Volker Seitz / 01.10.2018 / 06:26 / Foto: Pixabay / 31 / Seite ausdrucken

Für China ist Afrika ein Zukunfts-Kontinent

Im Gegensatz zu Europa hat China eine klare Strategie für Afrika. China hat das Potenzial Afrikas erkannt, betreibt eine gezielte Entwicklungspolitik und hat es geschafft, sich als neutrale und nicht als neo-koloniale Kraft zu präsentieren. Für Peking sind Korruption, Menschenrechte und Flüchtlinge kein Thema, was bei Afrikas Regierungen gut ankommt. Peking investiert – baut Fabriken, Häfen, Straßen und Eisenbahnlinien – und bekommt dafür privilegierten Zugang zu Rohstoffen. Der politische Einfluss der Volksrepublik wird immer stärker, Afrika ist für die Chinesen ein Kontinent mit Zukunft. In Afrika steht Peking an dritter Stelle der Geberstaaten.

Im April 2018 gründete China eine eigene Entwicklungshilfeagentur. (Bis dahin wurde Entwicklungshilfe von einer Unterabteilung des Handelsministeriums koordiniert.) Als Präsident hat Staatschef Xi Jinping bereits viermal den Kontinent besucht. China ist inzwischen der wichtigste Handelspartner Afrikas und hat sein Engagement in den letzten Jahren stetig ausgebaut (von 12 Milliarden Dollar im Jahre 2002 bis 170 Milliarden Dollar im Jahre 2018). Manche westliche Beobachter sehen die Gefahr einer Schuldenfalle, die die Empfänger chinesischer Gelder in eine langfristige Abhängigkeit von der Volksrepublik treiben würde. 

Afrikaner sind Konsumenten chinesischer Waren. Afrikaner sind billige Arbeitskräfte, und Afrika hat unermessliche Rohstoff-Ressourcen: Kupfer kommt aus Sambia, Holz aus West- und Zentralafrika, Coltan, Kobalt, Kupfer aus der DR Kongo, Mangan aus Gabun, Chrom und Gold aus Simbabwe, Gold, Kohle, Platin aus Südafrika, Erdöl aus Gabun, Sudan, Südsudan und Angola. Jede zweite Tonne afrikanisches Öl geht nach China.

Chinesen sind überall. Sie reparieren Straßen, Brücken, bauen Präsidentenpaläste (in Windhuk/Namibia, Libreville/Gabun), ein Kongresszentrum mit Golfplätzen in Freetown/Sierra Leone oder ein schlüsselfertiges Außenministerium in Kigali/Ruanda. Für ihre Bauprojekte bringen sie oft sogar Maurer und Baggerführer mit. Die einfachere chinesische Technik kommt den Anforderungen in einem Entwicklungsland oft näher als westliche Hochtechnologie. Gegenüber der chinesischen Konkurrenz haben europäische Firmen außerdem einen entscheidenden Nachteil. Das glaubt Jackie Cillers vom Institute of Strategic Studies in Südafrika. „Während europäische Firmen normalerweise nach den Regeln des Privatsektors arbeiten, engagieren sich chinesische Firmen in Afrika mit staatlicher Unterstützung – manchmal sogar unter staatlicher Führung.“

China verlangt keine Rechenschaft

China ist bei afrikanischen Regierungen beliebt, weil sich China um die inneren Angelegenheiten der Schuldner nicht allzu sehr kümmert. Im Gegensatz zu westlichen Geldgebern verlangt es von den Regierenden keine Rechenschaft über Bürgerbeteiligungen, Anti-Korruptionsmaßnahmen und die Lage der Menschenrechte. Staatspräsident Xi besuchte im Juli 2018 den Senegal, Ruanda, Südafrika und Mauritius. Seit 2009 ist China Südafrikas wichtigster Handelspartner. Das Handelsvolumen hat 2018 39 Milliarden Dollar erreicht, zwanzigmal so viel, seit die beiden Staaten nach dem Ende der Apartheid diplomatische Beziehungen aufnahmen.

