Gastautor / 23.02.2016 / 06:30 / 9 / Seite ausdrucken

Fremde im Zug

Von Hans-Martin Esser

Gestern im Intercity von Köln nach Berlin.

Ab Hannover stiegen ein kleiner Junge aus Meißen (Sachsen), der gerade erst die 6. Klasse besuchte, in Begleitung seiner Großmutter und - hiervon unabhängig - einer Dame ein, die sich im späteren Verlauf der Fahrt als niedersächsische Lehrerin mit Schwerpunkt Inklusion entpuppte, außerdem eine ältere Dame, die sich als eine Inklusionsbeauftragte der Stadt Hannover zu erkennen gab.

Die Unterhaltung war im Ganzen angenehm mit einer Ausnahme. Der kleine sächsische Junge musste sich vor den Inklusionsbeauftragten verhören lassen, welche Standards Sachsen denn einhalte, was Inklusion angehe. Ähnlich wie Kolonialherren den Besetzten in belehrendem Ton ihre Werte aufdrängen wollen - wir kennen es heute aus "hart aber fair" Sendungen über angeblich unsolidarische Osteuropäer - sprachen die beiden Damen die vorgeblichen Unzulänglichkeiten des sächsischen Systems an, dachten, der kleine Junge sei ein leichtes Opfer aus dem Tal der Ahnungslosen.

Irgendwann fiel dann die Bemerkung von der älteren Hannoveranerin, Sachsen habe ja nach der Wiedervereinigung von Bayern das Schulsystem diktiert bekommen. Das war der Zeitpunkt, da mir der Kragen platzte und ich mich einschalten musste. So sagte ich, Sachsen und Bayern seien die beiden führenden Länder bei der PISA-Studie nebst Thüringen, nicht Niedersachsen.

Fortan war Schweigen. Aber eher von der Art, wie man so unangepasst in ein Gespräch eindringen könne. Schließlich müssen sich Sachsen und Bayern fortwährend als provinzielle Dorfdeppen darstellen lassen in öffentlichen Diskussionen, wobei Ergebnisse nichts, aber Gesinnungen alles zählen.

Hierzu besteht keinerlei Grund. Ich selbst wohne in Nordrhein-Westfalen, einem Bundesland, das bei PISA-Studien im bundesdeutschen Vergleich stets ganz weit hinten liegt. Niedersachsen liegt ebenfalls auf einem beschämenden 10. Platz von 16 Bundesländern. Kein Grund, Sachsen, das in der PISA-Studie einen deutlicheren Vorsprung vor allen anderen Bundesländern hat als der FC Bayern in der Bundesliga, zu belehren. Das ist genauso blödsinnig, als wolle der HSV der Truppe von Pep Guardiola beibringen, wie man kickt. Eine geradezu lächerliche Vorstellung.

Jetzt könnte man diese kleine Unterhaltung als Petitesse abtun. Aber es steht, wie ich es sehe, paradigmatisch für 3 Dinge im Land. Erstens ist es hierzulande weitgehend normal, den Erfolgreichen zu belehren. Der hat dann schön ruhig zu sein, sich den Unsinn anzuhören und zu nicken. Erfolg rührt aus permanenter Selbsthinterfragung. Andersherum hinterfragt ein Erfolgloser sich nicht, weshalb er auch nicht auf einen grünen Zweig kommen wird. Man täte ihm einen Gefallen, ihn zurechtzuweisen, nur glaubt er es nicht. So verlief das Gespräch. Mein Hinweis wurde von den 2 Damen wohl als exotische Einzelmeinung oder gar als schlechtes Benehmen gesehen.

Zweitens zeigt mir die Situation und der Verlauf des Gesprächs, dass es einen tiefen Wunsch im Lande gibt, anderen Menschen zu helfen, egal ob man die Hilfe richtig ansetzt oder nicht. Egal auch, ob die Helfenden unter all dem vielleicht gar leiden. Ein Bogen zur aktuellen Politik bietet sich hier an.

Sachsen ist ja bei der PISA-Studie auch deshalb vorneweg, weil der Freistaat in allen Intelligenzstufen optimal fördert. Dort macht man es gut, was man in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen nur gut meint. Um ein bisschen Öl ins Feuer zu gießen, habe ich auf meiner Facebook-Seite den Disput im Zug gepostet. Es dauerte keine 2 Minuten, bis ich von einem nahen Bekannten sehr angegangen worden bin in einem sehr gereizten Ton, schließlich ist seine Gattin ebenfalls Lehrerin. Um noch eins draufzusetzen, fügte ich hinzu, dass Schüler, die zuvor woanders in Deutschland zur Schule gegangen waren, sobald sie nach Sachsen zögen, fast automatisch ein Fall für Inklusion seien. Schließlich spielt Sachsen im Bereich Mathematik mit dem Weltspitzenreiter Japan in einer Liga.

