Eva Quistorp, Gastautor / 26.01.2015 / 14:29 / 12 / Seite ausdrucken

Für eine fundierte Islamkritik!

Eva Quistorp

Lügenpresse? Nein, denn das Wort kommt nicht nur aus dem Nazimilieu, das habe ich schon in der linken Szene in den 68gern und auch in der Friedenswinterszene des letzten Herbstes gehört. Ebenso in der Verschwörungsszene, wo die Terrorakte von 9/11 -  ebenso wie wie jetzt die Massaker in Paris - den USA und dem Mossad unterschoben werden oder etwas vager “dem Westen”.

Nein, wir koennen froh sein, dass wir im Unterschied zu den USA und Russland oder auch Italien doch einen einigermaßen qualifizierten Jornalismus haben, auch wenn er durch das Internet, den Sofortjornalismus, ökonomischen Druck und Opportunismus kriselt.

Doch Medienkritik mag man mir erlauben - bezogen auf die Berichterstattung zu Pegida wie zur Islamkritik.

Medien und Experten, die sich um den Anteil der NPD-Wähler und der Nichtwähler in Sachsen nicht gekümmert und da nicht mal genauer nachgefragt haben, stürzen sich jetzt jeden Tag auf Pegida, als ob Europa und die Welt keine anderen Probleme hätten.

Das einzig Gute, was der Medienhype um Pegida hervorgebracht hat, sind die vielen Demos und Veranstaltungen in Dresden, Leipzig, München, Berlin, Bielefeld, Freiburg für eine bunte Stadtgesellschaft und ein weltoffenes Deutschland. Doch wer Pegida als rechtsradikal und islamkritisch bezeichnet, der lenkt von religionspolitischen, sozialen und auch allgemein demokratiepolitischen Fragen ab.

Eine europäische Demokratie braucht Religionskritik, also auch Islamkritik!

Kritisches Denken ist nicht nur und nicht erst seit der Aufklärung, sondern immer schon in der Philosophie, Literatur und Musik
ein Teil der Geschichte Europas gewesen. Es musste Widerstände erleiden sowohl vom Volk wie von herrschenden Eliten,
Kritiker wurden geköpft oder ins Exil gedrängt oder landeten auf der Wartburg.

Doch die aufgeklärte und gebildete Gesellschaft und auch Teile des einfachen Volkes erkannten klar den Unterschied zwischen Kritik, Vorurteil, Ressentiment und blinder Aggression.

Die Medien und viele “Experten” packten die Stimmung des Pegida-Volkes in die Schubladen “rechts” und “Islamkritik”  und fügten so der notwendigen Islamkritik, die Europa ebenso braucht wie die von islamistischem Terror geschundene muslimische Welt, Schaden zu.

Indem Vorurteilsexperten wie Gesine Schwan gleich von “das kennen wir aus der Geschichte” fabulierten, womit sie die Nazizeit meinten, wurden die Pegidademonstranten zu einem Kollektiv des Bösen zusammengeschweisst.

Gleichzeitig versucht man, das Klischee geschlossener böser Kollektive gerade bei Islamisten und Muslimen zu vermeiden.
Da sollen wir “genau hinschauen” und “sauber differenzieren”.

Minister Maas rief als Erster “Schande für Deutschland” , Frau Fahimi verweigerte stolz den Dialog mit den Nichtwählern, Frau Merkel wartete, wie üblich, erst einmal ab, um dann als oberste Erzieherin des Volkes vor Pegida zu warnen.

So hat man mit einem Schlag alle Demonstranten seit der ersten Demo sofort in die rechte, ja alle in die rechtsradikale Ecke gestellt. 

Da da sollen auch alle Mitläufer, denen die globale Moderne, der Zwang zur Mobilität, die sozialen und kulturellen Verunsicherungen zu viel werden, ebenfalls entsorgt werden?

Das ist doch keine Lösung.

Natürlich ist es richtig, die Organisatoren nicht als gleichberechtigte Gesprächspartner anzuerkennen, deren Parolen zu widersprechen. Doch Widerspruch ist etwas anderes als Beschimpfung und der Reflex, die Nazizeit an die Wand zu malen. 

Die Medien spielen bei der Aufwertung von Pegida eine grosse Rolle. Erst jazzen sie dubiose Figuren hoch und dann schauen sie bei facebook nach, was die so treiben.

