Von Wolfgang Röhl. Der gerade verstorbene Joachim Kaiser war ein Großer des deutschen Feuilletons, wie es mal war. Aber auch Große kann man beschädigen. Zum Beispiel mit einem Nachruf, der die Wolkengrenze vom gerade noch erträglichem Pathos mittels furchtbar verschwurbelter Kotaus gen Himmel verschiebt. Wie es Gerhard Stadelmaier in der „FAZ“ schafft. So fängt sein Text an:
Man kann sich den Journalismus ja gut als Kathedrale vorstellen. Mit allerlei nebensächlichen Wichtigkeitstuergewölben und Leitartikelsäulen und Stammtischmeinungsorgeleien – von der scharrenden Weihwasserkompanie in Boulevard-Opferstock-Nähe ganz zu schweigen. Dort aber, wo das ewige Licht brennt und das Allerheiligste verwahrt wird, wo das Wunder sich vollzieht, wenn Fleisch und Blut von Figuren und die Töne von Engelskomponistenzungen sich in Worte, Sätze und Pointen, also in göttliche Anschaulichkeiten verwandeln müssen – dort strahlt die Rezension. Dort zelebriert der Kritiker seine hohen Künste.
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