Wer in Bremen oder Berlin zuvor die Schule besuchte, hat 2 Jahre und mehr Rückstand, wird in Sachsen kaum in den Unterricht zu integrieren sein. Inklusion ist nun einmal die Integration von signifikant Schwächeren. Wer mit Gleichaltrigen in Sachsen zur Schule geht, nachdem er aus einem der PISA-Abstiegsländer gekommen war, wird ein Fall für Inklusionsbemühungen. Das mag hart klingen, es ist inhaltlich aber so.

Drittens sehe ich in der Situation, dass in ein 6 Leute fassendes Zugabteil 2 Inklusionsexperten gleichzeitig einsteigen, nicht einen Zufall, sondern einen Ausweis von Überbelegung von unsinnigen Beamtenstellen.Nachdem viele wesentliche Themen der Ungerechtigkeit in Deutschland weitgehend abgearbeitet sind, müssen sich Beamte ein neues Feld suchen, das vor Ungerechtigkeit geradezu schreit, auch wenn sie die einzigen sind, die diesen vernehmen.

Anstatt in der PISA-Studie generell besser werden zu wollen, was für Länder wie NRW oder Niedersachsen eine Mammutaufgabe von Jahrzehnten wäre, entschied sich mein Bundesland dazu, lieber Inklusion anzugehen, weil das nur ein paar Jahre benötigt im Vergleich zu wirklich anstrengenden Aufgaben. Es ist ebenso wie Gendermainstreaming ein Ausdruck von mangelnder Beschäftigung mit wirklich wichtigen Dingen im öffentlichen Sektor, eine Blase sozusagen.

Bürokraten maximieren ihren Einfluss durch das Auffinden von Themen, die eigentlich keine sind. Man hat nach der großen Verbeamtungs-Welle der 1970er Jahre jetzt eine anstehende Pensionierungs-Welle vor sich, da eben diese 68er Staatsfreunde in die Jahre kommen. Daher müssen unbedingt Themen gefunden werden, die den Einsatz und die Beschaffung von neuen Beamtenstellen rechtfertigen. Ansonsten würden die Stellen nicht mehr besetzt, was ich als Segen sähe, schließlich spart man so Geld.

Daher muss laut mit den Säbeln gerasselt und darauf verwiesen werden, wie dringlich alles ist, was eigentlich nicht wirklich etwas hermacht. Aber wer will schon etwas gegen Behinderte sagen, das muss ein böser Mensch sein, der eine Zurechtweisung verdiente, egal ist dabei, ob man diesen einen Gefallen damit tut. Bewusst stürzen sich Beamte auf vorgeblich Entrechtete wie Refugees oder Behinderte. Wer da etwas sagt, verbrennt sich die Finger oder ist roh und kalt.

Wie viele Schüler müssen per Inklusion gefördert werden? Nicht allzu viele. Dennoch muss es Inklusionsbeauftragte noch und nöcher geben, dass sie sich zufällig im Zugabteil treffen und dort den Ton angeben. Was ich mit Blase meine, ist das Führen von Phantom-Diskussionen, die dann zu neuen Beamtenjobs führen sollen. Diese Blasen entstehen eher durch einen Unter- als durch einen Überdruck. Aber durch die Nicht-Sicherung der Grenzen, also durch Staatsversagen par excellence, haben sich ungeahnte Möglichkeiten ergeben, eine selbstinduzierte Superblase sozusagen.

Beamte können durch ein kolossales Versagen neue Stellen schaffen, gerade auf diese Weise besonders erfolgreich. Wie viele Streetworker, neue Lehrer, Polizisten, Terrorexperten, Sondereinsatzkommandos und so weiter jetzt benötigt werden, da die Grenzen nicht gesichert werden, lässt sich mit der Verbeamtungswelle unter Willy Brandt vergleichen.

Aber mit der Einführung der Phantom-Themen Gender Mainstreaming und Inklusion ist die Öffentlichkeit jedenfalls im Gegensatz zu den 1960er Jahren sozusagen vorbehandelt. Gegenwehr ist zwecklos, es sei denn man ist herzlos. Auch unsinnige Vorhaben werden nicht weiter hinterfragt. Alles schön alternativlos.

