Lieber Herr Rietzschel, vielen Dank für Ihren Artikel. Vor einigen Stunden habe ich in einem der hiesigen Supermärkte einen Flyer der Rot-Revolutionären Jugend gefunden. Zunächst las ich nur die Überschrift „Frauen – wehrt Euch und kämpft!“ und dachte vor dem Hintergrund der Kölner Silvesternacht, dem Mord in Kandel etc.: „Jawoll!“ Dann entdeckte ich Hammer und Sichel und dachte: „Ach nee!“ Besonders Ihre Ausführungen im zweiten Absatz des Artikels kann ich nur bestätigen. In dem Text des Flyers wird u.a. Bezug genommen auf den Fall einer Frau in Hameln, die von ihrem Mann misshandelt, hinter ein Fahrzeug gebunden und mitgeschleift wurde. Ich glaube, dieser Fall erlangte bundesweit Aufmerksamkeit. Ursache für diese unfassbare Tat ist selbstverständlich das “imperialistische Unterdrückersystem” und nicht eine islamisch geprägte archaische Kultur, in der Frauen nichts wert sind. Lange Rede, kurzer Sinn. In dem Supermarkt lag ein ganzer Stapel dieser Flyer. Ich habe sie im Altpapier entsorgt, obwohl sie in meinen Augen eher in die Kategorie „Sondermüll“ gehören. Das war meine gute Tat am Weltfrauentag.
Heute in b5 aktuell…. Ein Bericht ueber irgendeinen ʼwalkʼ in Nürnberg. Gefuehlt 15 Minuten. Am Ende…. Es werden 300 Teilnehmerinnen erwartet. Wooooooo.
Ja, ich habe den Tag der Frau einfach deswegen vergessen, weil ich mich seit längerem selbst als Frau fühle und sich meine Frau zum Mann gegendert hat. Wenn wir uns demnächst für die weibliche Form der Homosexualität entscheiden, könnte der Frauentag vielleicht wieder Aufmerksamkeit bei uns finden. Vielleicht mache ich aber auch wieder auf Macho und halte mir mehrere Ehefrauen, die dann am Frauentag auch feiern dürfen. Es gibt so viele Möglichkeiten in unserer aufgeklärten Zeit! Ich sehe jedenfalls im Frauentag kein Ritual einer irgendwie totalitären Ideologie.
Am 8. März ruft der Sozialismus nicht, er kichert nur leise. Fragen Sie Sich doch mal, welcher Logik der eigene Egoismus des Sozialistenfunktionärs folgen sollte. Ich behaupte, kein einziger Funktionär der Linken möchte im Sozialismus leben. Das ist ein Phantom, das nur in den Diskussionen offener Gesellschaften eine Sinn macht. Deshalb den Frauentag runtermachen, Herr Rietzschel? Bei der Erfindung des Valentinstages zur Vermeidung eines Monats der Produktivitätsflaute im Gärtnergewerbe gibt es wohl keine Bedenken, keine Häme, kein Spott?
Nun werden unzählige Berufe auch mit Feiertagen geehrt, wobei ideologischen Wurzeln keine Rolle spielen. Es müssen ja nicht rote Nelken verteilt werden, wobei es mich kalt lässt wenn Lafontaine seine Sahra damit beglückt. Aber mein Lieblingssender Klassik - Radio hat sich was sehr Nettes ausgedacht. Da wurde kaum bekannte Musik von Komponistinnen herausgesucht und den ganzen Tag über versendet. Dabei durfte ich lernen, dass Anna Amalia von Braunschweig-Wolfenbüttel, spätere Herzogin von Sachsen - Weimar - Eisenach, eine bedeutende Komponistin war und den Grundstock für das Weimarer klassische Kulturzentrum legte. Das ist doch was, oder ?
Die bekannteste Feministin des letzten Jahrhunderts Simone de Beauvoir hat kurz vor ihrem Tod resigniert festgestellt: “Emanzipation hat gar nichts gebracht. Frauen wollen immer nur Männer mit Geld, Macht und Status”. Dem ist nichts hinzuzufügen.
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