Der Sohn des ehemaligen libyschen Diktators Muammar al-Gaddafi, der ohne Anklage im Libanon inhaftiert ist, bittet die Schweiz um Asyl.
Wie blick.ch berichtet, will Hannibal al-Gaddafi Asyl in Genf beantragen, eine Stadt, mit der ihn viel verbindet, allerdings aus Schweizer Sicht wenig Gutes. Gaddafi jr. hat, wie viele reiche Araber, ein Faible für die Schweiz. In den frühen Nullerjahren führte der verwöhnte Diktatorensohn im teuren Genf ein Luxusleben. Dorthin kehrte er 2008 mit großem Gefolge zurück und mietete sich im teuersten Hotel der Stadt ein. Er und seine Frau misshandelten während der Zeit zwei mitgebrachte Hausangestellte, wie er es in Libyen straflos tun konnte, nicht jedoch in der Schweiz. Diese zeigten ihn an. Er wurde verhaftet und verhört, aber tags darauf gegen Kaution freigelassen. Die Angestellten zogen nach Druck und Entschädigungszahlungen die Anzeige zurück.
Allerdings reagierte sein damals noch mächtiger Vater Muammar al-Gaddafi (getötet 2011), Herrscher über den ölreichen Wüstenstaat und Finanzierer von Terrorismus, höchst beleidigt und drohte der Schweiz die schlimmste Vergeltung an, weil sie sich an Recht und Gesetz hielt. Er stoppte die Öllieferungen, zog Geld ab, beendete die diplomatischen Beziehungen, stellte bei der UN einen Antrag auf Zerschlagung der Schweiz und ließ sogar zwei Schweizer Geschäftsleute als Geiseln nehmen. Der Konflikt zwischen den beiden Ländern spitzte sich immer weiter zu und wurde erst durch den Sturz Gaddafis 2011 und die Bildung einer neuen Libyschen Regierung beigelegt.
Ausgerechnet dieses Land, das mit ihm so unschöne Erfahrungen gemacht hat, bittet Gaddafi jr. nun um Hilfe. Er ist seit 2015 im Libanon unter obskuren Beschuldigungen inhaftiert, allerdings ohne verurteilt zu sein. Er ist offiziell ein unkooperativer Zeuge in Untersuchungshaft bei einer Ermittlung zum Tod eines libanesischen Geistlichen durch Libyen im Jahr 1978. Anders als früher fehlt Gaddafi jr. der starke Arm seines Vaters oder eines Landes, dass für seine Freilassung alle Hebel in Bewegung setzt.