Vergangenen Freitag erregte ein „Signal für Humanität“ bundesweites Aufsehen. In einem offenen Brief an die Kanzlerin forderten drei Stadtoberhäupter, darunter Ashok-Alexander Sridharan, CDU-Oberbürgermeister von Bonn, die Wiederaufnahme der Seenotrettung im Mittelmeer: „Unsere Städte können und wollen in Not geratene Flüchtlinge aufnehmen.“ Dafür ernteten sie den erwarteten Zuspruch, unter anderem von der Evangelischen Kirche und dem Deutschen Städtetag. Auch der Flüchtlingsrat NRW begrüßte die Aktion: Dies zeige, man könne „viel mehr Menschen aufnehmen“.
Von wegen. Es gehe nicht um „zusätzliche Kontingente“, erfuhr kurz darauf der lokale „General-Anzeiger“ von der Bonner Stadtverwaltung. Die Zuweisung solle weiterhin „über den geltenden Verteilungsschlüssel laufen“. Im Klartext: Bonn, eine der höchstverschuldeten Städte Deutschlands, will ausdrücklich keine zusätzlichen Mittelmeermigranten aufnehmen. Stadtsprecherin Monika Hörig erklärte dazu in schöner Offenheit, es gehe den drei Politikern darum, „ein Signal zu setzen“ und nicht um Zahlen. Ähnliches war aus Köln und Düsseldorf zu vernehmen.
Die humanitäre Luftnummer ist gelungen. Die Ankündigung mit großer Geste fand überregional Widerhall. Die Rückzieher blieben weitgehend unbeachtet.
Link zum Fundstück