Peter Grimm / 22.08.2017 / 15:12 / 5 / Seite ausdrucken

Eigentlich wollten die jungen Männer bloß nach Libyen

Wer glaubt, all die jungen Menschen, die sich an der afrikanischen Nordküste in die Schleuser-Boote übers Mittelmeer setzen, wären in ihrer Heimat mit dem Ziel Europa aufgebrochen, der irrt. So scheint das Schleusergeschäft gar nicht zu funktionieren, denn die UNICEF belehrt uns, dass viele der reisenden jungen Afrikaner nur durch unglückliche Umstände gezwungen waren, plötzlich – quasi gegen ihren Willen – zu uns zu kommen:

Eine neue UNICEF-Studie über die Fluchtursachen und Erfahrungen von geflüchteten oder migrierten Jugendlichen in Europa kommt zu einem überraschenden Ergebnis: Über die Hälfte der befragten afrikanischen Jugendlichen gab nach der Ankunft in Italien an, dass Europa ursprünglich gar nicht ihr Ziel war.

Die katastrophalen Bedingungen in Libyen haben sie häufig dazu gebracht, letzten Endes die lebensgefährliche Fahrt über das Mittelmeer zu wagen. Außerdem sind die Jugendlichen oft ohne Absprache oder das Wissen ihrer Familien aufgebrochen.

Mit welchem Ziel sind sie überhaupt nach Libyen gereist? Sie müssen das Land doch selbst angesteuert haben, um dann von den katastrophalen Bedingungen überrascht und nach Europa getrieben zu werden. Hatten sie dort paradiesische Zustände erwartet und deshalb ursprünglich keine Weiterreise erwogen?

Weniger als die Hälfte hatte ursprünglich vor, nach Europa zu gehen. Vielmehr suchten die Jugendlichen in der Regel zunächst in den Nachbarländern Schutz und neue Chancen und trafen die Entscheidung für die Weiterreise erst nach und nach.

„Bemerkenswert an dieser Studie ist: Sie legt zum ersten Mal dar, dass es deutlich mehr Push-Faktoren gibt als bisher bekannt, die Jugendliche aus ihrer Heimat vertreiben, und weniger Pull-Faktoren, die sie nach Europa locken“, sagte Afshan Khan, UNICEF-Regionaldirektorin für Europa und Zentralasien.

Ein schönes Ergebnis, weil wir uns dann ja keine Gedanken mehr über das Anreizsystem machen müssen, das für das Schleuser-Geschäft wie eine staatliche Bürgschaft wirkt.



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B.Klingemann / 23.08.2017

Man hat für die Studie Kinder im Alter von 15 bis 17 Jahren befragt, präsentiert sie und instrumentalisiert ihr erlittenes Leid. Und: -„Diejenigen, die Europa als Ziel hatten, wurden von der Aussicht auf weiterführende Bildung, Respekt für ihre Rechte und den Wunsch, im Leben weiterzukommen, angetrieben. Allerdings sieht die Realität, wenn sie in Europa ankommen, leider ganz anders aus und ihre Erwartungen werden enttäuscht“, sagte Afshan Khan.”- Ja, Frau Khan, aber hier kommen dann die Pull-Faktoren Deutschlands ins Spiel, wo neben den materiellen Aussichten Migranten als qualifizierte Nachwuchskräfte auf dem Arbeitsmarkt angepriesen werden. Die Realität sieht dann allerdings erneut anders aus.

Olaf Hein / 22.08.2017

Was nutzt eine Befragung wenn man ohnehin davon ausgehen muss, dass alles gelogen ist.

Walter Schwarz / 22.08.2017

Das Ergebnis dieser Untersuchung widerspricht dem gesunden Menschenverstand. Glaub ich nie und nimmer.

Karla Kuhn / 22.08.2017

“Es ist also möglich, in jedem (!) Land direkt (!) Flüchtlingslager zu errichten.”  Ich kann mich Herrn Bauer nur anschließen.  Und Studien traue ich generell nicht mehr. Wer gibt sie in Auftrag ? Will man uns wirklich weismachen, daß Hunderttausende junge gut genährte Männer wie “vom Winde verweht” plötzlich in Deutschland aufgetaucht sind ? Viele noch dazu ohne Papiere ? Wo sie erst durch etliche andere europäische Länder,  wo ganz bestimmt kein Krieg ist, durchmarschiert sind ?  Mich würde brennend interessieren WIE hoch die Sozialleistungen, zzgl. Gesundheits-, Integrationsleistungen, Sprachkurse, unbegleitete Flüchtlinge, (was noch?)  in anderen Ländern der EU sind.  Ich erinnere mich an einen italienischen Politiker, der gefragt wurde, warum viele Flüchtlinge nach Deutschland weiter ziehen, gesagt hat, bei uns gibt es keine hohe Sozialhilfe.  WARUM werden in Europa keine einheitlichen Sozialkosten für Asylanten/Flüchtlinge gezahlt ? Sind wir in diesem Fall kein Europa ?

Hubert Bauer / 22.08.2017

Ich finde es generell nicht sinnvoll, dass man sich (jetzt) Gedanken über Flüchtlingslager in Libyen macht. Was hat Libyen mit den “Flüchtlingen” aus den anderen nordafrikanischen oder gar schwarzafrikanischen Staaten zu tun? Soweit ich es überblicke haben wir derzeit keinen Krieg auf der Welt, der ein ganzes Land mit seinen Kampfhandlungen erfasst hat. Es ist also möglich, in jedem (!) Land direkt (!) Flüchtlingslager zu errichten. Wenn in Bayern gekämpft wird, aber es im Rest von Deutschland sicher ist, fliehe ich ja auch nicht nach Nordafrika, sondern nach BW, Hessen, Thüringen, Sachsen oder Österreich. Und ich erwarte von der Weltgemeinschaft eher, dass sie dort (!) Flüchtlingslager errichtet und mich nicht dazu nötigt um die halbe Welt zu “fliehen”.

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