Direktes chinesisches Investment hat sich in dieser Zeit verachtfacht: auf einen Wert von zehn Milliarden Dollar. Xi hat im Juli 2018 in Südafrika verkündet, dass sein Land Investitionen im Wert von 14,7 Milliarden Dollar tätigen will. Zusätzlich soll das heruntergewirtschaftete Staatsunternehmen Eskom (Stromversorger) von chinesischen Banken Kredite in Höhe von 2,8 Milliarden Dollar erhalten. Auch für Kenia ist China seit drei Jahren größter Handelspartner. Kenia importierte im vergangenen Jahr Waren im Wert von 3,6 Milliarden Euro aus China, fast doppelt so viel wie aus der EU. Der Madaraka-Express pendelt zwischen Kenias Hauptstadt Nairobi und der Küstenstadt Mombasa. Etwa drei Milliarden Euro hat Kenia die Zugverbindung bisher gekostet. Auch der Kredit dafür kommt aus China. 

In Athi River, einem Vorort von Nairobi, wächst das nächste chinesische Millionenprojekt, ein Industriepark auf 12 Hektar. Eine Fabrik auf dem Gelände fertigt Bauteile aus Beton an. Treppen, Wände, halbe Häuser. Gleich nebenan entsteht der größte Baumarkt Ostafrikas, in welchem von Rohmaterial über Inneneinrichtung bis zum Geschirr alles erhältlich sein wird. Rund 100 Millionen Dollar investiert die halbstaatliche Firma Wu Yi. Die neue Eisenbahn und der neue Industriepark zählen zu Chinas „Belt and Road Initiative“.

Die Hafenstadt Mombasa beherbergt heute den größten Containerhafen Ostafrikas. Über eine Million Container werden hier jährlich umgeladen. Bald wird der Hafen an die neue Eisenbahn angeschlossen sein. (Bislang wird noch die alte Eisenbahn aus der Kolonialzeit, eine Meterspur, für Massengut benutzt.) Am Ende soll ein Schienennetz Kenia mit Äthiopien, Ruanda, Burundi und dem Südsudan verbinden. 

Im Juni 2018 versprach Peking beim ersten „China-Afrika-Verteidigungs- und Sicherheitsforum“ umfangreiche Militärhilfe für afrikanische Armeen. Mehr als 2.600 chinesische Soldaten versehen in Afrika im Rahmen von UN-Friedensmissionen ihren Dienst. An zehn UN-Friedensmissionen in Afrika ist China beteiligt, z.B. im Südsudan, Sudan und in Mali. Weitere 8000 Soldaten hat China als Reserve im UN-System registriert, inklusive Hubschrauber - und Drohneneinheiten, Transportflugzeugen und einem Marineschiff. China ist der zweitgrößte Beitragszahler der Friedensmissionen. So kann China sich den Ruf als Friedensmacht erarbeiten.  In Dschibuti baut China seinen ersten Marinestützpunkt und unterstützt die Anti-Piraterie-Mission im Golf von Aden.

Neue Seidenstrasse Initiative

Am letzten China-Afrika-Gipfel in Peking im September 2018 nahmen fast 50 afrikanische Staatschefs teil (Ausnahme Eswatini, ehemals Swasiland). Die chinesische Führung hat weitere 60 Milliarden Dollar an Krediten, Investitionen und Finanzhilfen in den kommenden drei Jahren versprochen. Davon sollen 15 Milliarden Dollar Zuschüsse sowie zinsfreie Darlehen sein. Mit dieser großen Finanzspritze will China auch seinem Projekt der „neuen Seidenstraße“ („Belt and Road Initiative“) Auftrieb geben. Agrar- und Gesundheitsexperten sollen entsandt werden.

Angesichts wachsender Bevölkerungen in China und Afrika interessieren sich Chinesen auch für Afrikas Agrarflächen. Afrika ist der Kontinent mit den größten freien Agrarflächen. Chinesische Fluglinien werden künftig direkt nach Afrika fliegen. China schafft Zölle für afrikanische Produkte ab. Außerdem sollen weitere 50.000 Stipendien für afrikanische Studenten bereit gestellt werden. Schon jetzt studieren in China mehr Afrikaner als in jedem anderen Land mit Ausnahme von Frankreich. Besonders armen Staaten sollen Schulden gestrichen werden. Der China-Afrika-Gipfel findet alle drei Jahre statt. China hat afrikanischen Staaten zwischen 2000 und 2016 bereits rund 125 Milliarden Dollar geliehen, wie aus Daten einer Studie der Johns Hopkins University School of Advanced International Studies in Washington (DC) hervorgeht.