Die Massemedien und die sozialen Medien sind für den Pegida-Hype verantwortlich. Ein Teil der Medien versteht es sonst auch Prioritäten zu setzen. Es gibt Themen, die jahrelang nicht angesprochen werden, obwohl sie enorme soziale, kulturelle oder ökologische Auswirkungen für uns haben.

Für die Lage der Rentner in Griechenland haben sich auch nicht viele interessiert oder wie unsere Handys hergestellt werden oder wie der Waffenhandel und die organisierte Kriminalität funktionieren.

Ich kann mich nicht erinnern, dass andere Demonstrationen, wie zum Beispiel die gegen den Irakkrieg oder die gegen Hartz 4 eine ähnliche inländische und ausländische Medienaufmerksamkeit erhalten haben.

Bei Pegida freilich haben Minister Maas, Frau Fahimi, Thomas Krüger und viele andere aus der Hüfte geschossen,
sicher auch mit Blick auf das Ausland. Doch so hat man die ausländischen Medien erst angelockt, ihnen dann das Erklärungsschema “rechts” und “islamfeindlich” angeboten und damit die linksextreme Szene zum Handeln ermuntert.

Sonst ist es üblich, auf Deeskalation, Mediation und gewaltfreien Diskurs zu setzen.
 
Ich bin die letzte, die den Feinden der Freiheit und der Toleranz nun Freiheit und Toleranz oder gar Achtung entgegenbringen möchte. Doch der Pegida die Ehre zu geben, sie islamkritisch zu nennen, ist zu viel der Halbwahrheiten und Verwirrungen im politischen Denken.

Ich erwarte von den Medien, die nun seit Wochen in den Nachrichten melden, “die islamkritische Pegida” würde demonstrieren, mehr Verantwortung und weniger Denkfaulheit und eine genauere politische Sprache, sie sollten auch einen Beitrag zur Deeskalation leisten.

Vielleicht sollte man mal genauer hinhören und nicht einfach arrogant vom “Tal der Ahnungslosen” ausgehen, sondern als Medienmacher überlegen, was vielen Menschen heute an Information zu viel wird.

Wie soll man denn zwischen IS- Terror-Videos, Dschungelcamp, Rosamunde Pilcher, Gewaltpornos, Dauerkrimis, Horrorfilmen, den Meldungen über die Euro Krise, den Kriegen in der Ukraine, im Irak, in Syrien, im Jemen, in Lybien, über Boko Haram, Al Kaida und Taliban zu ausgeglichenen Weltbild kommen, wenn man nicht zur bezahlten Medien-, Kunst -,Wissenschafts- und Politikszene gehört?

Ich habe keinerlei Sympathien für Pegida, doch musste ich als Lehrerin schon in den 1970er Jahren lernen, mit kleinen Jungs umzugehen, die mich mit einem Nazisymbol an der Tafel zu provozieren versuchten, mit muslimischen Jungs, die den Stuhl auf dem ich gesessen hatten, abwischten, weil da ja eine Frau drauf gesessen hatte und die mir nicht die Hand geben mochten. Ich habe das nicht toleriert, doch ich konnte nicht einfach nur losschimpfen und alle in eine Ecke stellen. 

Islamkritik, die wie jede seriöse Religionskritik auch Machtkritik ist, gehört zu den demokratischen Rechten, die wir in Schutz
nehmen müssen.

Haben die Nachrichtenredakteure, die Moderatorinnen und Medienexperten keines der Bücher zur Islamkritik gelesen, die in den letzten Jahren erschienen sind? Geschrieben von Autoren wie Boualem Sansal, dem Friedenspreisträger des deutschen
Buchhandels,  Abu Zaid dem Koraninterpreten, dessen historisch-kritische Methode die Vorraussetzung für islamische Theologie und islamischen Religionsunterricht in Europa sein sollte?

Dass Deutschland, das Land der Reformation und der Frankfurter Schule, einen anderen Begriff von Kritik, auch Islamkritik haben sollte, müsste sich inzwischen herumgesprochen haben, aber nein, alle reden den gleichen Unsinn.

Deutschland versteht sich doch sowohl unter Rotgrün wie unter der GROKO als Bildungsrepublik und sollte daher auch medial einen religiösen Analpabetismus ebenso wenig fördern wie islamischen Fundamentalismus an Schulen und Unis

Die Bücher von Hamed Abdel-Samad seien allen zur Lektüre empfohlen. Ebenso die von Seyran Ates, Necla Kelek, Abdelwahab Meddeb und Ibn Warraq. Dazu gehört auch auch der Psychologe Achmad Mansour in Berlin, der für einen Islam eintritt, der sich an europäischen Denktraditionen und demokratischer Kultur orientiert. 

