Wolfram Weimer / 06.07.2017 / 06:25 / Foto: Bildarchiv Pieterman / 15 / Seite ausdrucken

G20-Gipfel: „Helgoland wäre besser gewesen“

Es wird einer der größten Polizei-Einsätze aller Zeiten. Zum Schutz des G20-Gipfels sind 17.000 Polizisten im Einsatz mitsamt 3000 Einsatzfahrzeugen, Hubschrauber-Geschwadern, 8 Kilometer Absperrgittern, 62 Booten, 200 Hunden und sehr vielen Polizeipferden. Der gewaltige Aufmarsch erinnert an die Gipfel in Elmau (Bayern) und Heiligendamm (Mecklenburg-Vorpommern) – nur dass diesmal alles mitten in einer Großstadt statt finden wird. Die Nervosität bei den Sicherheitskräften ist hoch, denn neben der Terrorgefahr machen hunderte von linksextremen Gewalttätern die Stadt unsicher.

Der Einsatzleiter der Polizei, Hartmut Dudde, scherzt: „Der ideale Austragungsort aus polizeilicher Sicht wäre sicher Helgoland gewesen.“ Doch nun muss er Hamburg zur Festung ausbauen. Dudde kündigt an, dass sämtliche deutschen Sondereinsatzkommandos vor Ort seien. Man werde sogar „die größte Ballung von Dienstpferden deutschlandweit haben“. Er kündigt warnend an: „Sie werden das gesamte deutsche Polizeiequipment hier in Hamburg sehen….Nur wenn’s geht, eben möglichst zurückhaltend – wenn wir’s komplett brauchen, packen wir’s eben aus.“

Dudde ist ein Mann klarer Worte – und Taten. Er hat in Polizeikreisen deutschlandweit einen großen Ruf als führungsstarker Einsatzleiter. In der Rolle als profilierter Law-and-Order-Sheriff ist er sogar zur nationalen Medienfigur aufgestiegen. Die FAZ lobt ihn: „Seit Jahren ist es Duddes Strategie, entschieden gegen jede Regelüberschreitung von Demonstranten vorzugehen – auch wenn es nur um ein paar Zelte geht.“ Das Hamburger Abendblatt rühmt: „Hartmut Dudde gilt als der beste Einsatzmann bei der Polizei.“ Die Welt am Sonntag ehrt ihn als tapferen Mann, der „schon viele Schlachten“ geschlagen habe und zitiert ihn: „Wenn wir sagen, hier ist Schluss, dann ist da Schluss. Da reagieren wir auch. Wir warten nicht ab, wenn Straftaten begangen werden.“

Als Dudde vor einigen Wochen einen leichten Herzinfarkt erlitt, da machte auch das Schlagzeilen und selbst Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) machte sich kurzzeitig Sorgen, wer denn nun den Gipfel schützen könne. Doch Dudde kam direkt aus dem Krankenhaus wieder in der Planungsstab zurück – und Hamburg war erleichtert.

"Eine Art Erzdämon“ links-autonomer Gewalttäter

Just wegen seiner Entschiedenheit ist Dudde allerdings auch „Feindbild der Linken“ (FAZ). Die tageszeitung beschimpft ihn als „berüchtigten Hardliner“ und „Schill-Getreuen“, die Junge Welt urteilt: ein „harter Hund“. In linken Protestkreisen wird Dudde als Zerrbild des Knutenschwingers regelrecht gehasst. Die FAZ schreibt besorgt: „Der Hass, der auf den Polizeidirektor Dudde herrscht, ist doch ziemlich einmalig.“ Das Hamburger Abendblatt berichtet aus der Stadt, dass Dudde „eine Art Erzdämon“ links-autonomer Gewalttäter sei. In der Szene sei der Polizeichef unbeliebter als Donald Trump, heißt es aus der Hansestadt.

Das Feindbild Dudde zeichnen die Linken seit Jahren, weil er gegen die offene Straßengewalt der autonomen Szene konsequent zu Felde zieht. Als 2013 bei Straßenschlachten im Hamburger Schanzenviertel hunderte Verletzte zu beklagen waren, schob die politische Linke in der Hansestadt das dem Polizeichef in die Schuhe, dabei waren es just Linksextreme die zu brutaler Gewalt gegriffen haben und gezielt die Eskalation suchten, um sich am vermeintlichen „Polizei- und Repressionsstaat“ abzukämpfen.