In Chinas sozialen Medien werden die Zusagen an afrikanische Staaten kritisiert. Die Summe entspräche der Wirtschaftsleistung der beiden ärmsten Provinzen Chinas, Tibet und Qinghai oder den Steuereinnahmen von sogar gleich vier Provinzen. Die F.A.Z. vom 5. September 2018 schreibt: Die wütende Kritik, die Chinas Führung aus dem Internet entgegenschallt, ist nicht gewöhnlich. Denn unter Präsident Xi Jinping ist es gefährlich geworden, seine Meinung zu äußern, falls diese eine andere als von der Partei erwünscht darstellt.

All-Inclusive

China braucht langfristige Lieferverträge für Rohstoffe und Energiequellen. Etwa zwei Millionen Chinesen leben und arbeiten in den 55 Staaten Afrikas. In Angola leben mehr Chinesen als Portugiesen. China ist seit Jahren der größte Investor und Handelspartner Afrikas. Chinesen konzentrieren sich auf die großen Länder und die rohstoffreichen Regionen. China vergibt Milliarden-Kredite für Industrieparks, Infrastruktur, Häfen, Schienen, nicht aus Wohltätigkeit, sondern bekommt dafür Rohstofflieferungen und Abbaulizenzen.

Chinesen punkten bei Ausschreibungen nicht nur mit einem niedrigen Preis, sondern über Banken wie China Exim Bank, Bank of China oder China Development Bank auch mit unschlagbaren Finanzierungsbedingungen (zinslosen Krediten) und Schnelligkeit. Sie bauen „All-inclusive“ einschließlich günstiger Kredite, schnell, effizient und billig. Im Gegenzug für Entwicklungsgeschenke wie neue Amtssitze, Ministerien, Sportstadien, Kongresszentren, Luxushotels zeigen sich afrikanische Staatschefs aufgeschlossen für die Interessen Chinas.

Drei Viertel aller heute aktiven Fabriken in Afrika gab es vor zehn Jahren noch nicht. Im „Oriental Industrial Park“, ca. 40 km von Addis Abeba entfernt, beschäftigt die Firma Jinhua Huajian Industries seit 2011 bislang 5.000 einheimische sowie 130 chinesische Angestellte und produziert Schuhe (z.B. Guess und Tommy Hilfinger) für den US Markt. Insgesamt will die Firma zwei Milliarden Dollar über einen Zeitraum von 10 Jahren investieren und 30.000 Arbeitsplätze schaffen. Wegen der billigen Arbeitskräfte und der zentralen Lage zwischen Asien, Europa und Afrika rechnet die Weltbank, dass sich zahlreiche chinesische Unternehmen in Äthiopien ansiedeln werden. McKinsey schätzt, dass derzeit 12 Prozent des produzierenden Gewerbes in der Hand chinesischer Unternehmen sind. Rund 10.000 chinesische Firmen würden in Afrika mehrere Millionen lokale Mitarbeiter beschäftigen, die meisten seien allerdings unqualifizierte Kräfte.

Auf dem Upper Hill in Nairobi entsteht bis Ende 2019 mit 300 Metern „The Pinnacle“ (Die Spitze), das größte Gebäude Afrikas. Die China State Construction Engineering Corporation (CSCEC) baut Büros, Luxusgeschäfte und ein Hilton mit 255 Zimmern für etwa 200 Millionen Dollar.

Chinesen bauen in Rekordzeit

Chinesische Firmen haben seit der Jahrtausendwende die wichtigsten Infrastrukturprojekte errichtet. Ein Großteil der Eisenbahnlinien, Straßen und Brücken stammt noch aus Kolonialzeiten und ist marode. Gerade die schlechten Transportwege schrecken Investoren ab. Ein lückenhaftes Verkehrsnetz gilt als wichtiges Entwicklungshemmnis. Die neue Bahnlinie von Nairobi nach Mombasa, die die Fahrzeit auf vier Stunden für die 470 Kilometer lange Strecke verkürzt, hat die China Road and Bridge Corporation für 14 Millionen Dollar gebaut.