Der interreligiöse Dialog muss im Kiez, in den Jugendzentren, in der Sozial -und Polizeiarbeit verankert sein und darf nicht weiter einem Herrenclub von Funktionären vorbehalten bleiben. Als Bischof Huber eine “Handreichung” zur Toleranz nach evangelischem Verständnis herausgab, wurde er von Aiman Mazyek als arrogant beschimpft. Als Bischof Schneider kurz vor den Massakern in Paris forderte, der Islam müsse sich mit der Gewalt in den eigenen Reihen beschäftigen, sprang ihm niemand zur Seite. 

Wir brauchen die Islamkritik von innen wie von aussen, so wie die Entwicklung der Kirchen auch die Kritik von innen und aussen brauchte. Kritik kann stilvoll und achtsam sein. Manchmal muss sie scharf und laut werden, vor allem in einer globalen Mediengesellschaft.

Also, meine Damen und Herren des qualifizierten Jornalismus, bilden sich sich! Machen Sie sich mit der Islamkritik vertraut. Entwerten sie nicht den für die Demokratie notwendigen Begriff der Kritik als Schablone für diffuse Wutdemos.

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netiquette:

Tobias Hoffmann / 27.01.2015

Ich verstehe nicht, an welcher Stelle Ihre Auffassungen von den Pegida abweichen, so dass Sie sich darüber erheben müssten. Die “diffusen Wutdemos” haben Gründe, die Sie auch schon teilweise angerissen haben. Wieso also diese Arroganz?

Waldemar Undig / 27.01.2015

So ist das halt bei den Linken. Egal, welchen Standpunkt sie zu sonstigen gesellschaftlichen Fragen einnehmen, die antiamerikanische und antikapitalistische Weltsicht bleibt davon unberührt. Ich kann mir gut vorstellen, dass Pegida und Antipegida mehr vereint als trennt.

hildegard behrendt / 26.01.2015

Und bitte lesen Sie auch die Bücher von Heinz Buschkowsky,  auch Sie. Vielleicht gehen Ihnen dann noch ein paar Augen auf.. Heinz Buschkowsky hat wirklich Praxiserfahrung,  versucht,  so objektiv und gleichzeitig so distanziert wie möglich zu sein. Er sollte Pflichtlektüre für alle sein.

Isabel Kocsis / 26.01.2015

Sehr geehrte Frau Quistorp, “Das einzig Gute, das der Medienhype um P. hervorgebracht hat, sind die vielen Demos..für…ein weltoffenes Deutschland.” Wo leben Sie denn? Der Grund, warum ich in Westdeutschland noch nicht mit demonstriert habe, ist die Gefahr, die von den Antifa-Gewalttätern ausgeht, mit denen jede dieser zivilen Demos zu einer Mutprobe hinsichtlich Leben und Gesundheit wird. Demos der Antifa für ein weltoffenes Deutschland - wenn Demonstranten in Gitter eingeschlossen, Angst vor dem Sturm über die Gitter haben, Redner niedergebrüllt werden. Ganz offensichtlich wollen die Politiker nicht wissen, wie das “Volk” denkt, sondern unterstützen mehr oder weniger - außer in Dresden - die gewaltsame Einschüchterung. Natürlich bleiben dann Hooligans und andere weniger angenehme Zeitgenossen bei den Demos übrig. Wo bleiben da Berichte der Presse, die - folgt man Ihren Ausführungen - zwar nicht lügt, sich aber entweder im Tal der Ahnungslosen aufhält oder etwas verschweigt. “Wie soll man denn zu einem ausgeglichenen Weltbild kommen .. wenn man nicht zur bezahlten Medien- Kunst- Wissenschafts- und Politik gehört?” Nun, zu einem solchen Satz gehört auf jeden Fall viel Chuzpe.  Ich muss Ihnen sagen, dass doch ein recht beträchtlicher Teil der deutschen Bevölkerung zu etwas mehr als wahllos TV-Gucken fähig ist.Auch der Normalo kann hin und wieder sortieren, nach Qualität bewerten etc., vielleicht versteht er sogar etas von Politik. Nun gut, Sie wenden sich halt nur an die mediale und politische Elite. Immerhin muten Sie dieser zu, dass sie eine natürlich unbedingt seriöse Islamkritik auch weiterhin - ja,trotz Pegida - leisten soll. Vergessen ist, dass die Presse sehr wohl hin und wieder die Islamisierung, wenn auch weniger seriös, anprangerte, damit aber schlagartig aufhörte, als Pegida begann. Seitdem ist die Islamisierung nur mehr angeblich? Nun empfehlen Sie eine Anzahl einschlägiger (ex)muslimischer Islamkritiker, von denen Sie vermuten, dass sie Politik und Medien unbekannt sind. Können Sie sich vorstellen, dass unter den Demonstranten manche all diese Autoren - so wie übrigens ich - gelesen haben, und dazu noch eine Menge andere, Mina Ahmadi, Ayaan Hirsi Ali, Salman Rushdie usw, und auch deutsche Islamkritiker - nein, nicht alle Nazis, Tilman Nagel, Hartmut Krauss, Klein Hartlage usw. - ja und auch die wilden Populisten-Sie kennen sie schon. Ja, warum sollen sie nicht alle in einer freien Medienwelt zu Wort kommen. Oder kann wirklich nur der Medienexperte von der ZEIT diese Kritik dem dummen Volk vermitteln? Aber der Experte liest das ja nicht, ebensowenig wie Frau Merkel. Die gehobene islamkritische Diskussion findet einfach nicht statt.  Na dann, wie soll ich die Presse nennen? Vielleicht “Doofen"presse?