Die Hamburger SPD – und allen voran Bürgermeister Olaf Scholz – verteidigen Dudde (Scholz: „Gute Leute sind immer umstritten“) demonstrativ, weil er in der Hamburger Bevölkerung wie kaum ein anderer für innere Sicherheit steht. Die Sozialdemokraten erinnern noch genau, wie stark einst die Schill-Partei wurde, weil das Sicherheits-Thema von der Volksparteien vernachlässigt worden war. 2001 hatte die Schill-Partei bei der Bürgerschaftswahl sensationell 19,4 Prozent geholt – mit einer Forderung nach mehr Polizei und Sicherheit in der Stadt. Ronald Schill wurde nach der Wahl Innensenator – und machte Dudde zum Leiter der Bereitschaftspolizei. Seither herrscht zwischen Dudde und der linksextremen Szene in Hamburg offene Feindschaft. Dass Dudde in Polizeikreisen höchstes Ansehen genießt und von der regierenden SPD seit Jahren als „bester Mann“ (der SPD-Innensenator Michael Neumann meinte sogar: „Ich bin Dudde-Fan“) verteidigt wird, steigert den Ärger der Linken nur. Kein andere Name steht so sehr für die “Hamburger Linie”: null Toleranz gegen Gewalt.

Dudde wird dabei von der Linkspartei aus dem Parlament und den linken Schlägertrupps der Straße zuweilen doppelt in die Zange genommen. So stellte die Linkspartei im Hamburger Senat eine parlamentarische Anfrage zum Thema: „Eskalationen und Rechtsverstöße unter Einsatzleitung von Hartmut Dudde“. Auch jetzt bei den rechtlichen Auseinandersetzungen um die Protestcamps in Hamburg wird Dudde wieder zur politischen Zielscheibe.

Reihenweise Brandanschläge auf Streifenwagen

Der Anwälteverein der Autonomen verkündet, „die Hamburger Polizei bricht die Verfassung“, der Einsatzleiter der Polizei, Hartmut Dudde, müsse sofort abgesetzt werden. Aus dem linksautonomen Kulturzentrum Rote Flora ist zu hören, Dudde feiere „Polizeifestspiele“, man werde sich das nicht gefallen lassen. Mit Sorge wird schon seit Wochen beobachtet, wie linke Dudde-Hasser reihenweise Brandanschläge auf Streifenwagen, aber auch auf Anlagen der Bahn oder Dienstleister des Gipfels verüben.

Dudde reagiert darauf mit seiner „Hamburger Linie“ und verhindert selbst den Aufbau von Protestcamps in der Frühphase. Im Elbpark Entenwerder wurde ein Zeltlager von der Polizei gestürmt, obwohl die Protestierenden glaubten, das hätten ihnen die Gerichte erlaubt. Doch Dudde sieht öffentliches Schlafen nicht als Grundrecht des Protests an, woraufhin ihm „Rechts­­bruch" und "die Polizei schert’ sich einen Dreck um die Versammlungsfreiheit“ vorgeworfen wird. Und wieder wettert die Linke-Bürgerschaftsfraktion in persönlichen Attacken parallel gegen die “Kaltschnäuzigkeit” des Polizeichefs. Das Neue Deutschland titelt „Das ist ein Putsch gegen die Justiz“.

Dudde wird sich davon nicht beeindrucken lassen. Auf einer Pressekonferenz zum Gipfel fragte eine Reporterin, wie die Hamburger Polizei, die als “nicht zimperlich” bekannt sei, denn weiter vorgehen werden. Duddes Antwort: "Wir werden so vorgehen wie immer in Hamburg.“ Mit seiner Linie der konsequenten Gewaltverhinderung.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf The European.

Foto: Bildarchiv Pieterman

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Hofmann-Reinecke / 06.07.2017

Linke Autonome und Angst vor IS Terror haben G20 im Griff. Die “Führerin der freien Welt“ muss Hamburg in einen Hochsicherheitstrakt mit 17.000 Polizisten verwandeln, um ein Dutzend Regierungschefs vor Gefahren zu schüzen, denen die Bevölkerung täglich ausgesetzt ist. So kann die stolze Gastgeberin ihrem Erzfeind aus USA mal zeigen, wie es in einem zivilisierten Land zugeht.

Andreas Rochow / 06.07.2017

Ohne jegliche Sympathie für aggressive und militante Anti-Demonstranten kommt man nicht umhin, auch den G20-Gipfel als eine rücksichtslose und machtvolle Mega-Demonstration anzusehen. Ein weltweites Kräftemessen ist es allemal, wenn von 128 Staaten nur 20 vertreten sind. Dass dies auf Kosten des Steuerzahlers zelebriert wird, kann auch von Demokraten als Provokation erlebt werden.

