Sehr geehrter Herr Broder, ich gehe davon aus, dass Sie nicht wirklich Ereignisse aus der dunkelsten Zeit der deutschen Geschichte mit dem Vorgehen der Polizei gestern Nacht in Köln vergleichen wollen. Die “Ordnungskräfte” standen aus bekannten Gründen unter erheblichem Zugzwang. Einerseits. Andererseits haben die Ereignisse an Sylvester in Köln und anderswo im letzten Jahr leider gezeigt, dass dabei eben ein ganz bestimmter Typus von Individuen deutlich überrepräsentiert war. Ältere Männer, die “schon länger hier sind”, zählten eher nicht dazu und von übergriffigen Buddhisten war bislang auch nicht die Rede. Gleichzeitig gab es jedoch gestern Abend anscheinend erneut einen hohen Ansturm auf die Domplatte durch jene, die bereits letztes Jahr dort “ausgelassen” feierten. Was also hätte die Polizei tun sollen? Es scheint ja wohl leider so, dass offene Aussengrenzen, die nach wie vor gewollt sind von allen relevanten politischen Entscheidern, derzeit zu mehr Einschränkungen im Landesinnern führen. Das können sichtbare Beschränkungen oder Grenzen sein wie “anlasslose Überprüfungen” bestimmter Personen oder eher unsichtbare wie individuelle Verhaltensänderungen oder Vermeidungsstrategien oder halt eine massive Polizeipräsenz bei öffentlichen Lustbarkeiten. Wo das hinführen soll, wissen wir heute noch nicht. Daher nehme ich Ihren Sarkasmus als Ausdruck der Trauer, dass die bundesrepublikanische Welt, wie wir sie kannten, nun nicht mehr besteht.
Was soll denn diese Anspielung, Herr Broder ?
Ich frage mich, ob die vielen Zuwanderer, die sich da an Silvester vom Ruhrgebiet und von Düsseldorf aus auf den Weg nach Köln gemacht hatten, um dort auf der Domplatte das neue Jahr zu begrüßen, auch alle die richtige Fahrkarte gelöst hatten. Da es sich um unterschiedliche Verkehrsverbünde handelt, kann man sich mit den Tarifen leicht vertun, und die Schaffner sind immer sehr streng.
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.