Gastautor / 02.06.2016 / 14:00 / Foto: Tony Bowden / 2 / Seite ausdrucken

Freund – Feind – Journalistenfreund

Von Susanne Baumstark

Das war zu erwarten: Nachdem sich der, dem Deutschen Journalistenverband (DJV) angegliederte DJV-Landesverband Berlin-Brandenburg (DJV-BB) eine eigene Meinung zum aktuellen Gauland-Bashing leistete, folgt die öffentliche Bestrafung auf dem Fuß.

„Die Leute finden ihn als Fußballspieler gut. Aber sie wollen einen Boateng nicht als Nachbarn haben“: So die angebliche Aussage von AfD-Vize Alexander Gauland gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS). Der DJV-BB schreibt dazu auf seiner Website, die Äußerung besage nicht, dass Gauland etwas gegen Boateng hat, sondern stelle nur Ressentiments in der Bevölkerung dar. „Man muss schon sehr gewagt interpretieren, um das als Rassismus von Gauland zu sehen.“ Bevor differenziert über diese Frage diskutiert wurde, musste erst einmal „ein veritabler Shitstorm inszeniert werden“. Journalistische Grundsätze würden inzwischen „über Bord geworfen, falls es gegen die AfD geht“. Warum die Medien nur überrascht seien, als „Lügenpresse” beschimpft zu werden? Die FAS habe sich „ganz schön vergaloppiert“, der langfristige Schaden sei kaum abzuschätzen.

Solch Ausscheren aus der harmonischen Journalistenclique durch kritisches Hinterfragen scheint diese in ihrer Befindlichkeit erheblich zu stören. Das Schwarze Schaf wird sogleich geschoren. Die taz spricht über den DJV-BB herablassend als „unbedeutenden Zwergverband“ und der Tagesspiegel zitiert den DJV-Bundesverband: „Ich habe keinen Grund, an der Aussage der beiden Journalisten der renommierten ,Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung’ zu zweifeln, dass sie Gauland richtig zitiert haben“, so Frank Überall. Dem DJV-BB mangele es an journalistischem Sachverstand. „Man sei genervt“, sagt DJV-Sprecher Hendrik Zörner – der sich im Übrigen ganz auf Linie mit EU-Kommission und Justizministerium bezüglich des Verhaltenskodex über Hatespeech befindet.

Indessen zeigt der DJV-BB Rückgrat: Bisher lässt man sich dort nicht zu einer Revidierung zwingen. Sollten sich weitere Journalisten der längst überfälligen Selbstkritik innerhalb der eigenen Zunft stellen, könnte es noch richtig spannend werden.

Susanne Baumstark, Jahrgang 1967, ist freie Redakteurin und Diplom-Sozialpädagogin. Ihren Blog  Luftwurzel finden Sie hier.

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Leserpost

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Thomas Schmied / 02.06.2016

Nun zur Sache: Seien wir mal ehrlich. Talent ist nicht das einzige Kriterium, das zur Einstellung von Journalisten oder zur Veröffentlichungen von Beiträgen führt. Besonders in Zeiten wie diesen spielt Gesinnung dabei vermutlich eine schwer wiegende Rolle. Wer stellt Journalisten ein? Leute, die ebenfalls nicht politisch neutral sind, unterstelle ich mal. Wo haben wiederum diese Leute ihre Pöstchen her? Haben Sie darauf eine Antwort? Wer besetzt die Medien-Chefetagen? Daraus ergeben sich weitere Fragen: Wer beisst schon gerne in den Napf, der einem sein Leckerli garantiert? Da wird mit Zähnen und Klauen das Herrchen verteidigt und der entsprechende Text dann nachträglich seriös getüncht. Ist es schon Verschwörungstheorie, wenn man hier zumindest politische Motive vermutet? Die Natur des Menschen ist nicht nur edel, prinzipientreu und gut. Warum soll das bei Journalisten anders sein - besonders in Zeiten, wo sich so manches journalistische Wunschbild wahr gemacht wird, so mancher alte feuchte Hippitraum in Erfüllung geht und sich alles nun der einbrechenden Realität stellen muß? Da rappelt es, da schwimmen gerade wertvolle Felle weg. Wer täglich die Gleichförmigkeit, die einhellige Regierungstreue, die schwindende Seriosität und die Verbissenheit des gegenwärtigen deutschen Medienzirkusses wahrnimmt, dem wird halt manchmal schon etwas unheimlich. Es sind nicht alle Qualitätsjournalisten mit Anführungszeichen zu versehen - Ausnahmen bestätigen aber auch hier… Bei der “Achse” findet man sie jedenfalls häufiger - die Ausnahmen.

Jost Klinger / 02.06.2016

Am meisten über die Grafik gelacht! Allerdings: Werden da nicht schon wieder die Frauen diskriminiert bei der Darstellung des Pinklers? Ansonsten kann man den Brandenburgern nur MUT und Durchhaltevermögen wünschen!!

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