In nur drei Jahren haben die Chinesen die elektrifizierte Eisenbahn von der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba zum Hafen Djibuti errichtet. In Tansania in Bagamoyo, im 19. Jahrhundert Sklavenhandelsplatz der Araber, wird der größte Hafen Ostafrikas für elf Milliarden Dollar gebaut. In Westafrika wird eine Küsteneisenbahn von Lagos nach Calabar gebaut. Die 870 Kilometer werden rund elf Milliarden Dollar kosten. In Sambia wird die China Civil Engineering Construction Corporation mit Hilfe von Infrastrukturkrediten eine Bahnstrecke zwischen Serenje und Chipata bauen. Die Neubaustrecke wird 2,3 Milliarden Dollar kosten und Sambias bestehendes Schienennetz, via Malawi, mit Mosambiks natürlichem Tiefseehafen Nacala verknüpfen. In Maputo, der Hauptstadt von Mosambik, wurde das „Estádio Nacional do Zimpeto“ in Rekordzeit von chinesischen Firmen errichtet – genauso wie der internationale Flughafen, das Parlamentsgebäude und der Justizpalast von Maputo. Bis heute haben die Chinesen mehr als fünfzig neue Fußballstadien in Afrika gebaut. („Stadion-Diplomatie“). 

Länder wie Kenia, Tansania, Sambia und Angola haben China Handels- und Niederlassungserleichterungen gewährt. 

Sechs Sonderwirtschaftszonen

Mit Sonderwirtschaftszonen in sechs afrikanischen Ländern, Ägypten, Äthiopien, Nigeria, Mauritius, Ruanda und Sambia, hat China eine globale Strategie zur Förderung von Investitionen. In der Sonderwirtschaftszone in Kigali in Ruanda lassen die Investoren aus China seit 2015 Sicherheitskleidung, Militäruniformen und Poloshirts fertigen. Mehr als 1.000 Mitarbeiter beschäftigt die erste chinesische Textilfabrik in Ruanda – betrieben vom Unternehmen C&H.

Ruanda erschwert den Import von Secondhandkleidung aus den USA und möchte eine eigene Textilindustrie aufbauen. Ein Teil der Kleidung soll für den ruandischen Markt produziert werden. Ruandas Regierung ist darauf bedacht, dass Management-Positionen vornehmlich mit Ruandern besetzt werden. Bei C&H  kommt nur die Vorstandschefin aus China. Dire Huajian Group plant eine Schuhfabrik mit mehr als 20.000 Mitarbeitern in Kigali.

Afrika dient nicht nur als Rohstofflager, sondern wurde auch als Absatzmarkt für chinesische Produkte entwickelt. Da es kaum Gesundheits- und Sicherheitskontrollen gibt, ist Afrika der ideale Absatzmarkt für billige Massenprodukte, die andernorts die Verbraucherschützer beschäftigen.

Nach den Staatsbetrieben aus China sind inzwischen vorwiegend Privatunternehmer tätig. Etwa 10.000 chinesische Unternehmen sind laut dem Beratungsunternehmen McKinsey in Afrika aktiv, davon rund 90 Prozent Privatfirmen. Kautschuk, Sisal und Palmöl werden für den Export erzeugt. Insgesamt liegt das Handelsvolumen nach Angaben aus Peking bei über 300 Milliarden Dollar. Aber es gibt auch Unternehmen, die für den Markt angepasste Waren herstellen. Etwa ein Drittel ist in der Fertigung tätig. Kleine und mittlere chinesische Unternehmen produzieren Nahrungsmittel vornehmlich für afrikanische Verbraucher. Auf den lokalen Märkten können sich die Unternehmen behaupten, weil sie die ortsüblichen Preise unterbieten.

Mediale Präsenz zur Imageverbesserung

Peking hat auch seine mediale Präsenz zur Imageverbesserung in Afrika verstärkt. Der staatliche Fernsehsender CCTV hat sein Korrespondentennetz aufgestockt und die Nachrichtenagentur Xinhua ist über Mobilfunknetze zu empfangen. Da Radio immer noch die wichtigste Informationsquelle in Afrika ist, sendet der staatliche Auslandsrundfunk Radio China International (RCI) von Nairobi aus in Chinesisch, Englisch und Suaheli. Weitere Stationen gibt es in Dakar und Niamey.

