Thomas Straubhaar, Professor der Universität Hamburg für Internationale Wirtschaftsbeziehungen, stellt die gegenwärtige Strategie der Infektions-Verzögerung bei Covid-19 in Frage:
„Wenn die in der Virologie übliche Annahme korrekt ist, dass jeder Infizierte im Durchschnitt drei andere Menschen ansteckt, kann die Weiterverbreitung des Coronavirus erst dann gestoppt werden, wenn zwei Drittel der Bevölkerung bereits immunisiert und damit „nicht mehr ansteckbar“ sind und eben nur noch ein letztes Drittel tatsächlich infiziert werden kann. Bis aber – gerade der Strategie des Zeitgewinnens wegen – 55 Millionen Personen in Deutschland immunisiert sind, wird es dauern. Lediglich ein hoffentlich bald gefundener Impfstoff kann hier zeitnahe Abhilfe schaffen.
Das bedeutet im Klartext, dass der Kollaps des öffentlichen Lebens keine Sache von Wochen, sondern bestenfalls Monaten, wohl aber noch deutlich längerer Zeitläufe sein wird. Werden Schulen und Universitäten, Sportstadien und Fitnessstudios, Kinos und Theater nämlich auch nur einen Tag zu früh wieder für den Normalbetrieb freigegeben, werden alle vorherigen Anstrengungen beim Kampf gegen Ansteckung und Erkrankungen wiederum auf die Stunde null zurückgeworfen und alles würde wieder von vorne losgehen.
Spätestens nach dieser nüchternen Feststellung ist es doch nicht Zynismus oder Kaltherzigkeit mindestens zu hinterfragen, ob nicht das Ziel der Minimierung von Leid und Todesfällen in einer Gesellschaft durch eine ganz andere und eben bessere Alternative als der Strategie des Zeitgewinnens erreichbar wäre.“
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