Vera Lengsfeld / 17.02.2020 / 17:00 / Foto: Mstyslav Chernov / 21 / Seite ausdrucken

Fünf Sekunden, die Ihr Leben verändern

Fünf Sekunden, die Ihr Leben verändern. Das kann ein Überfall sein, wenn plötzlich ein Gangster vor Ihnen steht, ein Vorgesetzter, der Sie zu einer Unterschrift nötigen will, ein Kunde, der sich über Sie vernichtend beschweren wird, oder Ihr(e) Partner(in) stellt Sie urplötzlich und grundsätzlich zur Rede. Auch „einmalige Chancen“ sind möglich: Ein bekannter Politiker taucht aus dem Nichts auf, dem Sie plötzlich einmal gründlich Ihre Meinung sagen könnten. Alles könnte man in einer weiten Perspektive als eine Art Gefahrenabwehr bezeichnen, wenn sie über die grundlegenden möglicherweise auftretenden Probleme informiert sind und die strukturierten Reaktionsmöglichkeiten kennen.

Okay, das sei weit hergeholt und nicht vergleichbar, höre ich Sie sagen. Mag sein, und doch haben diese Situationen einen identischen Kern. Nur wer sich im Vorfeld mit den eigenen Interventionsmöglichkeiten befasst hat, kann solche unvorhergesehenen Prüfungen bestehen und daraus sogar einen persönlichen Gewinn schlagen. Wer überrumpelt wird, verliert.

Sie benötigen hierzu noch nicht einmal Vorkenntnisse, vertrauen Sie Ihren eigenen Intentionen und fangen Sie an, sich solche oder ähnliche Situationen im Geist zurechtzulegen. Trainieren Sie den Überraschungsmoment, der Ihr Gegenüber verblüfft und kurze Zeit in eine Handlungsunfähigkeit führt. Die Vorbereitung auf unwahrscheinliche Situationen im täglichen Leben, auch auf das Gefährliche, Bedrohliche ist nichts anderes, als wenn sich die Tür öffnet und plötzlich Angela Merkel den Fahrstuhl mit Ihnen teilt. Sie wollten schon immer einmal der Kanzlerin gegenüber verbal etwas loswerden? Werfen Sie Ihre Hemmungen über Bord, Sie haben die einmalige Gelegenheit zur Konversation nach Ihren Regeln, die nur wenige Sekunden andauern wird. Eine zweite Chance gibt es nicht, der Ärger über verpasste Gelegenheiten hält exakt den Rest Ihres Lebens an.

Effektiv, praxisverbunden und leicht anwendbar

Es kommt insgesamt primär darauf an, etwas Überraschendes zu tun, sowohl in Gefahrensituationen als auch bei sich plötzlich ergebenden Chancen, die nicht nur auf die mündliche Schlagfertigkeit beschränkt sein müssen. Zum Beispiel kann man bei einem Raubüberfall das Handy bei der „Übergabe“ plötzlich fallen lassen, wenn sich der Täter dann bückt, dieses kurze Zeitfenster nutzen, um laut schreiend die Flucht zu ergreifen. Eine weitere Möglichkeit wäre, ein vorbereitetes Portemonnaie mit ausgeschnittenen Zeitungsseiten in der Größe von Geldscheinen „freiwillig“ herauszugeben. Das funktioniert natürlich nur, wenn man mindestens ideell vorbereitet ist.

Ein Buch von Steffen Meltzer zu diesem Thema ist deswegen so relevant, weil es Geist und physisch-konkrete Handlungsalternativen verknüpft. „Tue etwas, für das der Täter keinen Plan hat. Ergreife die Initiative, um die Situation zu meistern. Sei kein Opfer, sondern ein Gewinner.“ Effektiv, praxisverbunden und leicht anwendbar.

„Ratgeber Gefahrenabwehr: So schützen Sie sich vor Kriminalität – Ein Polizeitrainer klärt auf“ von Steffen Meltzer, 2018, Ehrenverlag Potsdam, hier bestellbar.

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Bernd Gärtner / 17.02.2020

Hierzu fällt mir die schlagfertige Antwort eines interviewten Passanten auf die Frage ein, was er immer schon mal Frau Merkel sagen wolle: Sie sind verhaftet!

Gabriele H. Schulze / 17.02.2020

Klasse Buch, kann ich nur bestätigen. Zentrale Empfehlung des Autors: Spielverderber sein.

Robert Krischik / 17.02.2020

Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, wieviel man trainieren muss. Aber es steht bestimmt im Buch.