Die Nachrichtenagentur Xinhua hat etwa 200 Korrespondentbüros. Außerdem gibt es seit Dezember 2013 die Wochenzeitung „Africa Weekly“. Nach offiziellen Angaben aus Peking studieren etwa 35.000 Studenten (ein Fünftel aller Auslandsstudenten) aus Afrika in China. Sie sollen ein positives Bild mit zurück nach Afrika nehmen. An chinesischen Universitäten studieren inzwischen etliche Afrikaner Journalismus – auf Englisch und mit Stipendium. Afrikanische Parteifunktionäre, Regierungsmitarbeiter und Studenten werden in großer Zahl nach China eingeladen. Afrobarometer hat ermittelt, dass zwei Drittel der Menschen in 36 afrikanischen Ländern China einen „guten Einfluss“ zubilligen.

In der Vergangenheit haben etliche afrikanische Staaten die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zu China oder Taiwan jeweils davon abhängig gemacht, von wem sie sich finanziell am meisten versprachen. Gegebenenfalls wurde auch mehrfach (z.B. Niger, Senegal, Nigeria, Südafrika) der chinesische Partner gewechselt. Nach dem Abbruch der Beziehungen von Burkina Faso am 24. Mai 2018 bleibt Taiwan in Afrika nur noch Eswatini als Partner.

In einem Interview mit der Deutschen-Welle-TV vom 6.11.2012 erklärte James Shikwati, Gründer des Wirtschaftsmagazins „The New African Executive“ und Direktor des marktliberalen Think Tanks, IREN-Institut in Nairobi: [Chinesen] sind mehr geradeheraus. Also wird die Landstraße gebaut, weil da jemand sehr klar sagt, was er haben möchte. Verhandelt wird also zwischen Leuten, die Werte anzubieten haben [z.B. Rohstoffe], wo kein Verhandlungspartner als Bettler auftritt...Sie nähern sich Afrika mit einer bestimmten Botschaft: Wir wollen dies, ihr gebt uns jenes, dafür kriegt ihr das. Das stellt die alten Dimensionen der Entwicklungshilfe auf den Kopf. Während westliche Kritiker den „gelben Kolonialismus“ ( sie setzen ihre Regeln selbst und treten  mit der Attitüde einer Kolonialmacht auf) geißeln, lobt Dambisa Mojo („Dead Aid“) China: Das chinesische Modell hat in Afrika innerhalb von fünf bis zehn Jahren mehr Arbeitsplätze und Infrastruktur geschaffen, als der Westen in 60 Jahren.

Volker Seitz war von 1965 bis 2008 in verschiedenen Funktionen für das deutsche Auswärtige Amt tätig, zuletzt als Botschafter in Kamerun, der Zentralafrikanischen Republik und Äquatorialguinea mit Sitz in Jaunde. Er gehört zum Initiativ-Kreis des Bonner Aufrufs zur Reform der Entwicklungshilfe und ist Autor des Buches „Afrika wird armregiert“. Die aktualisierte und erweiterte Taschenbuchausgabe ist am 21. September 2018 erschienen. Volker Seitz publiziert regelmäßig zum Thema Entwicklungszusammenarbeit mit Afrika und hält Vorträge.

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Martin Lederer / 01.10.2018

Vielleicht ist dieses heutige Hochmoralsystem in West- und Nordeuropa allgemein die letzte Phase von Hochkulturen vor dem Untergang.

Anders Dairie / 01.10.2018

Rotchina hat nicht 10 ,  sondern inzwischen 15 Mega-Cities.  15 Großstädte mit je über 10 Mio. Einwohner.  Shanghai hat 34 Millionen.  Im Norden versteppt das Land.  Die Regierung in Peking hat gar keine Wahl als die Landesfläche, so oder so, zu vergrößern.  Da es in Ostasien sehr viele starke Staaten gibt, die auch noch im Bund mit den USA sind,  war und ist eine Ausbreitung Rotchinas nach Afrika zu erwarten.  Selbst wenn die Rotchinesen dort Hundertausende bei Krankheiten, Konflikten usw. verlieren würden, bleibt ihnen keine andere Wahl als zu expandieren.  Deprimierend ist die Geopolitik der EU :  Keine intensiven materiellen Bemühungen, um in Afrika wirksam zu werden—und kaum moralische Autorität.  Im Sinne von Softpower, um Afrikaner zu einem Überdenken ihrer Kultur zu bringen, die Armut erzeugt und letztlich das Desaster der Überbevölkerung und die Flucht der arbeitslosen Jugend.  Für die Entwicklungshilfe werden die schwächsten Minister gewählt, mit kleinen Etats ...über die Rotschina bildlich hinwegrollt.  Über die Zukunftspläne wird wenig bis nichts kommuniziert ...  der Kampf gegen die AfD umso mehr.  Auch hier versagt Merkel auf ganzer Linie.