Man muss hier die Leser animieren, bei offensichtlichem Unsinn dagegen zu halten. Die niedersächsische Inklusionsdame jedenfalls hat einen ganzen Folterkasten von Inklusionsinstrumenten genannt, der in ihrem Bundesland Usus ist, aber dem sächsischen Schüler vollends unbekannt war. Sachsen hat – und das weist die PISA-Studie nämlich aus – auf breiter Ebene die besseren Schulen, sowohl bei den guten als auch den mittelmäßigen und den lernschwachen Schülern. Die in Sachsen relativ gesehen Lernschwachen werden besser ausgebildet als in anderen Bundesländern, das belegt PISA.

Der Inklusions-Folter-Kasten schafft eher neue – überflüssige - Planstellen als dass es irgendwelche Ergebnisse zeigte. Je besser PISA-Ergebnisse eines Bundeslandes, umso besser die Chancen für Schüler einen Job – auch außerhalb einer Behörde - zu bekommen, egal wie klug sie sind.

Aber die große Blase entspricht auch dem Zeitgeist. Heute wollen 30 Prozent der Uni-Absolventen Beamte werden. Das wären fast griechische Verhältnisse. Der Ausgang ist ja bekannt. Übrigens: als ich die Frau im Zug fragte, was sie denn unterrichte, sagte sie: „Eigentlich Deutsch und Mathe, aber ich mache ja Inklusion, daher weniger Mathe und Deutsch.“ Soll das also bedeuten, dass es dann gar kein Unterricht mehr ist, den ein mit Inklusion betrauter Lehrer macht? Was bedeutet das dann für die Kinder, die nicht förderbedürftig sind, wenn statt Unterricht irgendetwas sonst gemacht wird?

Mein Bekannter hat mir bei Facebook übrigens die UN-Menschenrechtskonvention (Tenor: Inklusion ist alternativlos) und einen Beratungsbogen „Inklusion verstehen“ vom NRW-Schulministerium gepostet anstatt sich auf eine Diskussion einzulassen. Darauf antwortete ich: „Ich lasse ungern das NRW-Schulministerium für mich denken: schließlich ist NRW PISA-Schlusslicht.“

Der sächsische Junge (11 Jahre) übrigens spielte an seinem Tablet-Rechner Statistiken zu allen möglichen Themen durch – hoffentlich lässt er sich nicht aufhalten mit bürokratischen Blödsinns-Diskussionen. Aus ihm wird später etwas, da bin ich sicher.

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Leserpost

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Wolf Mühlbauer / 24.02.2016

Apropos Mathematik: Im Bundeswettbewerb Mathematik belegten letzte Woche 2 Schüler aus Sachsen die ersten Plätze. Bei so viel brainstorming auf dieser Zugverbindung muss man sicher einen erheblichen Zuschlag zahlen, auch wenn er sich nicht immer lohnt. Doch dafür kann die Bahn wirklich nichts.

Georg Gifhorn / 23.02.2016

Die Frage nach der Inklusion fällt mir der Förderschule. Ihr systematischer Abbau stellt ein Ergebnis der UN-Behindertenrechtskommission dar, die seit März 2009 Bund, Länder und Kommunen zur Durchsetzung eines ‘gemeinsamen Unterrichts’ verpflichtet hat. Die rechtliche Grundlage stellt der Artikel 24 der UN-Behindertenrechtskonvention vom 13. Dezember 2006 dar, die am 30. März 2007 von der Bundesrepublik Deutschland ratifiziert worden ist. Ihm zufolge dürfen “Menschen mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung vom allgemeinen Bildungssystem ausgeschlossen werden”. In den Augen ihrer Kritiker erscheint vor allem die Sonderschule als Hindernis für diese Prinzipien. Sie verhindere das Erreichen von Qualitätsstandards und sei für mangelhafte Anschlussfähigkeit an die weitere Beschulung sowie für das Erwerbsleben verantwortlich. In der Konsequenz müsse demzufolge der gemeinsame Unterricht an den allgemeinbildenden Schulen gefördert werden. Die ‘Inklusionsbeauftragten’ stellen eine notwendige Konsequenz aus den UN-Richtlinien dar, die über kurz oder lang auch in Sachsen durchgesetzt werden, wie es ein “erster Aktions- und Maßnahmeplan” vom 30. Mai 2012 umzusetzen meint. Die Umsetzung der Inklusion findet in der Praxis jedoch ihre Grenzen. In allgemeinbildenden Schulen arbeiten nicht genügend Lehrkräfte mit einer sonderpädagogischen Qualifikation. Defacto müssen ordentliche Lehrer die Schüler im gemeinsamen Unterricht beaufsichtigen und Lehrpläne erstellen, für deren Betreuung sie nicht hinreichend ausgebildet sind. Inklusion erweist sich als ein zweischneidiges Schwert. Einerseits lernen Schüler mit Menschen umzugehen, die “anders” wirken. Andererseits bedeutet auch deren Teilnahme am gemeinsamen Unterricht eine Einbuße an Unterrichtsqualität. Wie soll man reagieren, wenn ein verhaltensauffälliger Schüler die Kontrolle über seine Aggressionen verliert? Wie bewertet man eine offenkundige Leserechtschreibschwäche? Wie vermittelt man Wissen an jemanden, der an Autismus leidet? Grundsätzlich geht es doch um die Fragen, ob nicht an einer Förderschule solche Probleme besser gelöst werden könnten und ob sie überhaupt im Widerspruch zum Artikel 24 der UN-Behindertenrechtskonvention steht.