Anja Krupop / 26.01.2015

Frau Quistorp, ich kann Ihnen in Vielem, ja fast Allem, zustimmen.  Aber zwei Sätze stoßen mir doch auf: “.....natürlich ist es richtig, die Organisatoren nicht als gleichberechtigte Gesprächspartner anzuerkennen, deren Parolen zu widersprechen…” Nun kommen die Organisatoren nicht unbedingt aus dem wortgewandten, intellektuell geschultem Milieu. Manche Redewendung ist nicht sorgsam geschliffen. Sind sie deshalb keine gleichberechtigten Partner? Welchen Parolen, Frau Quistorp, würden Sie denn unbedingt widersprechen? Gestern, am Sonntag Nachmittag, bin ich das erste Mal selbst auf einer Pegida Veranstaltung gewesen. Wie weit doch Presseberichte und Wirklichkeit auseinanderklaffen! Gelassene Menschen jeden Alters, ein paar umhertollende Kinder, alles ruhig und auf den Beginn der Redner wartend. Menschen unterhalten sich, trinken Tee, laufen auf und ab, weil es so kalt ist. Vielleicht sind es 15, vielleicht 20 Tausend. Und dafür 1000 Polizisten, die “gegnerische Lager” voneinander trennen? Nein, ganz gewiss nicht. Die Polizei hat einzig die Aufgabe, die Demonstranten zu schützen! Grölend, pfeifend, drängelnd versuchen junge, aggressive Gegendemonstranten durchzukommen. Hier werden nicht Lager getrennt, sondern die einen vor der Gewalt der anderen geschützt! Das hatte ich so nicht erwartet, habe ich auch nirgendwo je gelesen. Gewalt oder deren Androhung geht nur von einem Lager aus: dem gegnerischen. Die zweite Überraschung: Ich sehe keine Nazis und Hooligans. Ein einziges Plakat mit rechten Parolen wird sofort von Ordnern zerrissen: “So was dulden wir hier nicht!” In den Reden werden Ausländer, Asylanten, Muslime mehrfach willkommen geheißen. Auf der gestrigen Demonstration wurde u.a. gefordert: 1. die Rücknahme der Polizeireform 2020 (u.a. Stellenabbau in der sächsischen Polizei) 2. ein Zuwanderungsgesetz nach kanadischem oder Schweizer Vorbild 3. nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht zur Integration (inwieweit das gesetzlich machbar ist, sei dahingestellt, aber fremden"feindlich” ist dies sicher nicht) Desweiteren wurden die tatsächlich volksverhetzenden Parolen (hier mag der Ausdruck zutreffend sein) der Antifa aus dem Internet verlesen, die zu offener Gewalt und zum Mord an den Pegida-Demonstranten aufrufen.  Vera Lengsfeld schrieb hier auf der “Achse” dazu. Und wenn man von den massiven Sachschäden der Gegendemonstranten in Leipzig liest, kann man wohl auch kaum Freude über diese Art der Gegnerschaft empfinden. Ich hatte jedenfalls mitnichten das Gefühl, von- wie Sie es nennen- “Feinden der Freiheit und der Toleranz” umgeben zu sein oder mir Reden solcher Feinde anzuhören. Dieser Begriff passt aber doch sehr treffend auf das Video der Antifa, das Frau Lengsfeld am 20.01.15 anprangert:....“Wir werden die PEGIDA- 
Nazischweine dann mit
 allen Mitteln vernichten!....Dann ist auch Waffengebrauch gegen die
 PEGIDA Nazischweine erlaubt! ...” Ach ja, die Presse: Ein junger dunkelhäutiger Reporter interviewte zwei ältere Männer. Er sagte: “Hier sieht man ja aber schon Nazis, und ich fühle mich hier von einigen schon bedroht!”. Ungläubig schüttelte der eine Mann den Kopf, der andere sagte: “Wo jetzt? Zeigen Sie mir hier einen Nazi. Wer bedroht Sie? Das dulde ich nicht! Los, zeigen Sie mir einen von denen, von dem Sie sich bedroht fühlen. Ich beschütze Sie! Kommen Sie, wir gehen da gemeinsam hin, ich rede dann mit dem!”. Der junge Reporter wand sich verlegen: “Ähm, hm, naja, also ich kann Ihnen da jetzt niemanden konkret zeigen…...”

