Redebeitrag von Tilman Tarach auf der Kundgebung “Jetzt erst recht: Solidarität mit Israel!”, Stuttgart, 30. März 2012.
Meine Damen und Herren,
im ewigen Krieg gegen die Juden und gegen den jüdischen Staat liegt in diesen Tagen wieder verstärkt Brandgeruch in der Luft. Augenblicklich finden weltweit in vielen Städten, hier in Stuttgart ausgerechnet am Mahnmal für die Opfer des Faschismus, Versammlungen zum sogenannten “Globalen Marsch nach Jerusalem” und zum palästinensischen “Tag des Bodens” statt. Aus allen Teilen der Welt wollen heute und in den nächsten Tagen Israelhasser bis an die Grenzen Israels ziehen, um dann möglichst nahe an Jerusalem heranzukommen.
Die Organisatoren rechnen mit bis zu zwei Millionen Teilnehmern und geben an, daß 700 Organisationen aus 64 Ländern den Marsch unterstützen; darunter befinden sich die Muslimbrüder, die Hamas, die Hisbollah und der Islamische Dschihad. Aber auch Vertreter der deutschen Linkspartei, etwa Norman Peach und Annette Groth gehören zum Unterstützerkreis. Schon im Mai des letzten Jahres kam es zu einer massenhaften Stürmung der israelischen Grenzen zu Syrien und zum Libanon; damals kamen 13 der Angreifer ums Leben, als Israel seine Souveränität verteidigte.
Es spricht vieles dafür, daß sich unter den Teilnehmern auch dieses Mal menschliche cruise missiles finden, die bereit sind, als Märtyrer zu sterben, vor allem an der israelisch-libanesischen Grenze. Immerhin ist der Iran einer der Initiatoren des Marsches. In wichtigen Positionen des Vorbereitungskomitees sitzen iranische oder vom Iran abhängige Funktionäre. Und über die iranisch gesteuerte Hisbollah besitzt der Iran im südlichen Libanon erheblichen Einfluß. Über hundert asiatische Teilnehmer dieser Aktion, die wohl als geopolitisches Pogrom bezeichnet werden kann, wurden unlängst in Teheran empfangen und von Präsident Ahmadinedschad und anderen iranischen Funktionären darauf eingeschworen, das “zionistische Regime” zu stürzen. Kurz vor seiner Ankunft im Libanon erklärte einer der Organisatoren: “Für unsere palästinensischen Brüder sind wir zum Martyrium bereit.”
Nicht nur Jerusalem, sondern “ganz Palästina” muß befreit werden, so heißt es im Aufruf des Internationalen Komitees zum Globalen Marsch.
Wie soll diese “Befreiung” aussehen? – Bis zur israelischen Eroberung Ostjerusalems konnten Juden die Altstadt und den Platz zur Westmauer nicht betreten, denn die arabische Seite hatte 1948 alle Juden vertrieben und alle Synagogen zerstört. Wenn man von einer Befreiung Jerusalems sprechen will, dann erfolgte diese 1967 durch die israelische Armee. Erst seither können gläubige Juden, Christen, Muslime und Ungläubige die verschiedenen Heiligen Stätten Jerusalems ungehindert besuchen. Und die in Israel lebenden Palästinenser – die sogenannten israelischen Araber – haben in Israel mehr Rechte und Freiheiten als in jedem anderen Land des Nahen und Mittleren Ostens.
Meine Damen und Herren, die angestrebte “Befreiung” Palästinas bedeutet nichts anderes als Befreiung von den Juden. “Wir werden fortfahren zu kämpfen”, erklärte vor einiger Zeit ein Hamas-Vertreter aus Gaza, “zu kämpfen, bis die Juden ganz Palästina verlassen haben”. Für den Marsch wirbt auch al-Aziz Amru von der Hamas, einer der Verantwortlichen für den Terroranschlag auf das Cafe Hillel in Jerusalem, bei dem im Jahr 2003 sieben Israelis ermordet und über 50 verletzt worden waren. Und Achmed Abu Halabiya, Parlamentsabgeordneter der Hamas in Gaza und Mitglied des Zentralkomitees zur Organisation des Globalen Marsches, rief vor einigen Jahren in einer Freitagspredigt offen zum Judenmord auf: “Habt kein Erbarmen mit den Juden, wo auch immer sie sich aufhalten. Tötet sie, wo immer ihr auf sie trefft.”
Vielleicht wird man in 50 Jahren fragen, warum die Weltöffentlichkeit trotz derartiger Vernichtungsdrohungen weitgehend weggeschaut hat. Wahrscheinlich wird man dann auch mit großer Erleichterung ein Mahnmal für die ermordeten und vertriebenen Juden Israels errichten. Vorher allerdings wird das Zentrum für Antisemitismusforschung noch die schwierige Frage zu klären haben, ob es sich bei diesen Aussagen nur um “Israelkritik” oder doch schon um Antisemitismus gehandelt hat.
In Wirklichkeit aber machen palästinensische und andere arabische Dschihadisten, Geistliche und Funktionäre verschiedener Organisationen sowie die iranische Regierung mit zahlreichen derartigen Erklärungen keinen Hehl aus ihren Absichten. Dies gilt es im Auge zu halten, wenn europäische Politiker, Journalisten und weite Teile der Öffentlichkeit immer wieder Israels Selbstverteidigung als unverhältnismäßig brandmarken. Diese Leute sprechen von Verhältnismäßigkeit, ohne die Verhältnisse überhaupt zu benennen. Allein im Jahr 2011 wurden 680 Raketen und Mörsergranaten auf den Süden Israels abgefeuert. Etwa eine Million jüdischer Israelis befinden sich permanent innerhalb der Bedrohungsreichweite dieser Raketen.
Die unsägliche Rede von der “Gewaltspirale” oder von der zu verurteilenden “Gewalt auf beiden Seiten” ist daher nicht nur dumm, sie ist verleumderisch.
Und es wird dabei nachgerade so getan, als verfolgten beide Seiten ein legitimes Interesse. Die Hamas und das iranische Mullahregime wollen ein judenfreies Palästina, und die Israelis wollen sich partout nicht ermorden oder vertreiben lassen. Beides kann man irgendwie verstehen, und die Wahrheit liegt wohl in der Mitte, nicht wahr?
Die Begleitmusik zum Ganzen sind dann die allgegenwärtigen Verleumdungen des jüdischen Staates. Auch sie sind von erheblicher Bedeutung, denn die Mordbrenner achten durchaus darauf, wie der Westen auf ihre Untaten reagiert. Jedes “Verständnis” signalisiert den Terroristen, daß sie noch einen Schritt weiter gehen können. Von daher, meine Damen und Herren, mischen Sie sich so gut wie möglich ein, wenn wieder einmal gegen Israel gehetzt wird. Ausgemachte Antisemiten können Sie nicht überzeugen, aber erstens wird kein Deutscher, kein Palästinenser und kein Eskimo als Antisemit geboren, und zweitens ist es auch eine Sache der Moral.
Denn wer Israel verleumdet, redet den Mördern das Wort.