In einem Diskussionspapier zum sogenannten Vorsorgeprinzip haben Matthew Neidell (Columbia University), Shinsuke Uchida (Nagoya City University) und Marcella Veronesi (Universität Verona) die Folgen der politischen Entscheidung analysiert, nach dem Reaktorunglück von Fukushima im März 2011 alle japanischen Atomkraftwerke (AKW) zeitweise abzuschalten. Der Fachbeitrag erschien im Oktober 2019 in einer vom „IZA Institute of Labor Economics“ herausgegebenen Reihe.
Nach Angaben der drei Wissenschaftler führte die Abschaltung der AKW zu einem deutlichen Anstieg der Strompreise. In einem Land, in dem es kaum Zentralheizungen gibt und viele Menschen im Winter elektrische Heizvorrichtungen nutzen, ist das ein Problem. Die Verteuerung des Stroms habe rund 4.500 Menschen das Leben gekostet, schätzen die Forscher.
Demgegenüber stehen die Todesfälle, die direkt mit dem Reaktorunglück in Verbindung stehen. Bislang ist wohl noch niemand an den Folgen der ausgetretenen Strahlung gestorben. Die Wissenschaftler John Ten Hoeve und Mark Jacobson rechnen jedoch langfristig mit rund 130 Strahlentoten. Die Evakuierung der verstrahlten Gebiete kostete nach Angaben der Zeitung „Tokyo Shimbun“ 1.368 Menschen das Leben. Die Folgen der landesweiten AKW-Abschaltung waren also offenbar viel schwerwiegender als die Folgen des Reaktorunglücks an sich.