Karla Kuhn / 01.10.2018

“Im Gegensatz zu Europa hat China eine klare Strategie für Afrika. China hat das Potenzial Afrikas erkannt, betreibt eine gezielte Entwicklungspolitik und hat es geschafft, sich als neutrale und nicht als neo-koloniale Kraft zu präsentieren. Für Peking sind Korruption, Menschenrechte und Flüchtlinge kein Thema, was bei Afrikas Regierungen gut ankommt. Peking investiert – baut Fabriken, Häfen, Straßen und Eisenbahnlinien – und bekommt dafür privilegierten Zugang zu Rohstoffen. Der politische Einfluss der Volksrepublik wird immer stärker, Afrika ist für die Chinesen ein Kontinent mit Zukunft. In Afrika steht Peking an dritter Stelle der Geberstaaten.”  Wenn es so bleibt, wäre es für beide einen Win-Win-Situation. Ich befürchte aber, auch China hat bereits politische Pläne im Gepäck. Nicht die Menschenrechte, denn die sind in China unterentwickelt. Was die Korruption angeht, gibt es EIN Land , wo es KEINE gibt ?? China macht mit Sicherheit nichts, was ihm keinen Nutzen bringt ! Auch dieses Land darf nicht unterschätzt werden! Allerdings muß auch gesehen werden, währen China bereits Nägel mit Köpfen macht, durch den priviligierten Zugang zu den Rohstoffen, schlagen sich die meisten deutschen Politiker noch mit “Rassisten” “Nazis”, einem “beliebten Diktator” und Nachdenken, wie man vielleicht noch mehr Flüchtlinge ins “Bunte Deutschland” holen kann ?? Australien geht einen ganz harten Weg. Die rosaroten Brillen scheinen sich noch großer Beliebtheit bei vielen zu erfreuen, siehe Buschkowsky, siehe Maaßen und jetzt vor allem Erdogan. WIE BESTELLT, SO ERHALTEN !!

Susanne v. Belino / 01.10.2018

Während sich die Investoren aus dem Westen oft und absolut nicht grundlos um die notwendige Rechtssicherheit sorgen, scheint dies für Chinesen absolut kein Thema zu sein. Dies braucht es wohl auch nicht, weil sie offenbar keinerlei Bedingungen stellen und nur zu bereit sind, das Spiel der Potentaten und Cliquen gänzlich ohne moralische Bedenken mitzuspielen. Man weiß genau, was man will, nur das zählt. Ich mag irgendwie nicht recht glauben, dass Afrika für China das darstellt, was man als “Match” bezeichnen könnte. Es bleibt abzuwarten, ob sich das gewaltige chinesische Engagement auf lange, wirklich lange, Sicht für den Kontinent als zuträglich erweisen wird. Ich habe fast 13 Jahre im südlichen Afrika zugebracht und bin bis heute oft und lange vor Ort. Dabei gestehe ich gerne, dass In all den Jahren weder mein großer Enthusiasmus für den Wunder-vollen Kontinent und alles, was ihn ausmacht, noch meine Sorge bezüglich seiner Zukunft nachgelassen haben. Erst wenn man mich davon überzeugen kann, dass China neben seinen “sinozentrischen” wirtschaftlichen Interessen bereit wäre, auch viele anderen Aspekte dieses Kontinents ernsthaft zu berücksichtigen, könnte ich mich etwas entspannter zurücklehnen. Aufgrund diverser Erwägungen hält sich meine Euphorie also in Grenzen.

Wolfgang Lang / 01.10.2018

Der Erfolg Chinas in Afrika innerhalb weniger Jahre ist zugleich die Bankrotterklärung der total gescheiterten Entwicklungshilfepolitik des Westens mit seinen unkoordinierten Einzelprojekten, die oft nur dazu dienen eine gut bis sehr gut verdienende Helferclique fürstlich zu versorgen. Unter dem tarnenden Deckmantel des “Gutes tun“. China wird die GIZ in ein paar Jahren überflüssig machen.