Thorsten Griebsch / 26.01.2015

Ich verstehe nicht, was der Seitenhieb auf die US-amerikanische Presse soll. Dort existiert einfach ein breiteres Meinungsspektrum als im deutschen Blätterwald. Daraus eine mangelde Qualität abzuleiten, halte ich für sehr weit hergeholt.

Dirk Ahlbrecht / 26.01.2015

Beim Deutschen Arbeitgeberverband, Frau Quistorp, plädieren Sie ja für einen europäischen Islam; hier auf der Achse für die damit notwendigerweise einhergehende Islamkritik. Ganz offengestanden: Mich belustigt und verärgert ein solches Unterfangen zugleich. Nehmen wir zunächst den Punkt mit dem europäischen Islam. Da gibt es in Berlin den deutschen Bundestag, dessen Angehörige schon bei den einfachsten Dingen erkennbar Schwierigkeiten haben, diese in einem Maße zu organisieren, ohne das die “Menschen da draußen im Land” nicht in ein großes Hallo ausbrechen; wenn denn den Leuten überhaupt noch nach einer solchen Wesensregung zumute ist und diese nicht gleich in Resignation und Destruktivismus verfallen. Wohlgemerkt: Ich rede hier noch nicht vom Euro oder auch der sog. “Energiewende”. Und ausgerechnet Leute, die es nicht einmal schaffen bei geschätzten 50 Milliarden Euro Einnahmen Deutschlands Infrastruktur in einem halbwegs akzeptablen Zustand zu halten, wollen den Islam in Europa refomieren? Geht es nicht auch noch eine Nummer größer, Frau Quistorp? Weshalb nur in Europa, weshalb nicht auf der ganzen Welt? Kommen wir jedoch zur Islamkritik, denn auch diese braucht es eigentlich nicht. Dieses Land heißt nämlich seit seiner Gründung BundesREPUBLIK Deutschland. Deren Hausordnung steht bei mir daheim im Regal und hört auf den Namen Grundgesetz. Und Religion ist darin Privatsache. Hausordnungen sind dazu da, dass diese von allen eingehalten werden; und das entsprechende Verstöße gegen ebendiese sanktioniert werden. Konsequenterweise bis hin zur Aufforderung jenes Gebiet zu verlassen, in dem diese Hausordnung gilt. Aufgabe der Politik ist es auf diese Hausordnung hinzuweisen und deren Einhaltung zu garantieren. Dann wäre schon viel gewonnen.

Jürgen Althoff / 26.01.2015

Was auch gelesen werden sollte: “Angst vor Allah?” von Tilman Nagel, em. Prof. für Arabistik und Islamwissenschaft an der Uni Göttingen, Teilnehmer an der 1. Islamkonferenz und “Grenzen der Religionsfreiheit am Beispiel des Islam” vom renommierten Verfassungsrechtler Karl Albrecht Schachtschneider. Das könnte den Tunnelblick vieler Politiker und Journalisten verbreitern.

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