Dieter Sulzbach / 23.02.2016

Interessant! Und vorbildlich, daß sie da interveniert haben! Infragestellung von PISA gab es nicht? Da hätten mich die Argumente der Inkludiererinnen interessiert, besonders der nun ja so gut wie verhinderten “Mathematikerin”. (Das war bei den ersten PISA-Ergebnissen, die ich noch “aktiv” - in Nds. - miterlebt habe, der erste Reflex. Ich denke, das hat sich kaum geändert.)

Werner Geiselhart / 23.02.2016

BaWü ist inzwischen auf dem besten Wege, NRW und Niedersachsen schulleistungstechnisch zu unterbieten. Die Gemeinschaftschulen werden gepushed, die verbindliche Schulempfehlung wurde abgeschafft. Das hat zur Folge, dass die Zahl der Sitzenbleiber in Realschulklasse 5 um 500% gestiegen ist. Gottseidank gibt es jetzt von der Landesregierung erfolgsversprechende Gegenmaßnahmen. Nein, keine Angst, die Schulempfehlung wird nicht wieder eingeführt. Grünroter Logik entsprechend werden stattdessen, man darf raten, ... die Noten in Klasse 5 und 6 abgeschafft. Das letzte Hindernis für den Übergang zur Realschule wird also abgeschafft. Das hat das politisch gewollte Ausbluten der Hauptschule zur Folge, die Realschule wird zur Hauptschule und geht in den nächsten Jahren in der Gemeinschaftschule auf. Dann endlich hat Grünrot das Ziel der Bildungsnivellierung auf niedrigster Stufe geschafft, Inklusionsschüler haben keine Probleme mehr, mitzuhalten. Wie ich gehört habe, freuen sich die Unis schon auf den Ansturm der neuen Schülergeneration;-)

Marc Jenal / 23.02.2016

Ich habe 3 Jahre in einem Inklusionssystem als Lehrer einer Oberstufe gearbeitet. Wer die offensichtlichen Nachteile des Systems anspricht/kritisiert gilt bei Systemverfechtern als unfähig, anpassungsunwillig, unflexibel, überholt und nicht lösungsorientiert/visionär. Der Lehrer soll nach diesem System gleichzeitig die extrem Schwachen bis zum extrem Leistungsfähigen alle adäquat betreuen, bzw. die Kinder zur gegenseitigen Hilfe oder Selbsthilfe anleiten. (starke Schüler werden gezwungenermassen als Gratisvermittler ohne Bezahlung ausgenutzt auf Kosten ihres Vorwärtskommens, obwohl von deren später einmal zu bezahlenden Steuern/geschaffenen Arbeitsplätzen/erbrachten Leistungen auch Schwächere oder Grüne/Linke mit Fantasieprojekten, die bezahlt werden müssen - wie die Inklusion - profitieren würden.) Aufgrund der riesigen Unterschiede fachlich und sozial und mehrerer Gruppen mit unterschiedlichen Betreuungsansprüchen ist eine Anleitung/Kontrolle pro Gruppe durch eine einzelne Lehrkraft oft nur unzureichend möglich. Schüler, welche nicht selbstständig arbeiten können, sind meist völlig überfordert. Eine Klasse mit vielen Querulanten wird v.a. still gehalten, damit Motivierte/Selbstständige wenigstens noch vorwärts kommen können. Einige einzelne Schüler werden dabei von Förderlehrern während einzelnen Lektionen betreut. Der Hauptlehrer sollte dabei durch regelmässige Absprachen den Überblick behalten, wer wo steht und sicherstellen, dass jeder Schüler für seine Verhältnisse Fortschritte macht - oder zumindest diesem Eindruck gerecht wird. (bei gleicher Anzahl Schüler und Lektionen wie im nicht durchmischten System) Die Idee, dass schwächere von stärkeren Schülern profitieren können, halte ich überhaupt nicht für falsch, aber nicht im oftmals vorherrschenden Ausmass oder aus­schließ­lich/absolut! Die langfristigen Folgen für den Leistungsstand einzelner Betroffener sind im Vergleich zu homogener eingeteilten Gruppen teilweise fatal. Als im Beruf stehender Lehrer dies öffentlich anzusprechen kann gefährlich sein, sofern man - trotz allem - seinen Beruf weiterhin ausüben will. Ihr Ansatz, den gemessenen Schulerfolg des Systems als Hauptkriterium zu nehmen (unter Berücksichtigung des Vergleichs von Schülern mit ähnlichen Startvoraussetzungen in einzelnen Ländern und dass nicht jede erlernte Kompetenz messbar ist) ist absolut richtig!