Wolf Hagen / 17.02.2020

Sehr geehrte Frau Lengsfeld, Ihr Rat ist im Bereich Gefahrenabwehr mit Vorsicht zu genießen. Richtig, Sie können einen Gewalt- und Straftäter vielleicht überraschen, aber wenn Sie nicht zufällig ein trainierter Kampfsportler sind, bzw. sonstwie in diesem Metier geschult, kann die Sache sehr schnell nach hinten losgehen. Ich habe während meines Studiums lange Jahre als Türsteher gearbeitet und betreibe seit meinem 11. Lebensjahr Kampfsport. Ich garantiere Ihnen, eine ungeübte Person bekommt vielleicht einen kleinen Überraschungsmoment hin, aber reagiert dann zu 90% falsch und/oder zu langsam. Denn entweder ist die Person dann selbst über das Ergebnis ihres Tricks überrascht und/oder wartet auf die Reaktion, bzw. den Erfolg, oder sie hat keinen Plan, was sie als nächstes tun soll und kann. Als ungeübte Person sind Sie besser bedient, wenn Sie Handy oder Geldbörse (die richtige) herausgeben. Sich zu wehren ist in solchen Situationen nur etwas für Leute, die genau wissen was sie tun und auch noch einen Plan B und C haben. Ansonsten ist es erst sinnvoll sich zu wehren, wenn es um Leib und Leben geht. Denn auch der Angreifer Täter hat die Situation mindestens x-fach im Kopf durchgespielt und rechnet mit Gegenwehr. Sie, Frau Lengsfeld, sind eine begnadete Schreiberin, Bürgerrechtlerin und wahrscheinlich noch vieles mehr, aber nehmen Sie es mir nicht übel, von “Straßenkampf oder Street Defence” verstehen Sie soviel, wie ich vom Kühe melken, nämlich gar nichts.

Sabine Lotus / 17.02.2020

Frau Lengsfeld, vielen Dank für das Kopfkino der vereinsamten Raute im Fahrstuhl. Vielleicht ist genau das der S. H.-W. Moment? Der schröcklich faschistisch methodische? “Die stellen mir Fraaaagen, die konfrontieren mich, mit meinem Gesülze von gestern 0_0. Drecksnazimethoden sind das, jaja”. Ach das linke Weibsvolk, was soll man noch sagen. Kleiner Tipp@alle: Gleich mal die heutigen Überschriften in der MAD Online überfliegen. Heute ist hurra Merkel, hurra Regierung Tag. Lieber Herr Archi W.: Bitte bebildern Sie doch den heutigen Screenshot dieser Persiflage. Eine größere Steilvorlage haben die noch nie hingelegt.

Ilona Grimm / 17.02.2020

Danke für den Tip, Frau Lengsfeld. Auf die Idee mit dem Fake-Portemonnaie bin ich selber schon gekommen. Und Frau Merkel im Aufzug würde ich natürlich sagen: „Sie sind verhaftet.“ (©Bernd Zeller, Zeller Zeitung) -//- Das Buch habe ich schon bestellt. Man kann gar nie genug gewappnet sein.

Bechlenberg Archi W. / 17.02.2020

“EHRENverlag” - wenn da mal keine Nazis am Werk sind! Ein Blick ins Inhaltsverzeichnis verdichtet diesen Verdacht. Erstes Kapitel: “Anzeichen, an denen Sie gefährliche Personen erkennen”. Wird da etwa dem Generalverdacht das Wort geredet? Womöglich so in der Art “Junge Frau, siehst du eine Gruppe junger Männer mit südländischem Erscheinungsbild vor dir auf der Straße, dann denke daran, tunlichst eine Armlänge Abstand zu halten!” Rassismus pur! Wie kann frau nur von ein paar diffusen Anzeichen darauf schließen, dass es gleich gefährlich werden könnte? Ist es nicht gut möglich, dass die dort Versammelten in Wirklichkeit syrische Zahnärzte aus Kabul sind, die einen Erfahrungsaustausch über neue Techniken bei Kieferkorrekturen und Zahnextraktionen praktizieren? Wie sehr werden diese jungen Männer, womöglich auch noch minderjährig, wohl traumatisiert, wenn die Passantin ihnen zu erkennen gibt, dass sie rassistischen Vorurteilen folgt? Nein, dieses Buch ist mir nicht geheuer. Ich werde es kaufen, damit zumindest ein Exemplar nicht in falsche Hände gerät.

Jörg Themlitz / 17.02.2020

Liest der potentielle Täter das Buch auch?

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