So richtig frei ist die Kunst auch nicht mehr. Selbst in einem eigentlich frauenfreien Refugium wie der Herrentoilette kümmern sich Frauenpolitikerinnen darum, dass die Notdurft der Männer nicht frauenfeindlich verrichtet wird. In Potsdam geht es um Urinale, die Frauenmündern nachempfunden sind:
Die Betreiberin einer Konzert-Location will sich Kritik von Frauenorganisationen nicht beugen und umstrittene Urinale vorerst hängen lassen. Es geht um Kunstwerke der niederländischen Designerin Meike van Schijndel mit dem Titel „Kisses!“: Diese Pissoirs in dem Club „Pirschheide“ sind einem geöffneten, roten Mund nachempfunden.
Der Frauenpolitische Rat Brandenburg (FRB) findet den Sachverhalt „bestenfalls gedankenlos, schlimmstenfalls frauenverachtend“: Es werde an einem öffentlichen Ort damit kokettiert, dass bereitwillig aufgesperrte Frauenmünder jederzeit für die Verrichtung der männlichen Notdurft bereitstehen, schreibt der Verband, der zwanzig Brandenburger Frauenorganisationen vertritt.
„Es ist bloß Kunst“, sagt Shima Engelhardt der „Berliner Morgenpost“. Sie ist Mit-Betreiberin der „Pirschheide“ und für die Anbringung der Urinale verantwortlich. Mit der Kritik habe sie nicht gerechnet. Außer dem FRB habe sich noch niemand beschwert.
Offenbar gehen außer den Aktivistinnen vom Frauenpolitischen Rat keine anderen Damen aufs Herrenklo. Aber bald, so verspricht die Clubbetreiberin, bekommen sie auch Kunst auf der Damentoilette.
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