi Qelt die jungen Frauen Hagit Zivicki (Kfar Adumim) und Liat Kastiel (Holon). Er beobachtete sie beim Baden, verlangte ihre Tasche, und als sie sich weigerten, stach er auf sie ein. Beide wurden brutal ermordet, ihre Leichen warf er in ein Wasserbecken.
Raed Sheikh – Palästinensischer Polizist, der am Lynchmord in Ramallah beteiligt war und den israelischen Soldaten Vadim Nurzhitz mit einem Eisenrohr erschlug. Verurteilt zu zwei lebenslangen Haftstrafen.
Mohammed Dawud – Warf 1987 bei Qalqilya einen Molotowcocktail auf das Auto der Familie Moses. Die schwangere Mutter Ofra und ihr fünfjähriger Sohn Tal starben. Der Vater, Avi Moses, wurde schwer verletzt, rettete jedoch seine Kinder Arad und Nir. Heute ist er Vorsitzender der israelischen Opfervereinigung.
Iyad Abu al-Rub – Kommandeur des Islamischen Dschihad im Raum Dschenin. Verantwortlich unter anderem für den Selbstmordanschlag auf dem „Shdei Trumot“-Markt im Juni 2003, den Anschlag im „Stage“-Club in Tel Aviv im Februar 2004, den Anschlag auf dem Markt in Chadera im Jahr 2005 sowie für zahlreiche vereitelte Anschlagsversuche.
Ashraf Hajajra – Fuhr 2002 den Selbstmordattentäter, der im Jerusalemer Viertel Beit Israel elf Israelis tötete und Dutzende verletzte.
Ahmad Kafina – Stach 2006 in einem Sammeltaxi in Petach Tikva auf Fahrgäste ein. Kinneret Ben Shalom wurde getötet, vier weitere schwer verletzt.
Ibrahim Alikam – Ermordete 1996 Ita Zur und ihren zwölfjährigen Sohn Efraim in einem Hinterhalt nahe Ramallah.
Ayham Kamamji – 38 Jahre alt, aus dem Dorf Dan. Verbüßte zwei lebenslange Haftstrafen wegen der Entführung und Ermordung von Eliyahu Asheri in Ramallah.
Bahir Badr – Mitglied einer Hamas-Zelle in Beit Liqya, die 2004 die Anschläge in Zrifin, im „Café Hillel“ und am Busbahnhof in Tel Aviv verübte.
Tarek Hussein – Mitglied einer Tanzim-Zelle in Tulkarem. Ermordete 2002 gemeinsam mit seinem Cousin Aharon Abedian in Baka al-Sharqiya einen Mann. Drei Monate später töteten sie in ihrem Dorf Nazlat Issa Said Fouad, den sie verdächtigten, ein Kollaborateur zu sein.
Jihad Roum – Ermordete den Jugendlichen Yuri Gushchin aus Pisgat Ze’ev. Entführte ihn in Jerusalem und tötete ihn in Ramallah.
Hussein Ravadra – Ermordete den israelischen Soldaten Eden Atias bei einem Anschlag in Afula.
Adnan Abiyat – Führer der Tanzim-Organisation in Bethlehem. 2004 verhaftet, nachdem er vier Jahre auf der Fahndungsliste stand. Verantwortlich für Selbstmordanschläge, Entführungen und Schussattacken. Vor seiner Festnahme versteckte er sich in der Geburtsklinik von Bethlehem und plante von dort Anschläge.
Nabil Abu Khdeir – Aus Shuafat. Ermordete seine Schwester, weil sie angeblich mit dem israelischen Geheimdienst Shin Bet zusammenarbeitete. 17 Jahre lang auf der Flucht, bis er festgenommen wurde – als Dozent an der Universität Bethlehem.
Firas Ghanem – Ostjerusalemer. 2002 verantwortlich für den Mord an acht Israelis und die Verletzung Dutzender weiterer Menschen.
Die Brüder Mohammed und Abed Shamasneh – Ermordeten die Jugendlichen Lior Tubul und Ronen Carmi, den Taxifahrer Rafi Doron und den Soldaten Yehoshua Friedberg.
Ahmad Aradeh – Planer des Anschlags auf den Karmelmarkt in Tel Aviv 2004, bei dem drei Menschen – Shmuel Levi, Lea Levin und Tatiana Ackerman – getötet wurden. Ursprünglich war der Anschlag auf die französische Botschaft in Tel Aviv geplant.
Iyad Fatafteh – Mitglied der Zelle, die im Dezember 2010 bei Moshav Mata in den Judäischen Bergen die US-Touristin Christine Luken ermordete und die israelische Reiseleiterin Kay Wilson schwer verletzte. Wilson überlebte, indem sie sich tot stellte. Dieselbe Zelle hatte zuvor Neta Blatt-Shor ermordet, deren Leiche in einem Kloster gefunden wurde."
Man kann Ahmad Mansour für die Veröffentlichung dieser Beispiele nur danken und hoffen, dass sich diese Palästinenser nicht entschließen, ihren nächsten Wohnsitz in Deutschland zu nehmen. Denn "palästinensische Flüchtlinge" aus Gaza würden bei den obwaltenden politischen Verhältnissen hierzulande wahrscheinlich erst einmal Aufnahme finden, bevor jemand genauer hinschaut. Es könnten ja "ganz normale Palästinenser" sein.