Gerade im Südsudan könnte sich die angesprochene Raffgier im Verhältnis der Ethnien zueinander vor allem auf die immensen Erdöl- vorkommen beziehen, die überwiegend im Gegenzug zur aufzubauenden Infrastruktur von volksrepublikanischen Chinesen ausgebeutet werden. Und wenn man die massiven Expansionsanstrengungen der Chinesen in Südchinesischen Meer direkt vor der Haustür von Vietnam (gerade gehabte Charmeoffensive des Herrn Obama) und den (US-amerikanisch gesponserten) Philippinen mit Abstand zum ureigenen Territorium von ca. 800 Km betrachtet, könnte man durchaus auf die Idee kommen, daß der Südsudan als erneutes Feld für einen Stellvertreterkrieg ausgeguckt ist, befeuert von den ethnisch verfeindeten Raffkes vor Ort, die jeweils versuchen, ihre Vorteile zu sichern, also alles wie gehabt und nur Folger von einer Unzahl bereits der Geschichte zugeschriebener Beispiele, aus der zu lernen niemand bereit ist. Das Elend trifft wie immer die Kleinen Leute vor Ort.
Hervorragender Beitrag genau wie letzte Woche in der NZZ. Sudan ist ein schönes Beispiel um die Fundamentalursache zu beleuchten, die Causa hinter all den vieldiskutierten Symtomen. Gerade klappe ich das letzte Buch von Jared Diamond zu und da ist es wieder das “Malthusian Dilemma” nur in anderem Gewandt. Linear- trifft Expotentialfunktion. Das Ergebnis ähnelt sich seit Jahrtausenden nur die Größenordnungen sind andere dank überreicher fossiler Energiesubventionen, Antibiotika und Schutzimpfung. Unsere wohlgemeinten Afrikaspenden der letzten Jahrzehnte haben Füße bekommen und kehren zurück nach hause… Was für eine tragische Ironie der Geschichte.
Der Artikel zeigt deutlich die ganze Aussichtslosigkeit des so gutgemeinten wie naiven Unterfangens, die “Fluchtursachen zu bekämpfen”. Ein Lehrer wird dort nicht lange genug leben, um irgendetwas anzuheben, so daß auch nur eine dünne Schulbuchseite darunter paßt. Wie war das gleich in Afghanistan mit Schulen und Brunnen bauen? Diese Stammesgesellschaften sind nach unseren westlichen Maßstäben nicht fremdentwicklungsfähig. Wollte man das ernsthaft angehen, müßte man ehrlicherweise über einen neuen, “guten” Kolonialismus reden. Da auch das nur mit “guter” Gewalt erreichbar wäre, ist der Ansatz politisch gleich chancenlos, zumal die dortige Bevölkerung inzwischen deutlich zahlreicher und agiler ist. Ganz schlechte Voraussetzungen für Europa, fürchte ich.
Die Bevölkerungsentwicklung Afrikas ist in den westlichen Ländern (weitgehend) ein Tabu. Beispiel Völkermord in Ruanda 1994: Sowohl in Deutschland als auch in den USA wurde dieser als Genozid nach dem Muster der Judenmorde in Deutschland betrachtet - wie fies, dass sich Hutu und Tutsi nicht leiden konnten! Dass Ruanda seit dem Ende des zweiten Weltkriegs eine Vervielfachung der Bevölkerung erfuhr, die in der ruandischen Agrargesellschaft den Boden knapp und damit jeden anderen Menschen zum Rivalen um die begrenzte Ressource Boden machte, gab es hier nicht zu lesen (außer in einem Spiegel-Artikel irgend wann einmal). Stattdessen dominierten die moralischen Entrüstungen.—Solche moralischen Entrüstungen fühlen sich gut an für den, der sie hat, sie verewigen aber das Elend.
Eine Information, die ich so noch nicht hatte, danke. Das Ergebnis der Berechnung zeigt aber eindeutig, dass die Politik der “Offenen Grenze"n und des “Freundlichen Gesichts” das Problem nicht lösen wird, im Gegenteil. Die einzige Möglichkeit um eine humanitäre Katastrophe zu verhindern wäre allein eine konzertierte Aktion der Weltgemeinschaft um die Länder der Dritten Welt in ihrem Bildungs- und sozialen Niveau anzuheben. Aber wir beschäftigen uns ja viel lieber mit Kriegen in aller Welt, der “Rettung” der Boni unserer Superbanker, die Steigerung des Profits der DAX-Unternehmen usw. Also wird es diese konzertierte Aktion nicht geben. Die Menschheit versagt.
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