Markus Vahlefeld / 26.02.2017 / 10:52 / Foto: Kuebi / 22 / Seite ausdrucken

Angela Merkel: “Das Volk ist jeder, der in diesem Land lebt”

Von Markus Vahlefeld.

Nach „denen, die schon länger hier leben“, Wahlrecht für Migranten und der „Aushandlung des Zusammenlebens“  jetzt: „Das Volk ist jeder, der in diesem Land lebt". Sie bekommt auch noch Applaus dafür.

In Nordrhein-Westfalen beschließen SPD, Grüne und Piraten, dass von nun an alle im Land Befindlichen das kommunale Wahlrecht ausüben sollen. Weiterhin wurde die Vereidigungsformel für die Landesregierung, die bis dato „auf das deutsche Volk“ lautete, geändert in "dass ich meine ganze Kraft dem Wohle des Landes Nordrhein-Westfalen widmen" werde.

Die Staatsministerin für Migration, Flüchtlinge und Integration und stellvertretende SPD-Bundesvorsitzende Aydan Özoğuz frohlockte bereits 2015 im Zuge der Großen Öffnung, dass nun „unser Zusammenleben täglich neu ausgehandelt werden“ müsse. Und nachdem sie vor einem generellen Verbot der Kinderehe gewarnt hatte, konkretisierte sie dieses Vorhaben kürzlich in einem Strategiepapier nochmals als „Aushandlungsprozesse, die auf Toleranz und Respekt gegenüber jeder und jedem beruhen“. Nachtigall, ick hör dir trapsen.

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel, die noch 2010 Multikulti als „restlos gescheitert“ erklärt hatte, hat sich inzwischen eines Besseren belehren lassen und spricht nicht mehr vom deutschen Volk, sondern nur noch von denjenigen, „die schon länger hier leben“ und denen, „die neu hinzugekommen sind“.

Und nun hat sie, um die AfD und alle anderen bösen Nationalisten restlos an die Wand zu nageln, erklärt: "Das Volk ist jeder, der in diesem Land lebt.“ Der Applaus, der danach in ihrer CDU aufbrandet, lässt erahnen, dass auch die Geschichte des Konservativismus in Bälde neu geschrieben werden muss.

Ein Volk, so unkte Bertold Brecht einst, das das Vertrauen der Regierenden verscherzt habe, solle doch dann einfach aufgelöst werden, damit sich die Regierung ein anderes wählen könne. Diese Wahl ist hiermit vollzogen worden.

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Karen Steiger / 26.02.2017

Wie recht Sie doch haben! Auch ich, die niemals daran dachte, AfD zu wählen, bin extrem beunruhigt, darüber, wie unsere BK derart radikale Kehrtwendungen unternehmen kann, ohne dass das plausibel erklärt wird. Mittlerweile fallen mir als Erklärungen nur Gehirnwäsche und Machterhalt um jeden Preis ein, auch grenzenlose Naivität und Gutmenschentum. Doch wie stoppt man derartige Politik, die uns einmal ganz gewaltig auf die Füße fallen wird?

Gisela Müller / 26.02.2017

Und? Was tun wir jetzt? Weiter zusehen und die Klappe (sorry) halten? Brav und geduldig alles auf uns “zukommen” lassen? Mehr kann ich dazu nicht schreiben….

Florian Bode / 26.02.2017

Dann sollte diese Restatrappe eines gescheiterten Staates auch gefälligst quartalsweise mit mir aushandeln, wieviele Steuern ich zu zahlen gedenke.

Uta-Marie Assmann / 26.02.2017

Da kann man nur mit Schiller sagen “vor Tische las man’s anders” - nichts Neues bei dieser Kanzlerin, die, wenn sie schon einmal klar Stellung bezieht - was selten genug der Fall ist -, dann bei nächster Gelegenheit eine Drehung um 180 Grad hinlegt. Aber was ist von einer hausbackenen Kanzlerin zu erwarten, deren biederes Strickmuster sich u. a. in der Aufforderung zu Pfingstaufsätzen und weihnachtlichem Blockflötenspiel zeigt. Ein Armutszeugnis, dass noch ein erheblicher Teil der Wähler hinter ihr steht, was nicht nur mit der Unwählbarkeit des Proleten Schulz zu erklären ist.

Horst Lange / 26.02.2017

Mir fehlen die Worte. Wirklich. Gesellschaft okay. Bevölkerung geht auch. Aber Volk? Haben wir keine nationale Identität mehr? Mir wurde schon anders als Merkel während der Wahlparty die kleine Deutschlandfahne tadelnd von der Bühne verschwinden hat lassen. Was soll nur werden? Will man auch den letzten zaghaft patriotischen Demokraten zu den radikalen Parteien zwingen? Haben wir keine Identität mehr? Ich möchte nur noch weinen. Das haben sich unsere demokratischen Vorfahren 1848 wohl nicht träumen lassen. Was ist aus dieser Nation geworden?

Andreas Kollmann / 26.02.2017

Ich stimme Ihren dramatischen Hinweisen absolut zu. Es ist unglaublich, was wir mit unserem Land machen (lassen). Aber in einem Land, bei dem das zentrale “Steuerungs- und Kontrollorgan” (Bundestag) untätig am Ofen sitzen bleibt, wenn die Dämme zerstört werden, ist alles möglich. Nur eines: Auch wenn mir nicht viel Gutes über die CDU-Vertreter einfällt, glaube ich nicht, daß sie hier wirklich dem Satz von Merkel zum “Volk” applaudiert haben - sondern eher der “Rüge” für die AfD.

Karla Kuhn / 26.02.2017

Ein Volk, so unkte Bertold Brecht einst, das das Vertrauen der Regierenden verscherzt habe, solle doch dann einfach aufgelöst werden, damit sich die Regierung ein anderes wählen könne. Diese Wahl ist hiermit vollzogen worden.”  Ich hoffe doch daß Merkel und Co. bald “aufgelöst” werden.  Der Wahnsinn nimmt kein Ende.

Hubert Bauer / 26.02.2017

In Bayern gibt es neben der AfD noch zwei weitere - echte - konservative Parteien (CSU und FW). Diese beiden Parteien und die AfD liegen seit langer Zeit zusammen bei über 60 %. In Österreich ist die ÖVP noch immer konservativ und zusammen mit der FPÖ kommen sie auch auf 60 %.  Wenn es außerhalb Bayerns eine gute (!) konservative Partei gäbe, die auch nur die Hälfte der konservativen Menschen ansprechen würde, wäre diese Partei die unangefochtene Nr. 1 in Deutschland. Leider verbaut sich die AfD mit internen Streitigkeiten, Dummheiten, Kontakten ins gewaltbereite rechte Milieu, rechtsextremistischen Äußerungen und einer zu wirtschaftsliberalen Ausrichtung (fehlende Sozial- und Umweltpolitik) selber den Weg zu einer echten Alternative. Schade, weil zur Meinungsvielfalt auch Konservative nötig sind.

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