Helge Braun, der Chef des Bundeskanzleramts, hat jüngst erklärt, dass die Senkung der Zahl der Covid-19-Infizierten oberstes Ziel sei: „Dahinter steht die Wirtschaft erst mal einen großen Schritt zurück.“
Ein Satz, der Jan Fleischhauer in seiner Focus-Kolumne sehr beschäftigt hat. Hier eine kleine Kostprobe:
„Mir ist der Satz nicht mehr aus dem Kopf gegangen. So sieht die Bundesregierung also auf Deutschland (oder vielleicht sollte man besser sagen, der entscheidungsrelevante Teil der Regierung): Hier stehen wir, der Staat, das Gemeinwesen, die Gesellschaft – dort steht die Wirtschaft, die nicht richtig dazugehört und auch nie richtig dazugehören wird. Es ist ein Denken, wie ich es aus dem Gemeinschaftskunde-Unterricht der Oberstufe erinnere. Der Gemeinschaftskundelehrer hieß Randolf Retzlaff und war DKP-Mitglied, was mich insofern beeindruckte, als eine Mitgliedschaft in der DKP Ende der siebziger Jahre bei Lehrern noch ernste Konsequenzen nach sich ziehen konnte.
[…]
Die wirtschaftlichen Folgen der Maßnahmen, die Helge Braun und seine Chefin verfügen, werden ihn selbst nie betreffen. Der Berufspolitiker wird niemals Kurzarbeitergeld beantragen müssen, er ist auch nicht von Arbeitslosigkeit bedroht. Seine Rente ist sicher, komme, was da wolle.
Ist es unfair, auf die Versorgungslage der politischen Entscheidungsträger hinzuweisen? Ich finde nicht. Wer nachts nicht in den Schlaf kommt, weil ihn die Schulden drücken, sieht anders auf die Lage der Wirtschaft als jemand, der weiß, dass ihm finanziell nichts passieren kann.“
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