Wolf-Dietrich Staebe / 06.07.2017

Deutschland braucht ganz dringend ganz viele Duddes!

Quistorp Eva / 06.07.2017

Danke für die nötige Analyse,doch es wundert, was unsere talkshows und talkshow damen zu dem Thema bieten, soweit mein Gedächtnis zur Geschichte der Weltwirtschaftsgipfel seit 1987 recht gut ist, hat es noch nie Interviews in öffentlich rechtlichen Radios und TV mit Vertreterinnen der sogenannten interventionsistischen LInken gegeben oder wie gestern bei Halalyi ein Interview mit dem Vertreter der Roten Flora als seien beide Parlamentsvertreter oder Vertreter der Kirchen, der Gewerkschaften oder der grossen Klimaallianz oder der zivilgesellschaftlichen breiten Bündnisse zum G20 Gipfel, die klar gewaltfrei und auf Dialog orientiert sind zumindest mit den Parlamenten der Länder. SChon letzte Woche schaffte es sogar eine Vertreterin der sogenannten interventionistischen LInken in die Tagesschau, kein Vertreter der Klimaallianz von germanwatch oder vom Forum Umwelt und Entwicklung, die seit Jahrzehnten solide zu den Sachthemen des G7 und G 2o gipfel arbeiten und mit MInisterien und mit europäischen Partenrinnen der Zivilgesellschaft und kritischer Wissenschaft verhandeln,sind je in die Tagesthemen gekommen mit einem oder drei Sätzen-auch Oxfam oder Greenpeace nicht, die doch gerade in Hamburg einiges zum G 20 gipfel und zu Trump, Putin, Erdogan udn den Saudis geschrieben haben in gründlichen Artikeln wurden zitiert oder eingeladen-was ist das für eine die Demokratie unterhöhlende MEdien und talkshow politik, die am Ende natürlich wieder Gewaltszenen und die Haltung gegen die Polizei fördert,aber so tut, als würde die durch das talkshow gequassel und showeinlagen bei der Roten Flora verhindert und durch das Schimpfen von SChauspielern siehe Maischberger gestern

Rudolf George / 06.07.2017

Also, die Idee mit Helgoland nehme ich (auch) für mich in Anspruch, nachdem ich dies mehrfach in verschiedenen Foren angemerkt habe. Und ich meine es vollkommen ernst: der in Hamburg entstehende Kostenaufwand ist doch astronomisch, und da sind die zu erwartenden Sachschäden noch gar nicht eingerechnet. An die vielen verletzten Menschen, vor allem Polizisten, will ich gar nicht erst denken. Den G20 in Hamburg abzuhalten ist also praktisch nicht zu rechtfertigen. Und für den Kostenaufwand hätte man in Helgoland ein luxuriöses Tagungszentrum bauen können, da der sonstige Sicherheitsaufwand minimal wäre. Probleme mit Erdoganreden hätte man auch nicht, da das potenzielle Publikum auf der Insel überschaubar ist. Putin und Trump könnten in ruhiger Zweisamkeit einen Strandspaziergang machen und vielleicht würden damit einige Probleme der Welt gelöst werden. Kurzum: vernünftige Veranstalter wären nach Helgoland gegangen.

Robert Bauer / 06.07.2017

17.000 Polizisten! All´ dies bezahlt der Steuerzahler. Und nicht nur das. Seit Jahren unterstützt Olaf Scholzens SPD die Nutella-Terroristen der Hamburger Antifa mit Steuergeld und guten Worten (“Rote” Flora, Hafenstr. etc.), so daß sie sich in der Hansestadt wie die Fische im Wasser fühlen können. Was nun Helgoland betrifft - Hallig Hooge läge günstiger. Man stelle sich vor: Ströbele, Göring-Eckardt und all´ die anderen rotgrünen Schneeflöckchen auf Sitzdemo im Wattenmeer…

Stefan Bley / 06.07.2017

Auch ich bin Dudde-Fan. Wir brauchen viel mehr Charaktere seines Schlags in unserer Gesellschaft. Vor allem aber in der Politik. Mit Weichspülerei kriegt man eben nichts bewegt.

JF Lupus / 06.07.2017

Deutschland braucht weniger Maas und mehr Dudde.

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