Anders Dairie / 01.10.2018

Wie es aussieht, holt sich Peking gerade einen ganzen Kontinent.  China wird zur Kolonialmacht.  Dass die genannten Investitionen nicht auch militärisch abgesichert werden, glaubt hoffentlich kein Mensch mit Verstand?  Die Eisenbahn-Linien laufen alle zu Tiefwasserhäfen.  Dort kann alles anlanden und alles abgeholt werden. Auch Truppen.  Die Afrikaner werden das gar nicht kontrollieren können.  Das ist die Zukunft.  Europa kümmert sich um Interna und die Zuwanderung,  Das Geschwätz, “...dass man Afrika vor Ort helfen müsse,...”  hat Peking für sich positiv umgesetzt ? China kämpft mit allen Mitteln um seine Zukunft.  Wie wirds wohl ausgehen ?  China soll sich sogar Südafrika bereits “geholt” haben, durch günstige Verträge mit dem gechassten Pres. Mbeki.  Ob der Rausschmiss der Buren, der blutig verläuft , damit zu tun hat ?  Die Buren wären die Einzigen, die einer Enteignung und Knechtung durch China Widerstand zu leisten in der Lage sind.  Eine Delegation potentieller, burischer Auswanderer hat sich in Russland , im Gebiet Nowgorod, umgesehen.  Putin wird ihre   Investi-tionen gerne annehmen.  Afrika wird auch im Süden verkommen—und uns seine Dorfarmut schicken.  Es ist viel im Gange—und die EU ist kaum im Spiel. Amerika wird in den kommenden 6-8 Jahren wenig für Afrika tun,  das hat Trump seinen Leuten versprochen.

Dr. Roland Stiehler / 01.10.2018

Sag ich doch. Die Afrikaner und die Nahostler müssen endlich ihre Staaten selbst organisieren und aufbauen im normalen wirtschaftlichen Austausch und nicht wie unsere Quatscherinnen und Quatscher uns das einreden wollen. Die Chinesen machen uns das vor. Aber unsere linksgrünen Traumtänzer und Ideologen lassen Millionen kulturfremder Menschen zu uns herein, um ihnen angeblich zu helfen, was für ein Unsinn. Wenn wir z.B. 1 2 Mio Ägypter ins Land ließen, würden diese in nur 1 Jahr in Ägypten nachwachsen und nichts wäre für die Welt gewonnen. Nein, die Völker müssen sich selbst anstrengen! Die Bürger begreifen allmählich, welche große Schäden uns die nur auf Machterhalt ausgerichtete Kanzlerin zugefügt hat, die in den nächsten Jahren voll sichtbar sein werden. Herr Schäuble verstieg sich sogar zu der Behauptung, wenn wir keine Fremden aufnähmen würden wir degenerieren und das bei einem Volk von 82 Mio.! Was ist eigentlich mit den viel kleineren Völkern wie den Holländern, den Dänen, den Ungarn, den Slowaken usw. ? Herr Schäuble ist ein waschechter Demagoge. Er sollte sich schämen und sich bei diesen Völkern entschuldigen.

Leszek Kolakowski / 01.10.2018

Was den Autor vielleicht interessieren könnte, China hat derzeit mehr als 38.000 Studenten an deutschen Unis. So viele wie noch nie und sie sind dabei die Türken an unseren Unis als erste Ausländische Studierende zu überholen. Sie werden USA und Europa in Technologie links und rechts überholen, denn die Herrschaften habe ein klares Programm. Weltweit schaut es so aus: According to the MOE, the momentum in the number of Chinese students studying abroad and returning from overseas studies continued last year. Returning students are increasingly equipped with the skills required to support industrial development and government strategies for growth. 608,400 Chinese students left the country to pursue advanced studies overseas in 2017, tipping the number over the 600,000 mark for the first time, in an 11.74% increase on 2016 and cementing China’s position as the world’s largest source country for international students. The number of learners returning to China after completing their course reached 480,900, up 11.19% on the previous year, of which 227,400 with a master’s degree or higher, up 14.90%. In der Zeit, in der in Deutschland kein Flughafen eröffnet oder eine Bahnlinie von München nach Berlin endlich halbwegs in Betrieb genommen wird, haben sie zuhause 20.000 Km Schnellzug und 250 Flughäfen aus dem Boden gestampft. Das Seidenstrassenprojekt, das hier nur vage um am Rande Erwähnung findet, ist das ambitionierteste Infrastukturprojekt der Geschichte. Aber hier in Deutschland ist wichtig, ob Gauland wieder die Hundekrawatte trägt oder nicht.

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