Ronald M. Hahn / 23.02.2016

Es sind solche Artikel, die verhindern, dass ich vollends zum Griesgram werde. Danke dafür. Und auch ich hoffe, dass aus dem sächsischen Jungen was wird.

Elisabeth Bender / 23.02.2016

Unsere Tochter geht als Halb-Japanerin samstags auf die japanische Schule. Dort wird nach dem offiziellen japanischen Lehrplan Japanisch und Mathematik unterrichtet. In Mathematik ist man dort in der 1. Klasse unserer deutschen 2. Klasse dicht auf den Versen. Unsere Tochter kann bereits die ersten 100 von mehreren Tausend Schriftzeichen, die sie in den folgenden 11 noch lernen muss. Murrend paukte unsere Tochter die Schriftzeichen täglich. Wir haben aber nicht aufgegeben. Inzwischen “malt” sie sie mit einer Begeisterung, wofür sie von allen Seiten Bewunderung erntet. Ich hoffe, unser deutsches Bildungssystem und die allgemeine permissive Haltung hierzulande wird meiner Tochter die Freude am “Pauken” nicht vergraulen. Übrigens müssen die Kinder bereits gespitzte Stifte in die Schule mitbringen, damit keine Zeit mit unnötigen Dingen vertan wird! Ein Besuch in der japanischen Samstagsschule für unsere Lehrer, unser Kultusministerium und mancherlei Eltern ebenso, könnte ihnen die Augen öffnen, wie Schule zu funktionieren hat und dass dabei keineswegs gleichgeschaltete, verkorkste Kinder entstehen.

Gerd Brosowski / 23.02.2016

Sehr geehrter Herr Esser, nach 40 Jahren Schuldienst am Gymnasium, zuletzt 26 Jahre als Direktor eines naturwissenschaftlichen Gymnasiums, möchte ich Ihnen sagen: Zustimmung in fast allen Punkten, nur in einem nicht: Sie sollten PISA nicht so ernst nehmen. Dieser Test ist – entgegen dem, was die interessierten Test-Institute dazu sagen – trainierbar; er testet ein paar Fertigkeiten, die mehr oder weniger mit schulischem Lernen zu tun haben, und das war es denn. Wirklich aussagekräftig sind Beobachtungen, die Sie so en passant nennen, die aber zeigen, dass Bayern und Sachsen tatsächlich weit vorn liegen: Dort stehen Lernen und Unterrichten im Mittelpunkt, dort wird mehr und gründlicher gelernt als anderswo. Dort ist die ganze Projektwirtschaft – von Ihnen treffend als „Blasen“ bezeichnet – ein Randphänomen. Daher kommen die schlimmen Rückstände – in den Lerninhalten(!) – der Schüler, die aus einem der rot-grünen Länder nach Sachsen kommen. Übrigens eine Episode dazu, die mir Sachsen ein Leben lang sympathisch gemacht hat. Es war während einer Sitzung einer Konferenz, an der Schulleiter von Gymnasien aus dem ganzen Bundesgebiet teilnahmen. Zugegen war der Staatssekretär im sächsischen Kultusministerium. Aus Gedankenlosigkeit rutschte ihm das Wort von der „Entrümpelung der Lehrpläne“ heraus.  Ich fuhr zornig auf und sagte ihm, dass dieses Wort ehrenrührig sei; unsereiner habe im Laufe seiner Dienstzeit sicherlich viele Fehler gemacht, aber niemals hätte ich den Kopf meiner Schüler mit Gerümpel angefüllt. Ob er denn wisse, was so alles unter den Begriff des Gerümpels in diesem Zusammenhang falle, u.s.w.. Was tat der Mann? Er hielt inne, dann entschuldigte er sich und versprach, diesen üblen Begriff niemals mehr zu verwenden. Chapeau!

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